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Uta Gerlant von der Gedenkstätte Lindenstraße.
© Ottmar Winter PNN

Serie | Krisentagebuch: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Uta Gerlant, Leiterin der Gedenkstätte Lindenstraße in der Innenstadt.

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.

Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Ich hatte ein paar Tage Urlaub und habe mich um den Garten gekümmert. Zuallererst aber musste der Gedenkstättenbetrieb umorganisiert werden: Schließung für die Öffentlichkeit, Umorganisieren der Arbeit, Kommunikation mit den Zuwendungsgebern. Durch das Homeoffice spare ich Wegezeit. Es lässt sich konzentrierter arbeiten. Zugleich können wir kaum planen, weil nicht klar ist, wie lange der jetzige Zustand anhalten wird.

Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Mir fehlen direkte Begegnungen. Es ist ein Unterschied, ob ich Menschen nur am Telefon höre oder am Bildschirm sehe oder ob ich mich mit ihnen in einem Raum befinde. Drastischer ist aber die Situation von einsamen, alten, kranken und sterbenden Menschen. Oder jenen, die jetzt zu Hause Zwang und Gewalt ausgesetzt sind.

Was ärgert Sie am meisten?
Die Rücksichtslosigkeit von Leuten, die glauben, sie würden selbst nicht betroffen sein und es sei egal, wie sie sich verhalten. Vielleicht sollten wir nicht von dem Virus sprechen, also einem einzigen, abstrakten Etwas, sondern von Viren – unzählbaren, kleinen, unsichtbaren, heimtückischen Angreifern. Das meine ich ganz realistisch, Panik hilft uns erst recht nicht.

Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Ich finde es erstaunlich, wie schnell viele Menschen umdenken und sich konstruktiv in die neue Situation einbringen, wie sie Phantasie und Improvisationstalent entwickeln. Das reicht vom Nähen von Gesichtsmasken bis zu neuen digitalen Angeboten. Hilfreich ist auch, wie Politik und Verwaltung rasch und mit Augenmaß klare Entscheidungen getroffen haben. Und ich freue mich, dass Folgen für den Rechtsstaat offen diskutiert werden.

Ihr persönlicher Tipp für den Umgang mit der Krise?
Die Krise gibt uns die Möglichkeit, uns selber neu zu erleben, und hoffentlich Reserven in uns zu entdecken, die wir auch danach weiter nutzen können. Aber wir sollten uns nicht in unsere Schneckenhäuser zurückziehen. Wir brauchen Klugheit, ein neues Miteinander und Geduld.

Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen

Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag

Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt

Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher

Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern

Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet

Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer

Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut

Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag

Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen

Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu

Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga

Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich

Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance

Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor

Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor

Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten

Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels

Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor

Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun

Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten

Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel

Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird

Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen

Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel

Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur

Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen

Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache

Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren

Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig

Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe

Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz

Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf

Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe

Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet 

Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann

Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf

Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent

Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik

Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren

Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad

Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen

Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen

Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens

Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen

Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen

Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten

Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest

Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg

Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen

Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig

Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre

Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente

Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen

Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier

Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz

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