Serie | Krisentagebuch: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Jenne Baule-Prinz, Illustratorin und Designerin, die in Babelsberg lebt.

02.05.2020, 09:11 Uhr

Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.

Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?

Als freiberufliche Illustratorin und Designerin, die von zu Hause oder dem Atelier aus arbeitet, hat sich mein Alltag wenig verändert. Mit den meisten Auftraggebern kommuniziere ich sowieso nur per Telefon und Mail.

Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?

Die eingeschränkten sozialen Kontakte. Als "Home-officer" braucht man Input, Austausch und Reflexion mit der Außenwelt. Das findet aber natürlich gerade wenig statt. Die, die man gern hat, nicht umarmen zu dürfen, fällt mir sehr schwer – und meine Eltern in Friesland und meine Geschwister in Hamburg nicht sehen zu dürfen, noch mehr!

Was ärgert Sie am meisten?

Die, die die Krise nutzen, um andere zu betrügen oder sich einen unangemessenen Vorteil zu Lasten anderer zu verschaffen, ärgern mich am meisten. Egal ob es sich um völlig überteuerte Schutzmasken, Fake-Wundermittel gegen das Virus oder Kriminelle handelt, die staatliche Fördergelder "abfischen" – dass eine Krise auch immer eine Chance für derartige Zecken ist, ist ein Jammer.

Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?

Über meine Familie. Wir gehen alle etwas achtsamer miteinander um – passen auf, dass es den anderen gut geht. Über die Solidarität, Hilfs- und Handlungsbereitschaft so vieler Menschen in unserem Land. Über den Frühling! Amselgesänge, Fliederdüfte und die Möglichkeit, in einer so schönen Stadt wie Potsdam wieder draußen herumturnen zu dürfen.

Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?

Schon ein englischer Philosoph hat gesagt: Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind. Und das kann man üben. Zettel und Stift zücken, und jeden Tag eine kleine Liste von Dingen machen, über die man sich freut (mögen sie noch so profan sein). Das lenkt die Wahrnehmung in positiveres Fahrwasser und macht den Umgang mit der Krise leichter!

Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen

Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag

Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt

Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher

Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern

Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet

Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer

Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent

Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut

Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag

Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen

Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu