Serie | Krisentagebuch: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Mathias Selbach, der im Kinderclub Junior des SC Potsdam arbeitet und in der Jägervorstadt lebt.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Aufgrund der aktuellen Maßnahmen müssen ich und mein Team unsere Arbeit komplett neu und kreativ ausrichten. Wir wollen aktiv bleiben und dabei helfen, die Kinder und deren Familien durch diese schweren Zeiten zu begleiten. Das ist nicht immer leicht. Privat bin ich mit meiner Frau in der glücklichen Situation, einen kleinen Garten zu haben, so dass man sich bei dicker Luft auch mal aus dem Weg gehen kann. Da meine Frau Spanierin ist, schauen wir über die Grenzen hinaus. So bestimmt Corona unseren Alltag gleich doppelt.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Vieles! Ich denke, es täte mir gut, das Handy öfter mal liegen zu lassen und nicht immerzu den Newsblog zu refreshen. Wie vielen anderen auch fehlt mir das Licht am Ende des Tunnels Ich ertappe mich auch häufig dabei, wie ich zum Beispiel im Supermarkt regelrecht zusammenzucke, wenn mir jemand zu nahe kommt. Was meine Arbeit betrifft, gelingt es mir leider auch nicht, alle Kinder zu erreichen, die es vielleicht gerade nötig hätten.
Was ärgert Sie am meisten?
Ich denke, ein Großteil der Menschen ist mit der aktuellen Situation absolut überfordert, daher bringt es wenig, sich über Sachen aufzuregen. Fehler müssen in dieser Situation erlaubt sein. Mich ärgert, dass es dieses unsägliche Virus gibt, dass es uns das Leben so schwer macht.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Ich freue mich über Menschen, die aktiv bleiben. Davon gibt es unzählige. So war ich mit der wunderbaren Marita Erxleben und Mitarbeitern der AWO auf Drewitzer Innenhöfen mit einer Tanzperformance unterwegs. Ich bin stolz auf meinen Bruder, der über Facebook Menschen live zu Mitsing-Konzerten einlädt.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Ich mache mir große Sorgen über die Zeit nach Corona. Da viele Menschen aktuell nur wie in einer Art Autopilot funktionieren sehe ich einen großen Kater auf uns alle zukommen, wenn alle realisieren, was los ist. Ich wünsche mir, dass die Menschen es schaffen, miteinander über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen. Jeder hat gerade Angst. Ich wünsche mir, dass die Solidarität noch viel Ausdauer zeigt und kein Mensch verloren geht.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier