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Julia Förster.
© privat

Serie | Krisentagebuch: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Julia Förster, die als Sozialarbeiterin im Jugendclub Alpha am Schlaatz arbeitet.

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.

Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?

Aufgrund der Corona-Pandemie ist bisher auch unser Jugendclub Alpha geschlossen. Um trotzdem mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben, haben wir unsere analogen Wochenangebote auf unsere Social-Media-Kanäle übertragen. Jeden Tag überlegen wir uns neue Posts und kurze Videos zu Themen wie Gärtnern, Essen, Filme oder geben Anleitungen für Selbstgemachtes. Auf unseren Kanälen stehen wir bei Fragen und Nöten bereit – das ist „Alphas Sprechstunde“.

Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?

Mir und meinen Kollegen fehlt der direkte Kontakt mit den Jugendlichen sehr. Natürlich macht es Spaß, sich noch mehr mit der digitalen Jugendarbeit auseinanderzusetzen, weil wir damit nah an der Lebenswelt der Jugendlichen dran sind. Ich finde es toll, wie viel momentan in diesem Bereich in Bewegung kommt. Nichtsdestotrotz sind diese Angebote anonymer. Abgesehen davon vermisse ich natürlich Kunst und Kultur oder einfach abends mit Freunden Essen zu gehen.

Was ärgert Sie am meisten?

Mir kommen bei den Diskussionen um Lockerungen die Belange der Kinder und Jugendlichen definitiv zu kurz. Insbesondere derer, die es schwerer haben als andere, sei es zum Beispiel aufgrund der familiären oder finanziellen Situation. Für unsere Zielgruppe am Schlaatz wird die Krise sicherlich auch langfristig einige Problemlagen verschärfen.

Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?

Über die kleinen Dinge, die man plötzlich wieder zu schätzen weiß – wie skypen mit Freunden, die wundervolle Natur rund um Potsdam oder die ganzen Onlineangebote von Theatern. Und natürlich über den langersehnten Regen.

Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?

Ich habe von 2012 bis 2013 ein Jahr in Kairo gelebt. In dieser Zeit des Umbruchs und der Krise in Ägypten habe ich dort gesehen, wie schlecht es Menschen gehen kann. Mir hilft es sehr, mir bewusst zu machen, dass wir in dieser Krise trotz allem ein sehr gutes Leben haben, ohne einen lebensbedrohlichen Mangel erleiden zu müssen. Dieses Glück haben nicht viele Menschen auf der Welt. Das sollten wir uns täglich vor Augen führen.

Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen

Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag

Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt

Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher

Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern

Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet

Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer

Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut

Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag

Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen

Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu

Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga

Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich

Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance

Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor

Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor

Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten

Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels

Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor

Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun

Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten

Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel

Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird

Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen

Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel

Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur

Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen

Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache

Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren

Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig

Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe

Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz

Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf

Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe

Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet 

Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann

Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf

Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent

Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik

Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren

Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad

Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen

Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen

Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens

Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen

Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen

Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten

Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest

Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg

Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen

Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig

Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre

Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente

Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen

Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier

Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz

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