Team Donald Trump: Diese Leute regieren jetzt die USA
Milliardäre, Politikneulinge, Ex-Soldaten, Geschäftemacher - die neue US-Regierungsmannschaft ist eine bunte Truppe. Nicht alle denken so wie ihr neuer Chef. Ein Überblick.
Es wird Ernst: Diesen Freitag wird Donald Trump als 45. US-Präsident vereidigt. Wer bei der großen Feier zur Amtseinführung am 20. Januar für Trump singen wird, ist noch unklar. Trumps Regierungsteam hingegen steht weitestgehend fest. Hier ein Überblick der Kandidaten und Personen, die Trumps Politik prägen werden:
Melania Trump: Ehemaliges Fotomodell und First Lady
Auch kurz vor der Amtsübernahme von Donald Trump ist nicht klar, welche Rolle die neue First Lady der Vereinigten Staaten in den kommenden vier Jahren spielen will. Trump selbst kündigte bereits im vergangenen Jahr an, seine Frau werde in New York bleiben, um sich um ihren zehnjährigen Sohn Barron zu kümmern, und nicht nach Washington ziehen. Melania Trump, ein aus Slowenien stammendes ehemaliges Fotomodell, hatte im Wahlkampf für Schlagzeilen gesorgt, weil sie eine Rede von Michelle Obama, der Frau des scheidenden Präsidenten Barack Obama, in weiten Teilen kopierte. In der Öffentlichkeit hält sie sich seitdem mit Äußerungen zurück. Sie deutete aber an, sich in den kommenden Jahren besonders um das Thema Cyber-Bullying kümmern zu wollen.
Ivanka Trump: Tochter ohne offizielle Rolle
Die Tochter des neuen Präsidenten dürfte in Washington viele Funktionen der First Lady übernehmen. Sie steigt aus dem Familienunternehmen Trump Organization aus, das von Trumps erwachsenen Söhnen Donald Jr und Eric weitergeführt werden soll. In der amerikanischen Hauptstadt soll die Präsidententochter zwar keine offizielle Rolle übernehmen, doch dürfte sie ihren Vater und ihren Mann und künftigen Präsidentenberater Jared Kushner bei vielen Gelegenheiten begleiten. Im Wahlkampf von Trump zeichnete sie unter anderem für familienpolitische Vorschläge verantwortlich, die von Kritikern als Geschenk an die Reichen verdammt wurden; später arbeitete sie im Übergangsteam ihres Vaters mit. Ivanka dürfte auch ohne offizielles Amt großen Einfluss auf Trump haben.
Jared Kushner: Schwiegersohn und wichtiger Berater
Im vergangenen Jahr hat sich der junge Immobilienmilliardär und Schwiegersohn Trumps zu einem der wichtigsten Berater des neuen Präsidenten entwickelt. Anders als der aufbrausende und impulsive Trump ist Kushner ruhig und besonnen. Politische Gegner Trumps hoffen auf einen mäßigenden Einfluss Kushners, der als Berater ganz offiziell im Weißen Haus sitzen soll – obwohl die amerikanischen Gesetze den Präsidenten eigentlich die Beschäftigung von Familienmitgliedern verbieten. Der Verdacht der Vetternwirtschaft hat zumindest bisher aber nichts daran geändert, dass Kushner zu den wenigen Vertrauten gehört, die jederzeit Zugang zu Trump haben und die das Denken und Handeln des neuen Staatschefs entscheidend beeinflussen können.
Mike Pence: Vizepräsident und graue Eminenz
Der künftige Vizepräsident ist einer der wichtigsten Männer in der Umgebung Trumps. Dem Gouverneur des Bundesstaates Indiana kommt nicht zuletzt deshalb eine Schlüsselrolle zu, weil er sich – anders als Trump – im politischen Washington auskennt und viele Kontakte hat. Pence ist ein erzkonservativer Republikaner, der bei kontroversen Themen wie der Abtreibung weiter rechts steht als Trump und sich einmal so beschrieb: „Christ, Konservativer, Republikaner – und zwar in dieser Reihenfolge.“ Als Leiter der Übergangsmannschaft von Trump hatte er einen großen Einfluss auf das Personal und die inhaltliche Ausrichtung der neuen Regierung. Viele Beobachter in Washington halten ihn für die graue Eminenz der neuen Administration.
