Serie | Krisentagebuch: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Marie-Luise Glahr, die in der Nauener Vorstadt lebt und die Bürgerstiftung Potsdam leitet.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Ein Mann, drei Kinder im Homeschooling, drei Hunde, Versorgung gefährdeter Eltern, Nachbarschaftshilfe im Altenheim nebenan – es gibt gut zu tun. Für die Bürgerstiftung sitze ich viel allein an Rechner und Telefon, liefere aber auch PotsPRESSO-Becher aus, denn für unsere Partner-Cafés und Bäckereien ist der Außer-Haus-Verkauf derzeit existenziell wichtig und wir freuen uns, sie dabei unterstützen zu können.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Ich vermisse das Wir-Gefühl des Teams, die direkten Begegnungen und Aktivitäten. Mit den ersten Frühlingsstrahlen wollten wir kostenlose Ausfahrten für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen in unserer Fahrradrikscha „Bürgermobil“ starten. Doch die sitzen jetzt fest in ihren Wohnungen und Seniorenheimen – und es bricht mir fast das Herz, dass draußen die Sonne scheint und wir nicht gemeinsam rauskönnen, obwohl gerade das jetzt so wichtig wäre.
Was ärgert Sie am meisten?
Verschwörungstheorien, Argwohn und Schuldzuweisungen. Solidarität und gegenseitige Hilfe sind jetzt wichtig, nicht Ab- oder Ausgrenzung. Und ich habe Angst, dass Corona viele wichtige Themen verdrängt, wie Klima- und Umweltschutz, Hilfe in Lesbos und überhaupt eine stabile demokratische EU.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Neben den Glücksmomenten in der Familie, ist es für mich schön, dass viele Stiftungsprojekte weiterleben: Unser erstes Buch „Angekommen in Potsdam“ ist auf dem Weg in den Druck, ein sehr berührendes Kaleidoskop über Flucht, Ankommen, Integration und Toleranz in Potsdam. Unsere Spieltische, die „Bürgerbänke“ für das analoge Spiel in Hof und Garten helfen gegen Langeweile. Saatgut-Tütchen der „Potsdamer Bienenwiese“ werden eingesät für den guten Zweck und diesen Samstagabend steigt in unserem (leider noch virtuellen) Bürgertreff „Buntes B“ live aus dem Klosterkeller der erste #klosterstream von Robert Bernier mit befreundeten Musikern in Kleinstbesetzung – eine Karaoke-Wunschkonzert-Nacht. Darauf freue ich mich sehr!
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Nach anfänglicher trauriger Schockstarre inklusive Dauersnacken und vorgezogener Happy Hour, ruhelosem Auf- und Ausräumen, geht es mir jetzt deutlich besser mit (etwas) Joggen und Zoom-Yoga und Konzentration auf eine positive Zukunft und die Frage, was ich dazu beitragen kann.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität