Serie | Krisentagebuch: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Wolfgang Bivour, Pilzberater und ehemaliger Meteorologe aus Satzkorn.
Potsdam - Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Mein Alltag hat sich nicht wesentlich geändert. Ich bin Rentner, meine Frau ist ebenfalls nicht mehr berufstätig. So sind wir es gewohnt, den ganzen Tag über zusammen zuhause zu verbringen, ohne uns ins Gehege zu kommen. Ich bin kein Stadtmensch und habe in Haus und Garten immer etwas zu tun, besonders jetzt im Frühjahr. Wenn das Wetter es zulässt, bin ich also an der Luft, hin und wieder auch mal im Wald, auch wenn mit Pilzen, zumindest den essbaren, zurzeit noch nichts los ist. Ich warte auf das Erscheinen der Morcheln und hoffe, dass die Kälte jetzt vorbei ist. Kleinere Änderungen gibt es natürlich notgedrungen. Sportliche Betätigungen, Exkursionen in der Gruppe oder zum Beispiel Geburtstagsfeiern fallen aus. Das ist gewöhnungsbedürftig. Die Bedarfsplanungen zielen jetzt auf eine etwas längere Zeit als sonst. Wird ein Gang in den Baumarkt notwendig, überlege ich mir schon genauer, was ich in der nächsten Zeit brauche, denn ewig in der Warteschlange vor dem geregelten Einlass zu stehen, ist wenig amüsant.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Ein bisschen betrübt macht mich die Aussicht, dass mykologische Tagungen und Exkursionen in den nächsten Wochen nicht möglich sein werden.
Was ärgert Sie am meisten?
Hamsterkäufe. Ich versteh’s nicht. Solches Verhalten ist dumm, egoistisch und unsozial. Ich glaube aber auch, dass die Medien als Multiplikator der politischen Entscheidungen und Vorgaben zur Eindämmung des Virus und der oft widersprüchlichen Statistiken an dieser Angst und Panik einen gehörigen Anteil haben. Sicher ist eine sachliche Information richtig und wichtig. Ich brauche aber nicht jeden Abend ein Corona-Spezial auf allen Kanälen, das nervt. Gut ist, dass die Politik Geld locker macht, um das Gesundheitssystem zu unterstützen und Unternehmen und damit viele Arbeitnehmer vor dem finanziellen Ruin zu bewahren.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Endlich hat sich die Politik mal so schnell bewegt, wie man es eigentlich auch ohne Krisenzeiten erwarten könnte. Und endlich sind mal sowohl innerparteiliche Querelen als auch das ständige gegenseitige Ausbremsen der Parteien nicht mehr so wichtig. Da bringt Corona wenigstens einen positiven Nebeneffekt!
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Man halte sich möglichst an die verordneten Regeln. Entspannt bleiben, hilfsbereit und freundlich, frische Luft schnappen und abwarten, bis der Spuk vorbei ist!
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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