Steve Bannon: Chefberater und Ultrarechter
Als Chefberater des Präsidenten im Weißen Haus wird Bannon das Ohr Trumps haben und dürfte diese Chance nutzen, um den Staatschef an seine rechtspopulistischen Grundaussagen im Wahlkampf zu erinnern. Bannon, ein ehemaliger Investmentbanker und Chef des rechtsgerichteten Nachrichtenportals Breitbart News, ist ein erklärter Gegner des politischen Establishments in Washington und kann auch mit der Parteiführung von Trumps Republikanern nur wenig anfangen. Er bezeichnet sich selbst als „wirtschaftspolitischen Nationalisten“ und steht für einen protektionistischen Kurs sowie für den Widerstand gegen den internationalen Freihandel. Offen ist, wie sich die Gegensätze zwischen dem Ideologen Bannon und gemäßigteren Akteuren im Weißen Haus auswirken wird.
Reince Priebus: Gut vernetzter Stabschef
Der bisherige Generalsekretär der Republikaner soll in seiner neuen Rolle als Stabschef im Weißen Haus vor allem dafür sorgen, dass die Regierung gut mit den republikanischen Mehrheitsfraktionen in Senat und Repräsentantenhaus kooperiert und so die rasche und reibungslose Verabschiedung von Trumps Gesetzesprojekten garantieren. Priebus ist ein langjähriger Freund und politischer Weggefährte von Paul Ryan, dem Präsidenten des Repräsentantenhauses. Im Weißen Haus bildet Priebus eines der Gegengewichte zu dem Populisten Bannon. Nach Einschätzung von Beobachtern hat Trump die beiden Rivalen absichtlich in seiner Nähe platziert, um auf diese Weise eine ständige Debatte über politische Inhalte und Strategien innerhalb der Regierung zu provozieren.
Kellyanne Conway: Beraterin und Trumps Wahlkampfleiterin
Die Meinungsforscherin stieß im Sommer relativ spät zu Trumps Wahlkampfmannschaft, eroberte sich aber bald eine beinahe unersetzliche Position. Conway hielt selbst angesichts der Enthüllungen über extrem frauenfeindliche Äußerungen des Kandidaten zu Trump. Sie ist die erste US-Wahlkampfmanagerin, die einen Präsidentschaftswahlkampf zum Erfolg führte. Nach dem Wahlsieg konnte sie sich als einzige Trump-Beraterin öffentliche Kritik an dem designierten Präsidenten leisten: Sie lehnte den Regierungseintritt des von Trump als Außenminister in Betracht gezogenen Ex-Gouverneurs Mitt Romney strikt ab – und setzte sich am Ende durch. Im Weißen Haus wird sie vor allem für das äußere Erscheinungsbild der Regierung zuständig sein.
Sean Spicer: Pressesprecher und Medienkritiker
Als langjähriger Pressesprecher der republikanischen Parteiführung in Washington verfügt Spicer über viel Erfahrung im Umgang mit den Medien. Einer seiner ersten Aufgaben wird darin bestehen, das Verhältnis zwischen der neuen Regierung und der Presse zu regeln. Trump ist für seine Ausfälle gegen unliebsame Zeitungen, Fernsehsender und Internetportale bekannt und kanzelte erst vor wenigen Tagen einen CNN-Reporter ab. Spicer will die täglichen Pressekonferenzen des Weißen Hauses beibehalten, aber die Rolle der etablierten Medien im Pressekorps des Weißen Hauses beschneiden. In seinen bisherigen Äußerungen ließ er durchblicken, dass er nicht nur ein loyaler Trump-Anhänger ist, sondern wie sein Chef viele Medien in Washington mit Misstrauen betrachtet.
Michael T. Flynn: Sicherheitsberater mit Sympathien für Russland
Der Ex-General ist als künftiger Nationaler Sicherheitsberater von Trump einer der wichtigsten Torwächter im Weißen Haus. Wer mit sicherheits- oder außenpolitischen Vorschlägen an den Präsidenten herantreten will, der kommt an Flynn nicht vorbei. Kritiker werfen ihm Sympathien mit Russland und eine ideologisch motivierte Abneigung gegen den Islam vor, den er einmal als „Krebsgeschwür“ bezeichnete. Flynn ist außerdem wegen politischer Lobbyarbeit umstritten, in deren Rahmen er unter anderem die Positionen der türkischen Regierung im Streit um die Auslieferung des in den USA lebenden Geistlichen Fethullah Gülen vertreten haben soll. Innerhalb der Administration wird sich Flynn gegen gemäßigtere Akteure im Verteidigungs- und Außenministerium durchsetzen müssen.
