Serie | Krisentagebuch: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Anne Braun (34), Grafikdesignerin, die in der Jägervorstadt wohnt.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Mein Arbeitspensum war in den ersten Wochen der Krise wesentlich höher, da für viele Potsdamer Unternehmen und Gastronomen der Kommunikations- und Organisationsbedarf anfangs besonders hoch war. Da musste ich flexibel sein und spontan einspringen. Einige Aufträge wurden wiederum im Affekt erst mal auf Eis gelegt. Dafür sind neue Projekte umgesetzt worden, wie Aufkleber für Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen, welche einer meiner Kunden jetzt erfolgreich verkauft. Da ich als Grafikerin schon vorher im digitalen Bereich gearbeitet habe, hat sich mein Alltag kaum verändern. Für mich hat sich digitale Kommunikation im Arbeitsleben schon vorher als effektivere Arbeitsweise bewährt. Ich verbringe jedoch mehr Zeit zu Hause, was sich in einer opulenten Balkongestaltung dieses Jahr widerspiegelt.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Ich musste einen Flug nach Kanada zu einer guten Freundin absagen, die ich lange nicht gesehen habe. Das ist sehr schade, aber es hätte mich schlimmer treffen können. Ansonsten fallen mir die Einschränkungen, gemessen an der bisher vergangenen Zeit, nicht sonderlich schwer. Darüber bin ich sehr dankbar. Gleichzeitig fehlt mir aber auch die längerfristige Planung freiwilliger Projekte und Aktivitäten mit anderen Kreativen zum Beispiel im Rechenzentrum, wo ich mein Büro habe. Eigentlich hätte ich jetzt viel mehr Zeit für die Umsetzung kreativer Ideen für neue Illustrationen und den Austausch mit anderen Illustratoren auf meinem Instagramprofil, was mir vor der Krise viel Spaß gemacht hat. Aber dazu fehlte mir wohl bisher noch die Ruhe und Gelassenheit.
Was ärgert Sie am meisten?
Mich ärgert es, dass jeder die Situation anders wahrnimmt und einige mehr, andere weniger bereit sind, Verantwortung bei der Einhaltung der Maßnahmen zu übernehmen. Mich ärgert aber auch, dass ich mich darüber ärgere.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Ich freue mich sehr über das professionelle Lieferangebot einiger Gastronomen in Potsdam wie Le’s Cyclo und die Bar Fritz’n. Die machen einen tollen Job.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Ich persönlich halte nicht viel davon, in der Krise eine Chance zu sehen, weil ich Sorgen, Ängste und Probleme berechtigt finde, denn die Situation ist eine enorme Belastung. Aber man sollte auch ehrlich sein und sich fragen, in welchem Bereich man zu viel Verantwortung übernimmt und welche Konsequenzen man aktuell und in Zukunft für seine Situation zieht. Viele Probleme sind ehrlicherweise nicht erst durch die Krise entstanden, sondern wurden nur verstärkt. So ist mir beispielsweise nochmal bewusst geworden, wie wichtig finanzielle Absicherung ist und frage mich, wie viele Rücklagen man in der Selbstständigkeit aufbauen sollte.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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