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Garnisonkirche in Potsdam: Bundesmillionen für Garnisonkirche fließen 2018

Die Prüfung der Unterlagen für die zwölf Millionen Euro ist fast abgeschlossen. Der Bau des Kirchturms soll in der zweiten Oktoberhälfte beginnen. 3sat zeigt 30-minütigen Film über das Streitprojekt.

Potsdam - Der Bund sieht offenbar keine Hürden mehr, die in Aussicht gestellten zwölf Millionen Euro Fördermittel für den Wiederaufbau der Garnisonkirche auszuzahlen. Die Garnisonkirchen-Stiftung habe die erforderlichen Unterlagen vollständig eingereicht, man gehe daher von einem „baldigen Abschluss der Prüfung und einer zeitnahen Bewilligung der Bundesmittel aus“, sagte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den PNN. Mit den ersten Überweisungen könne die Stiftung „voraussichtlich ab Anfang 2018 rechnen“, das Geld werde in Tranchen und auf Anforderung gezahlt und müsse dann jeweils binnen sechs Wochen für „fällige Zahlungen“ ausgegeben werden, erklärte der Sprecher. Wie berichtet hatte der Bund die zwölf Millionen Euro als Anschubfinanzierung in Aussicht gestellt, weil der Wiederaufbau des einstigen Wahrzeichens von Potsdam in Berlin als Projekt von nationaler Bedeutung angesehen wird.

Dass das Prüfungsergebnis negativ ausfallen könnte, damit rechnet in Grütters Haus offenbar niemand mehr. Es handele sich lediglich um eine Formalie, hieß es. Bereits zu Jahresbeginn hatten die Regierungsfraktionen von CDU und SPD im Haushaltsausschuss des Bundestags grünes Licht für die Freigabe der Bundesmillionen auch für die zunächst geplante abgespeckte Variante des Kirchturms, also ohne Turmhelm, Glockenspiel und barocke Verzierungen, gegeben, die 26,1 Millionen Euro kosten soll. Grütters hatte zudem bereits einen sogenannten vorgezogenen Maßnahmebeginn bewilligt, sodass die Stiftung – zunächst auf eigenes Risiko – die ersten Bauleistungen ausschreiben konnte.

Stiftung geht von mehr Spenden nach Baustart der Garnisonkirche aus

Die Rumpfvariante hatte die Stiftung geplant, um schneller mit dem Bau beginnen zu können. Die 2013 erteilte Baugenehmigung läuft Ende 2019 ab, nach brandenburgischem Baurecht muss das Gebäude ein Jahr später, also 2020, fertig sein. Bei der Stiftung geht man davon aus, dass nach einem Baustart die Spenden noch einmal üppiger fließen, sodass man den einst gut 88 Meter hohen Barockturm ohne Zeitverzug komplett fertigbauen kann. Knapp zehn Millionen Euro fehlen dafür noch.

Man sei noch in der Abstimmung über einen konkreten Termin, doch werde der Bau wie geplant in der zweiten Oktoberhälfte starten, sagte Wieland Eschenburg, Kommunikationsvorstand der Stiftung, auf Anfrage. Letzte Gespräche mit der Firma, die für die Baugründung beauftragt sei, stünden noch aus. Ziel sei es, dass nach dem offiziellen Start auch die Bauarbeiten sichtbar begännen, so Eschenburg. Geplant sei ein feierlicher Gottesdienst auf dem Baufeld für den Turm mit anschließendem „gemeinsamem Beisammensein“. Eine temporäre Sperrung der Breiten Straße wie zur symbolischen Grundsteinlegung vor zwölf Jahren sei diesmal nicht vorgesehen, sagte Eschenburg. Stattdessen soll die Werner-Seelenbinder-Straße genutzt werden. 2005 waren Tausende Potsdamer und zahlreiche Prominente zu der Veranstaltung gekommen, darunter Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Allerdings gab es bereits damals Proteste von Wiederaufbaugegnern, mit solchen Gegenaktionen dürfte auch diesmal zu rechnen sein.

Film über Potsdams umstrittenes Bauprojekt - mit prominienten Gegnern und Befürwortern

Umstritten ist der Wiederaufbau des auf SED-Geheiß 1968 gesprengten Turms, in dem ein Versöhnungszentrum entstehen soll, vor allem wegen der Geschichte des Gotteshauses als Militärkirche und des sogenannten Tags von Potsdam am 21. März 1933. Damals inszenierten die Nazis die Reichstagseröffnung in Potsdam, Reichspräsident Paul von Hindenburg und Adolf Hitler gaben sich vor der Kirche die Hand. Zuletzt trieb das Wiederaufbau-Vorhaben auch einen Keil in die Evangelische Kirche, Kritiker und Befürworter stehen sich auch dort unversöhnlich gegenüber. Höhepunkt dieses Konflikts war im Frühjahr eine Tagung der kirchennahen Martin-Niemöller-Stiftung, die sich in Potsdam äußerst kritisch mit dem Projekt auseinandersetzte und auf der mit deutlichen, teils polemischen Worten gegen den Wiederaufbau Stellung bezogen wurde.

Diesem langjährigen Streit widmet sich nun auch ein 30-minütiger Film, den das ZDF produziert hat und der am Samstag um 19.30 Uhr erstmals auf 3sat ausgestrahlt werden soll. Zu Wort kommen darin sowohl namhafte Befürworter als auch Gegner des Projekts. So wirbt etwa TV-Moderator Günther Jauch, der wie berichtet eineinhalb Millionen Euro für die geplante Aussichtsplattform gespendet hat, für den „tollen Ausblick“, den man von dort haben werde und bricht eine Lanze für die im Turm geplante Arbeit: Er glaube, „dass man an diesem sehr geschichtsträchtigen Ort auch sehr viel vermitteln kann über die Geschichte“.

Rekonstruktion von Potsdams Innenstadt nicht Aufgabe der Evangelischen Kirche

Bleibe das Grundstück hingegen eine Brache, könne man dort „nichts vermitteln und auch nichts erklären“. Dem gegenüber stehen Aussagen wie jene von Hildegard Rugenstein, Projektkritikerin und Pastorin der Französisch-Reformierten Gemeinde, wonach es nicht Aufgabe der Evangelischen Kirche sei, „das Stadtbild von Potsdam zu rekonstruieren“. Thematisiert wird auch der Konflikt mit den Gegnern des Abrisses von DDR-Architektur, die etwa den langfristigen Erhalt des Rechenzentrums neben der Kirche fordern.

Der Film endet mit einem Satz, der den schon Jahrzehnte währenden Konflikt im Wesentlichen zusammenfasst: „Doch noch spaltet er die Stadt – der Bau, der Versöhnung schaffen will.“

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