Serie | Krisentagebuch: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Max Schäfer, Schüler der 11. Klasse der Voltaire-Gesamtschule, aus Potsdam-West.
Potsdam - Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Dein neuer Alltag aus?
Ich habe keinen mehr. Bei mir ist vieles anders. Wir kriegen unsere Homeschoolingaufgaben immer am Anfang der Woche. Ich versuche, die dann so schnell wie möglich abzuarbeiten, um den Rest der Woche Freizeit zu haben. Oder auch nicht. Ich helfe zum Beispiel meinen Eltern bei der Renovierung einer Wohnung in unserem Haus. Ich habe mir jetzt auch ein gebrauchtes Motorrad gekauft. Sozusagen Corona-Beschäftigungstherapie. Da ist jetzt die Challenge, es wieder zum Laufen zu bekommen. Nebenbei gehe ich arbeiten, um mir Geld dazuzuverdienen. Wir räumen Wohnungen aus und machen Umzüge. Irgendwie muss ich ja das Motorrad finanzieren. Und quasi als sportlichen Ausgleich versuche ich, mit meinem Bruder am Wochenende am Kahleberg in Waldstadt klettern zu gehen. Da sind mittlerweile auch wieder recht viele Leute, man merkt auch da, wie Potsdam wieder langsam erwacht.
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Was fällt Dir in der momentanen Situation am schwersten?
Nicht einfach alle Kontaktbeschränkungen zu ignorieren und ’ne fette Party zu feiern. Ich würde mich am liebsten mit meinen Freunden an den Heiligen See setzen und Bier trinken oder Baden gehen. Oder einfach mal jemanden ganz fest drücken. Klar versuche ich ein paar Leute immer mal wieder einzeln zu treffen, aber das ist einfach nicht dasselbe. Wenn das alles vorbei ist, wird das eines der ersten Dinge sein, die ich machen werde: Eine fette Party machen.
Was ärgert Dich am meisten?
Immer dasselbe in den Nachrichten zu hören. Am Anfang habe ich zeitweise völlig auf Nachrichten verzichtet, weil mich das so genervt hat. Es gab nichts anderes. Nur Corona, Corona, Corona. Zum Beispiel in Brasilien nimmt momentan die Regenwaldabholzung immer weiter zu. Ich will nicht sagen, dass Corona nicht wichtig ist. Es ist vielleicht das Schlimmste, was die Weltbevölkerung bis jetzt zusammen durchmachen musste. Aber trotzdem finde ich es wichtig, nicht alles dem einen Thema unterzuordnen.
Worüber hast Du Dich in den letzten Tagen gefreut?
Über meine bestandene theoretische Führerscheinprüfung. Ich habe dafür auch fast ein halbes Jahr lang jeden Tag geübt. Das ist bis jetzt mein schönstes Erlebnis in der ganzen Zeit.
Dein persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Ich persönlich würde mir ein Projekt suchen. Dann wird man vom Alltag abgelenkt. Es ist, glaube ich, manchmal ganz gut, allein zu sein und etwas für sich selbst zu tun. Man könnte Sachen machen, für die man sonst keine Zeit hat.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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