Serie | Krisentagebuch: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Jenny Gartemann,Inhaberin des Einrichtungsgeschäftes Raumspot Home & Interior.
Potsdam - Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Aktuell starte ich zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr in den Morgen. Vor der Krise war es schon gegen 5 Uhr. Der Tag beginnt mit etwas Sport, danach geht es an meinen Esstisch. Der ist zu einer Arbeitsfläche umfunktioniert worden. Links der Stapel für die Bürotätigkeiten, rechts die Einrichtungsplanungen. Würden die Katzen das nicht immer durcheinander bringen, würde es sehr gut aussehen. Wenn es Mittag ist, gehe ich mit meinem Hund eine Runde spazieren und merke, wie schön Potsdam immer noch aussieht. Am Nachmittag plane ich meistens Einrichtungen für meine Kunden. Ich habe mehr Zeit, mich in Einrichtungsplanungen reinzudenken, weil ich weniger vom Geschäft abgelenkt werde. Definitiv eine Sache, die ich beibehalten werde.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Am schwersten fällt mir, dass wir die tollen Restaurants und Bars nicht besuchen können. Und der persönliche Kontakt mit den Kunden fehlt auch. Es ist toll, was alles digital möglich ist – aber das Gefühl in einem Raum zu stehen und sich vorzustellen, was man erschaffen kann, wird sich digital nicht ersetzen lassen.
Was ärgert Sie am meisten?
Wenn Menschen glauben, dass das Coronavirus auf die leichte Schulter zu nehmen sei, ärgert mich das schon sehr. Ich möchte kein Träger des Virus sein und meine Liebsten anstecken. Meine Eltern gehören zu dem Kreis der Risikogruppe. Meine Mutter und ihr Zwilling hatten in diesen Tagen Geburtstag. Eine Umarmung oder ein Familiendinner in großer Runde gab es nicht. Ich weiß, das stimmt meine Mutter besonders traurig.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Mein Geschäft ist geschlossen, das ist für mich als Unternehmerin im Gründungsjahr kein leichtes Los. Ich habe viele Kunden, die mich unterstützen und Lust haben, ihr Zuhause neu zu gestalten. Ich bin überrascht, wie viel Farbe ich per Lieferung verkauft habe. Viele Zimmer in Potsdam müssen jetzt neu erstrahlen.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Die aktuelle Situation verlangt viel Disziplin und mentales Durchhaltevermögen. Wir sollten es als Chance sehen, neue Wege und Gedanken aufzugreifen. Und wem doch die Decke auf den Kopf fällt, der kann sie ja wenigstens neu streichen.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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