Tillerson und Co. Noch mehr Trump-Personal
Rex Tillerson: Außenminister mit Distanz zu Trump
Nach einer jahrzehntelangen Karriere, die ihn an die Spitze des Ölkonzerns ExxonMobile brachte, soll Tillerson als neuer Außenminister die Rolle der Supermacht USA in der Welt gestalten. Auch ihm werden enge Kontakte zur russischen Führung vorgeworfen. Anders als Trump fand Tillerson aber klare und kritische Worte über die russischen Hackerangriffe während des US-Wahlkampfes. Auch beim Thema Klimawandel, der von Trump als Erfindung abgetan wird, vertritt Tillerson andere Positionen als sein Chef. Wie viele andere Mitglieder der Regierung hat Tillerson keinerlei politische Erfahrung. Deshalb wird mit Spannung erwartet, wie er mit Krisen und Herausforderungen umgehen wird, die in den kommenden Jahren auf ihn zukommen werden.
James Mattis: Verteidigungsminister und Kenner des Nahen Ostens
Der frühere General der Marineinfanterie dürfte als Verteidigungsminister und Ex-Offizier einer der einflussreichsten Außenpolitiker in Washington werden. Trump hat öffentlich verkündet, wie sehr er Mattis respektiert. Beim Thema Folter zum Beispiel hat die Rolle von Mattis bereits Wirkung gezeigt: Im Wahlkampf hatte Trump die Wiedereinführung von Foltermethoden bei der Terrorbekämpfung befürwortet, sich dann aber beeindruckt von Mattis‘ Zweifeln an deren Wirksamkeit gezeigt. Mattis ist ein Kenner des Nahen Ostens und ein entschiedener Gegner des Iran. Dennoch befürwortet er anders als Trump die Beibehaltung der internationalen Vereinbarung zur Zähmung des Teheraner Atomprogramms.
Jeff Sessions: Justizminister von Rechtsaußen
Der designierte Justizminister aus den Südstaaten hat vor allem mit dem eigenen Ruf zu kämpfen. Er soll in der Vergangenheit unter anderem eine merkwürdige Toleranz dem militant-rassistischen Ku Klux Klan gegenüber an den Tag gelegt haben. Als Senator galt er als Rechtsaußen und nicht ministrabel. Doch nun wird er unter Trump die Aufgabe haben, das Wahlkampfversprechen „Recht und Ordnung“ umzusetzen. Auch seine Haltung in der Einwanderer-Frage wird eine große Rolle spielen; wie Trump hat sich Sessions in der Vergangenheit negativ über Einwanderer geäußert, die sich angeblich in der sozialen Hängematte ausruhen. Während der für seine Berufung entscheidenden Anhörung im Senat präsentierte sich Sessions jedoch als Politiker, der sich für die Rechte aller Menschen im Land einsetzen will.
John Kelly: Heimatschutzminister gegen pauschale Überwachung
In Trumps Kabinett der Milliardäre und Generäle passt Kelly mit seiner Vergangenheit bei der US-Marineinfanterie ins Bild. Als Chef des Heimatschutz-Ministeriums wird er in den kommenden Jahren für die innere Sicherheit in den USA und für die Terrorabwehr zuständig sein. Der Alptraum vieler Amerikaner ist ein neuer Terrorangriff von der Dimension der Anschläge vom 11. September 2001 – Kellys Aufgabe ist es, eine solche neue Katastrophe zu verhindern. Kelly ist konservativ, aber kein Betonkopf. In wichtigen Fragen widerspricht er Trump schon jetzt: Er ist gegen eine pauschale Überwachung von Muslimen und gegen die Rückkehr zur Folter. Zudem betont er, Trumps Lieblingsprojekt einer Mauer an der Grenze zu Mexiko allein sei kein geeignetes Instrument gegen die illegale Einwanderung.
