Serie | Krisen-Tagebuch: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Das erzählen sie im Krisentagebuch der PNN. Heute berichtet Boots-und Schiffbaumeister Julien Norman Melke aus der Innenstadt.
Wie erleben Potsdamerinnen und Potsdamer die Coronakrise? Wie kommen sie im neuen Alltag zurecht? Was bewegt sie – und was macht ihnen Freude? Wir führen ein Krisentagebuch und fragen nach, wie es den Menschen in unserer Stadt geht.
Wie sieht Ihr neuer Alltag aus?
Zu dem eigentlich eh schon sehr harten Alltag als Existenzgründer, kommt nun noch der regelmäßige Familieneinkauf nach Feierabend sowie die finanzielle Sicherung unseres Privatlebens. Glücklicherweise haben wir bisher jedoch noch kein Problem mit ausbleibenden Aufträgen wie es beispielsweise bei meiner Freundin als gelernte Innenarchitektin ist. Sie ist derzeit damit beschäftigt, den ganzen Tag unsere wissbegierige zweijährige Tochter zu betreuen und für sie den derzeitigen Alltag lehrreich, interessant und abwechslungsreich zu gestalten, was im fünften Monat der Schwangerschaft schon manchmal eine gewisse Herausforderung darstellt.
Was fällt Ihnen in der momentanen Situation am schwersten?
Am schwersten fällt es mir, meiner Tochter den Besuchsdrang nach ihren Großeltern, sehr nahen Verwandten, Freunden und auch nach ihrer Tagesmutter untersagen zu müssen, gerade auch jetzt, wo es auf das familienbewusste Osterfest zugeht. Sie kann die ganze Situation mit zwei Jahren nur bedingt verstehen und sehnt sich natürlich nach ihren Kontaktpersonen, gleichaltrigen Spielgefährten und Spielplatzbesuchen. Aber sie macht das wirklich toll.
Was ärgert Sie am meisten?
Was mich am meisten ärgert ist, dass die wenigen Hilfsmittel wie Atemschutzmasken und ähnliches teilweise für unverschämt viel Geld verkauft werden und Leute tatsächlich mit der Situation, in der Menschen täglich sterben, Profit machen wollen.
Worüber haben Sie sich in den letzten Tagen gefreut?
Zum einen zu sehen, wie der Familienzusammenhalt deutlich mehr angeregt wird. Man fragt nicht mehr, wie es auf der Arbeit läuft, sondern wie es um das eigene Wohlbefinden steht. Dass materielle Dinge in den Hintergrund wandern und man auch generell deutlich mehr Kontakt hält. Zum anderen, dass trotz der anfänglichen Meldungen von sogenannten Corona-Partys nun doch nach einiger verstrichener Zeit und leider dann doch darauf zurückzuführenden Ansteckungen die deutsche Bevölkerung aufgewacht ist und sich nun angemessen an die Vorgaben hält.
Ihr persönlicher Tipp zum Umgang mit der Krise?
Weiterhin versuchen, die Maßnahmen zur Eindämmung der Infizierung beizubehalten ebenso wie den vermehrten persönlichen Kontakt zu Freunden und Verwandten zu unterbinden und stattdessen unsere heutige Bildtelefontechnik zu nutzen. Ebenfalls kann die Zeit jetzt hervorragend genutzt werden, um Dinge zu erledigen, die in unserem sonst deutlich stressigeren Alltag auf der Strecke bleiben. Ich freue mich schon darauf, mir Zeit nehmen zu können, die für meine erste Tochter selbst gebaute Bootswiege nun für meine zweite kommende Tochter vorzubereiten.
