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Baustellenbesichtigung: Virtueller Gang durch den Turm der Garnisonkirche

Der Turm der Garnisonkirche in Potsdam wächst und wächst. Jetzt gibt es die Möglichkeit, die Baustelle an der Breite Straße virtuell zu besuchen.

Potsdam - Ab sofort kann man die Baustelle der Garnisonkirche zum Zeitpunkt des 14. Oktobers 2019 virtuell begehen. Der Turm der Garnisonkirche wächst real derweil immer weiter in die Höhe. Die erste Etage ist längst fertig, das Bauwerk bereits weit über zehn Meter hoch. Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam bietet regelmäßig Baustellenführungen an. Die nächste findet am Samstag, 16. November um 11 Uhr statt. Für alle, die es nicht einrichten können, hat die Stiftung jetzt den virtuellen Spaziergang durch die Baustelle veröffentlicht.

Virtueller Rundgang durch die Baustelle des Garnisonkirchenturms.
Virtueller Rundgang durch die Baustelle des Garnisonkirchenturms.
© Kaden Vermessung + Bewertung

Die Bestrebungen zum Wiederaufbau der Garnisonkirche starteten 1984: Die vom rechtskonservativen Ex-Bundeswehroffizier Max Klaar gegründete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) sammelt für den Nachbau des Glockenspiels. 1987 wird es in Iserlohn errichtet.

24. Oktober 1990: Die Stadtverordnetenversammlung spricht sich für den Wiederaufbau der Garnisonkirche aus. Das entspreche dem Bedürfnis, die alte Schönheit der Stadt wiederherzustellen, heißt es.

14. April 1991: Auf der Plantage wird das TGP-Glockenspiel aufgestellt. Klaar sammelt weiter Spenden für den Wiederaufbau der Kirche.

Mai 2001: Brandenburgs damaliger Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wird Schirmherr des Wiederaufbauprojektes. Bauherrin soll Klaars „Stiftung Preußisches Kulturerbe“ werden.

September 2001: Die Evangelische Kirche stellt das Nutzungskonzept für die Garnisonkirche vor, die als internationales Versöhnungszentrum in Kooperation mit der Nagelkreuzgemeinde von Coventry wiedererrichtet werden soll. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Klaar besteht indes auf einer rein kirchlichen Nutzung.

Januar 2004: Es erschallt der „Ruf aus Potsdam“, mit dem weltweit um Spenden geworben wird. Stadt, Land und Kirche wollen eine gemeinsame Stiftung gründen, die Bauherr werden soll. Die Linke rückt von ihrer harten Linie gegen den Wiederaufbau ab - vorausgesetzt, das Vorhaben finanziert sich komplett aus Spenden. Zu dem Zweck gründet sich die Fördergesellschaft.

März 2005: Aus Protest gegen das geplante Versöhnungszentrum stellt Klaars TPG die Spendensammlung ein. Die gesammelte Geld wird später für andere Projekte freigegeben.

14. April 2005: Am 60. Jahrestag des Bombenangriffs auf Potsdam wird der Grundstein für den Neubau gelegt.

2008: Die Garnisonkirchenstiftung wird gegründet.

2011: Die temporäre Kapelle an der Garnisonkirche wird eingeweiht.

21. März 2013: Am Rand des Gedenkens an den „Tag von Potsdam“ 1933 protestieren Wiederaufbaugegner in nazi-ähnlichen Uniformen.

Juni 2013: Die Bundesregierung stuft den Wiederaufbau der Garnisonkirche als Projekt von nationaler Bedeutung ein. Erste Fördergelder in Höhe von 400.000 Euro werden bewilligt.

29. Juli 2013: Die Stadt erteilt die Baugenehmigung für den Kirchturm.

2014: 14.285 Potsdamer unterschreiben ein Bürgerbegehren für die Auflösung der Garnisonkirchenstiftung. Das Stadparlament nimmt das Begehren an - ohne Konsequenzen.

September 2015: Künstler ziehen ins Rechenzentrum und machen es zum Kreativhaus. Das DDR-Gebäude steht auf dem Areal für das Kirchenschiff.

2016: Der im Januar gestartete Bürgerdialog mit Befürwortern und Gegnern des Wiederaufbaus scheitert.

Juni 2017: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagt seine Schirmherrschaft über den Wiederaufbau zu.

Oktober 2017: Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bewilligt 12 Millionen Euro für den Wiederaufbau.

29. Oktober 2017: Baustart für den Turm.

20. November 2018: Die Bohrungen für das Fundament beginnen. 38 Meter lange Pfähle werden in den Boden gebohrt.

Februar 2019: Der Hochbau beginnt.

Juli 2019: Die Linke fordert den Verzicht auf das Kirchenschiff.

September 2019: Das Glockenspiel auf der Plantage wird wegen umstrittener Inschriften auf den Glocken abgeschaltet.

September 2019: Oberbürgermeister Schubert (SPD) legt einen weitreichenden Kompromissvorschlag zum Garnisonkirchen-Projekt vor: Auf dem Grundstück des früheren Kirchenschiffs der Garnisonkirche soll eine internationale Jugendbegegnungsstätte für Bildung und Demokratie errichtet werden. Das ruft Befürworter und Gegner auf den Plan.

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