Mike Pompeo: CIA-Direktor
Der künftige Chef des Geheimdienstes CIA wird zunächst einmal sehr mit seiner eigenen Behörde beschäftigt sein. Viele Mitglieder der US-Geheimdienste sind verärgert über die öffentliche Kritik von Trump an den Schlapphüten. Als neuer Behördenchef muss Pompeo das Kunststück fertigbringen, seine Mitarbeiter vor den Angriffen des Präsidenten in Schutz zu nehmen, ohne illoyal zu wirken. Pompeo teilt das Misstrauen seiner künftigen Mitarbeiter gegenüber Russland und widerspricht damit der auffällig pro-russischen Haltung des künftigen Präsidenten. Der neue Geheimdienstchef wird entscheiden müssen, wie er es mit dem Einsatz von „besonderen Methoden“ hält, wie Folter und außergerichtliche Inhaftierungen beschönigend genannt werden.
Dan Coats: Geheimdienstkoordinator mit schwerem Start
Von allen Mitgliedern der neuen Regierung hat der frühere Senator, der im vergangenen Jahrzehnt als US-Botschafter in Deutschland diente, die vielleicht schwierigste Aufgabe. Coats übernimmt den Posten des Geheimdienstkoordinators in einer Zeit, in der Trump den Geheimdiensten öffentlich vorwirft, ihn mit „Nazi-Methoden“ angreifen zu wollen, indem sie Berichte über angebliche Verbindungen zu Russland an die Öffentlichkeit bringen. Das Verhältnis zwischen Trump und den Diensten ist also schon vor dem Amtsantritt des neuen Präsidenten zerrüttet – Coats muss die Wogen glätten und für eine gute Zusammenarbeit sorgen. Denn im Alltag ist der Präsident auf die Hinweise und die Erkenntnisse eben jener Geheimdienste angewiesen, für die er derzeit so viel Verachtung zeigt.
Nikki Haley: US-Botschafterin bei den UN und Verfechterin des Freihandels
Die künftige UN-Botschafterin der USA ist eine Exotin in der Regierungsmannschaft von Trump. Nicht nur ist sie eine von nur vier Frauen in Führungspositionen. Haley ist die Tochter indischer Einwanderer, die als Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina den Präsidentschaftskandidaten Trump öffentlich kritisierte. Im Gegensatz zu Trump befürwortet Haley zudem das Prinzip des Freihandels. In South Carolina macht sie unter anderem mit ihrer Kritik an der Verwendung der Südstaaten-Fahne aus dem amerikanischen Bürgerkrieg von sich reden; die Fahne ist zu einem Symbol des weißen Rassismus geworden. Als Botschafterin wird Haley an Regierungsanweisungen gebunden sein, kann aber die Weltbühne der Vereinten Nationen für ihre eigenen Schwerpunkte nutzen.
Steven Mnuchin: Finanzminister gegen Bankenregulierung
Der künftige Finanzminister steht für die große Rolle der Investmentbank Goldman Sachs in der neuen Regierung. Mnuchin, der bei der Bank Karriere machte, beriet Trump schon im Wahlkampf uns galt seit dem Wahlsieg seines Chefs am 8. November als einer der sicheren Aspiranten für einen Kabinettsposten. In Stellungnahmen nach seiner Nominierung als Minister kündigte Mnuchin unter anderem die Abschaffung von Regulierungen für das Bankenwesen an, die nach der Finanzkrise von 2008 eingeführt worden waren. Nach der Amtsübernahme von Trump wird Mnuchins Hauptaufgabe in der Verwirklichung der angekündigten Steuerreform liegen. Trump hat Entlastungen für viele Amerikaner versprochen, doch würden seine Vorstellungen nach Ansicht von Kritikern vor allem den Wohlhabenden nützen.
Wilbur Ross: Superreicher Handelsminister
Mit einem auf knapp drei Milliarden Dollar geschätzten Vermögen ist der künftige Handelsminister einer der Superreichen im Kabinett Trump. Weil er viel Geld damit verdient hat, marode Unternehmen aufzukaufen, um sie später mit Gewinn wieder zu veräußern, wird Ross der „König des Bankrotts“ genannt. Im Regierungsalltag dürfte er die Hauptaufgabe haben, Trumps Versprechen einer „fairen“ internationalen Handelspolitik umzusetzen – „fair“ in dem Sinne, dass die USA mehr als bisher vom internationalen Handel profitieren sollen. Insbesondere im Verhältnis zu China könnten sich rasch Differenzen ergeben. Kritiker merken an, dass Ross selbst trotz seiner Bekenntnisse zum Wirtschafts-Patriotismus seine Stahlfirmen für eine Milliardensumme an den indischen Konzern ArcelorMittal verkaufte.