Alle Teile unserer Serie zum Nachlesen
Teil 1: Christian Neusser (42) über kleine Freuden im Corona-Alltag
Teil 2: Bei Eszter Kalmár (44) ist bisher alles entspannt
Teil 3: Jann Jakobs (66) über nervige Ignoranten und Panikmacher
Teil 4: Jihan Alam (44) nutzt die Zeit mit ihren Töchtern
Teil 5: Ute Parthum (54) freut sich über Kulturangebote im Internet
Teil 6: Wolfgang Bivour (70) ärgert sich über Hamsterkäufer
Teil 7: Uta Gerlant (54) freut sich über Menschen mit Improvisationstalent
Teil 8: Susanne Halke (41) tut der Dank der Kunden gut
Teil 9: Julien Norman Melke (26) meistert den harten Alltag
Teil 10: Jenny Gartemann (32) hat endlich Zeit zum Planen
Teil 11: Christine Anlauff (49) entdeckt Park Sanssouci neu
Teil 12: Ariane Füchtner (53) setzt auf Hüpfen und Yoga
Teil 13: Sven Stricker (49) bleibt ruhig und freundlich
Teil 14: Susanne Fienhold Sheen (53) wünscht sich mehr Contenance
Teil 15: Matthias Michel (49) behält seinen Galgenhumor
Teil 16: Lydia Poppe (59) geht gegen Ängste vor
Teil 17: Gisela Rüdiger (72) beschäftigt sich viel im Garten
Teil 18: Mathias Selbach (43) wünscht sich Licht am Ende des Tunnels
Teil 19: Björn O. Wiede (58) fehlen die Proben mit dem Nikolaichor
Teil 20: Marie-Luise Glahr (48) hat gut zu tun
Teil 21: Renate Schmidt-Reichstein hört auf das Glockenläuten
Teil 22: Marcus Golter (54) freut sich über Selfies und Spargel
Teil 23: Mytran Xhyra (44) hofft, dass weniger gemeckert wird
Teil 24: Else Vösgen (92) fehlen Umarmungen
Teil 25: Simon Plate (33) blickt zum Himmel
Teil 26: Anna Tauschke (38) geht raus in die Natur
Teil 27: Jenne Baule-Prinz (53) hat eine Liste zum Freuen
Teil 28: Christoph Freytag (37) ärgert sich über Panikmache
Teil 29: Jan Kretzschmar (49) versucht Ruhe zu bewahren
Teil 30: Carolin Huke (33) engagiert sich vielseitig
Teil 31: Nadja von Saldern (53) übt sich in Selbstliebe
Teil 32: Julia Förster (26) kommen die Belange der Kinder zu kurz
Teil 33: Fabian Vallone (24) ruft zu Unterstützung auf
Teil 34: Erich Benesch (57) radelt in Ruhe
Teil 35: Nina Gummich (28) hat ihre letzte Gage gespendet
Teil 36: Andrea Peters (56) freut sich, wenn es wieder losgehen kann
Teil 37: Matthias Müller (56) ist im Tiefschlaf
Teil 38: Anne Braun (34) gestaltet den Balkon opulent
Teil 39: Christine Handke (53) fehlt die Mimik
Teil 40: Claire Dörfer (43) wird nicht resignieren
Teil 41: Ludger Brands (63) steigt aufs Rennrad
Teil 42: Marianne Seibert (71) fehlt der Kontakt zu anderen Menschen
Teil 43: Thomas Drachenberg (57) bleibt gelassen
Teil 44: Jörg Schröder (60) freut sich über die kleinen Dinge des Lebens
Teil 45: Max Schäfer (17) empfiehlt, sich ein Projekt zu suchen
Teil 46: Annette Paul (49) will mehr lachen
Teil 47: Raimund Jennert (59) genießt die Pausen im Garten
Teil 48: Jaro Samuel Abraham (17) vermisst den politischen Protest
Teil 49: Antje Michel (46) simuliert ihren Arbeitsweg
Teil 50: Karin Junkel (69) bleibt gelassen
Teil 51: Werner Ruhnke (73) handelt tatkräftig
Teil 52: Herrmann A. Kremer (76) freut sich über die neue Atmosphäre
Teil 53: Daniel Vetter (39) genießt die kleinen Momente
Teil 54: Gunnar Belden (46) kann wieder mit den Kollegen Mittag essen
Teil 55: Matthias Noack (33) grüßt täglich das Murmeltier
Teil 56: Julia Ziemann (26) bringt die Tropenwelt ins Netz
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