Serie | Krisentagebuch: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Christine Handke (53), die Direktorin des Potsdamer Filmmuseums.
Potsdam - Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Seit dem ersten Schließtag am 13. März arbeite ich weiterhin täglich von meinem Büro aus im Filmmuseum Potsdam. In den ersten Wochen war es dort situationsbedingt sehr einsam, jetzt bekomme ich langsam wieder Gesellschaft von Rückkehrern aus den Home-Offices, was mich sehr freut. Der Alltag wird aber noch von Video- und Telefonkonferenzen bestimmt.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Meine Eltern und Freunde nicht in die Arme nehmen zu können, ist schon schwer für mich. Auch ist die Kommunikation mit Mund-Nasen-Schutzmasken im öffentlichen Leben ziemlich beschwerlich. Mir fehlt die Mimik meines Gegenübers. Manchmal merkt man nicht, ob der Angesprochene die Mundwinkel hinunterzieht und genervt ist oder lächelt.
Was ärgert Sie am meisten?
Die Planungsunsicherheit für die Wiederaufnahme unseres Kinobetriebs. Hier braucht es dringend ein bundesweit einheitliches und abgestimmtes Vorgehen.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Das war die Wiedereröffnung unseres Museums, zunächst mit der ständigen Ausstellung „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ seit Donnerstag, dem 14. Mai. Das erzeugte ein großes Aufatmen. Die ersten Besucher standen eine halbe Stunde vor Eröffnung an der Tür. Die kleinen Schritte in Richtung Normalität erfüllen unsere Gäste und Mitarbeiter gleichermaßen mit Freude und Dankbarkeit. Gefreut habe ich mich auch, dass wir dank der Lockerungen nun auch am Sonntag, zum Internationalen Museumstag, die Schau bei freiem Eintritt öffnen können.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Ein Maß an Entschleunigung sollten wir uns bewahren. In den vergangenen Wochen konnten wir erfahren, dass wir unseren Konsum an Waren, an Ereignissen einschränken können, dass weniger Reize unser Bewusstsein schärfen. In Zukunft also einen Gang runter schalten, Überflüssiges weglassen und die Aufmerksamkeit für Mensch und Natur stärken.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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