Serie | Krisentagebuch: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Marianne Seibert (72), Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Seit zehn Wochen verbringe ich 95 Prozent meiner Zeit in der Wohnung. Ich gehöre wegen meiner Grunderkrankung Multipler Sklerose und wegen meines Alters zur gefährdeten Gruppe. Daher mache ich möglichst alles von zu Hause aus. Kontakte über Telefon- oder Videokonferenzen sind zwar eine Möglichkeit, aber der persönliche Kontakt fehlt.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Nirgendwo mehr hingehen zu können und keine anderen Menschen mehr treffen zu können, wie die Familie oder andere Betroffene, das ist schon schwer. Die Wärme und Geborgenheit, die ich zu Hause habe, sind schön. Aber das gleicht den fehlenden Kontakt zu anderen Menschen nicht aus.
Was ärgert Sie am meisten?
Mich ärgert, dass Menschen diese Zeit, die für alle schwer ist, immer wieder herunterspielen, indem sie an Verschwörungstheorien glauben oder Maßnahmen, die der Bund erlassen hat, missachten. Zum Beispiel, wenn man hört, dass Mitarbeiter in den Supermärkten angegriffen werden, wenn sie auf die Maskenpflicht verweisen. Oder Polizisten angegriffen werden, wenn sie darauf aufmerksam machen, dass Gruppenansammlungen nicht erlaubt sind. Darüber ärgere ich mich sehr. Auch darüber, dass einige Parteien so unvernünftig sind.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Dass eine Lockerung von den Einschränkungen in Kraft getreten ist. Es nun wieder die Möglichkeit gibt, rauszugehen in die Natur und mit anderen in Kontakt zu treten, auch wenn man weiter Abstand halten muss. Ich kann nun wieder nach Sanssouci oder auf die Freundschaftsinsel. Das hat mich in den letzten Tagen sehr gefreut.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Seien Sie vorsichtig, trotz allem. Denn nur so können wir gemeinsam die Krise überwinden. Gehen Sie nicht sorglos mit Ihrer Gesundheit um und halten Sie Abstand. Auch wenn man denkt, dass man jetzt wieder alles machen kann, sollte man aufpassen und daran denken, dass die Krise jederzeit wiederkommen kann. Alles geht, bloß anders!
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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