Serie | Krisentagebuch: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Carolin Huke, Filialleiterin des Wohn- und Dekogeschäfts Butlers.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht ihr neuer Alltag aus?
Als mein Laden schließen musste, wusste ich sofort: Ich will helfen, rumsitzen ist nicht meins! Jetzt bin ich bei mehreren Nachbarschaftsseiten als Coronahelferin registriert und helfe in einem Lebensmittelladen aus. Aber mir fehlte auch mein Sport. Deshalb biete ich Nachbarschaftssport im Freien an, der super angenommen wird. Jeden Sonntag stelle ich mich in den Innenhof, die Nachbarn können von ihren Balkonen oder auf dem Rasen mitmachen. 30 Minuten Bewegung, Spaß, frische Luft, Gemeinsamkeit! Außerdem engagiere ich mich als „Pinker Engel“ für Kultür Potsdam und telefoniere mit den Gästen. Wenn ich eins kann, dann ist es reden und zuhören.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Die Kontaktbeschränkungen sind für mich am schwersten zu ertragen, denn ich bin ein sozialer Mensch, der über Freunde und Gespräche seine Energie zieht. Ich fiel erst einmal für ein, zwei Tage in ein kleines Loch. Die, die ich früher umarmt habe, kann ich auf einmal nicht mehr umarmen. Die Treffen mit Freunden, die Kinder haben, fallen weg, viele isolieren sich selber. Für mich ein harter Schlag, aber ich verstehe es total. Der zweite schwerwiegende Punkt war das Wegbrechen meiner geliebten Kultur. Auch wenn es viele tolle digitale Angebote gibt, ich bin kein Mensch, der virtuell ins Museum geht. Ich brauche die Umgebung, den Flair und das Wuseln der Menschen um mich herum.
Was ärgert Sie am meisten?
Im Einzelhandel kommt es sehr oft vor, dass vor allem von älteren Menschen der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Sie kommen immer noch zu nah, letztens wurde ich sogar berührt. So etwas ärgert mich, gerade diese Semester versuchen wir ja zu schützen. Auch dass Senioren in Stoßzeiten einkaufen gehen, nur wegen einer Zeitschrift und eines Kuchens, verursacht bei mir immer wieder Kopfschütteln, Unverständnis und ja, Wut.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Ich erfreue mich an vielen Dingen: Mein Sonnenplatz auf dem Balkon, das Beobachten der Vögel im Vogelhaus – Mindestabstand ist da ein Fremdwort – , meine neue innere gewonnene Ruhe. Was mich aber am meisten freut, ist, dass ich Menschen helfen kann, die es noch schwerer getroffen hat als mich.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Einen To-do-Zettel anlegen, damit einem nicht die Decke auf den Kopf fällt. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man wieder etwas abstreichen kann.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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