Wiederaufbau der Garnisonkirche: Der Turm ist abgesegnet
Die Stadt hat die Baugenehmigung für die Garnisonkirche erteilt. Und Streit um die Kapelle ist beigelegt
Gleich zwei erfreuliche Botschaften hatte die Stiftung Garnisonkirche Potsdam den Journalisten am Dienstag zu verkünden. Doch zu Beginn der seit Tagen geplanten Pressekonferenz war auf einmal ein ganz anderes Thema präsent: Der am Montag angekündigte Rücktritt von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Dieser sollte eigentlich als Kuratoriumsmitglied mit auf dem Podium sitzen, wollte sich jedoch offenbar einen Tag nach seiner überraschenden Rückzugsankündigung nicht schon wieder der Presse stellen und sagte kurzfristig ab. Die Journalisten saßen schon bereit, als also eilig sein Schildchen vom Tisch genommen und ein anderer an Platzecks Platz gesetzt wurde – Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD).
Dann konnte Wolfgang Huber, der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, die wichtigen Nachrichten endlich überbringen: Zum einen gibt es nun die lang ersehnte Baugenehmigung für den Wiederaufbau der Kapelle und des Turms der Garnisonkirche. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) habe diese am Montag persönlich überreicht, sagte Huber. Und die zweite gute Nachricht ist: Stiftung und Fördergesellschaft haben ihren Streit über die Gestaltung der Kapelle beigelegt.
Statt achteckig soll diese nun kreuzförmig sein und zudem weniger hoch als ursprünglich geplant sein. Der neue Entwurf stammt – ebenso wie der alte – vom Architekturbüro Hilmer, Sattler & Albrecht. Er sei „nicht mehr ganz so monumental, nicht mehr so pathetisch, dafür moderner und lichter“, sagte Architekt Christoph Sattler am Dienstag. Der ursprüngliche Entwurf habe sich vielleicht zu sehr an frühchristlicher Architektur orientiert, wie sie im italienischen Ravenna oder in Konstantinopel (heute Istanbul) zu finden sei. „Das war nicht wirklich preußisch oder reformatorisch“, räumte er ein.
Kritik an dem alten Entwurf war von der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gekommen. Die Kapelle sei dem ursprünglichen Entwurf zufolge „zu schön und zu hell“ gewesen, sagte der Vorsitzende Burkhart Franck. Der Verein habe befürchtet, dass sich das künftige Kirchenschiff, das eines Tages ebenfalls wieder aufgebaut werden soll, der Kapelle unterordnen müsse oder ganz überflüssig werde. Mit dem jetzigen Entwurf sei er sehr zufrieden, auch wenn er moderner sei. „Wir haben dazugelernt und eingesehen, dass auch eine moderne Architektur dem Wesen der Garnisonkirche entsprechen kann“, sagte Franck selbstkritisch.
Und auch der Kuratoriumsvorsitzende Huber, ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender und Berliner Altbischof, lobte den Entwurf. Die alte Formensprache werde zwar aufgegriffen und der Umriss der 1950 im Turm installierten Heilig-Kreuz-Kapelle sei zu erkennen. Dennoch sei der Entwurf aber kein Nachbau des alten Raumes, sagte er. Besonders begrüße er, dass in der Kapelle auch Raum für das Gedenken an die Widerständler vom 21. Juni 1944 geschaffen werde. Viele von diesen stammten aus dem Potsdamer Infanterieregiment 9, dessen Hauskirche die Garnisonkirche war.
Stolpe nannte es sogar ein kleines Wunder, dass die Uneinigkeiten zwischen Stiftung und Fördergesellschaft schon nach einem halben Jahr bereinigt worden seien. „Man hätte darüber auch länger streiten und für viele Jahre Unfrieden schaffen können“, sagte er ironisch. Der jetzige Entwurf wecke Erinnerungen an die Heilig-Kreuz-Kapelle, die 1968 samt der Ruine des Kirchenschiffs gesprengt wurde. Gleichzeitig gebe er der Kapelle eine moderne Form und die Möglichkeit, an die Widerständler von 1944 und an den Kampf um den Erhalt der Kirche bis 1968 zu erinnern. Er hoffe, dass dies Ansporn für noch mehr Menschen sei, sich für den Wiederaufbau der Kirche einzusetzen.
Der Wiederaufbau soll hauptsächlich aus Spenden finanziert werden. Allein für die Kapelle und den Turm, die bis 2017 fertig sein sollen, rechnet die Fördergesellschaft mit Kosten von rund 40 Millionen Euro. 6,5 Millionen Euro seien bislang zusammengekommen und in den Wiederaufbau investiert worden, sagte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung. Bis zum Jahresende sollen weitere zwölf Millionen Euro eingesammelt werden, um im Frühjahr 2014 mit dem Bau beginnen zu können. Viele Unterstützer hätten ihre Spende an eine Baugenehmigung für das Projekt gebunden. „Die haben wir jetzt“, sagte Leinemann.
Am Schluss der Pressekonferenz kam die Sprache noch einmal auf Platzeck. Ob er Mitglied im Stiftungskuratorium bleibe, wollte eine Journalistin wissen. „Warum nicht, er ist doch ein junger Mann“, sagte der 77-jährige Stolpe mit einem Augenzwinkern über den 18 Jahre jüngeren Platzeck.
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