Andrew Puzder: Arbeitsminister gegen höheren Mindestlohn
Trumps Kandidat für den Posten des Arbeitsministers ist einer von mehreren künftigen Regierungsmitgliedern, die mit sehr kontroversen Überzeugungen ins Amt kommen. Im Mittelpunkt steht Puzders Widerstand gegen eine Anhebung des Mindestlohnes von derzeit 7,25 Dollar auf 15 Dollar in der Stunde. Puzder hält das Vorhaben für einen Job-Killer und schlägt statt dessen Deregulierungen und Steuersenkungen vor, damit Unternehmen ermuntert werden, neue Mitarbeiter einzustellen. Als bisheriger Chef des Fast-Food-Unternehmens CKE-Restaurants trat Puzder auch gegen eine Ausweitung von Überstunden-Regelungen für Arbeiter ein. Puzder ist zudem ein überzeugter Gegner des Gesundheitssystems Obamacare, das die Trump-Regierung abschaffen will.
Robert Lighthizer: Handelsbeauftragter gegen Freihandel
Als Handelsbeauftragter der Trump-Regierung wird der gelernte Anwalt an vorderster Front für eins der kontroversesten Projekte des neuen Präsidenten kämpfen: die Aufhebung oder Neuverhandlung internationaler Handelsvereinbarungen. Zusammen mit Handelsminister Ross soll Lighthizer unter anderem dafür sorgen, dass das mehr als 20 Jahre alte Abkommen für die Nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) zugunsten der USA nachgebessert wird. Viele Trump-Wähler versprechen sich von mehr Protektionismus neue Arbeitsplätze. In der US-Wirtschaft stoßen die Pläne aber auf große Skepsis. Der Umgang mit Mexiko und China, die in den vergangenen Jahren zu Haupt-Produktionsstandorten für die USA geworden sind, wird Lighthizers Amtszeit prägen.
Peter Navarro: Koordinator für Handels- und Industriepolitik
In einem Kabinett und einem Beraterkreis mit vielen fachfremden Posteninhabern ist Navarro einer der wenigen, die auf ihrem eigentlichen Gebiet arbeiten. Der Harvard-Volkswirtschaftler soll im Weißen Haus die Handels- und Industriepolitik koordinieren. In seinem Amt wird sich zeigen, wie sehr seine China-kritische Haltung die Politik der neuen Regierung bestimmen wird. Navarro werfe Peking vor, mit staatlich subventionierten Exporten mehr oder weniger einen Handelskrieg gegen die USA zu führen, fasste die „New York Times“ die Grundposition des Professors der University of California zusammen. Trump hat China unter anderem mit der Einführung hoher Importzölle gedroht. Ob diese und andere Drohungen umgesetzt werden, hängt auch von Navarro ab.
Linda McMahon: Ministerin für den Mittelstand mit Großspenden für Trump
Möglicherweise ist es nicht nur dem Geschäftssinn und der Erfahrung der Milliardärin zuzuschreiben, dass sie von Trump mit einem Kabinettsposten belohnt wird. McMahon und ihr Mann Vince gehörten zu den großzügigsten Spendern für den Trump-Wahlkampf und unterstützten ihn mit rund sechs Millionen Dollar. Die neue Mittelstands-Ministerin ist vor allem als frühere Chefin Von World Wrestling Entertainment bekannt, die das amerikanische Ringboxen mit seiner Mischung aus Sport und Show vermarktet. Als Mittelstands-Vertreterin soll McMahon den amerikanischen Kleinunternehmen in dem von mächtigen Großkonzernen dominierten Washington Gehör verschaffen.
Ryan Zinke: Innenminister und Klimawandel-Skeptiker
Als Innenminister wird sich Zinke vor allem daran machen, die Maßnahmen der Obama-Regierung zum Schutz von staatseigenen Flächen in den USA vor der Ausbeutung durch Forst- und Energieunternehmen wieder rückgängig zu machen. Der ehemalige Elitesoldat, der nach seiner Karriere als Abgeordneter für Montana in Repräsentantenhaus einzog, ist ein Klimawandel-Skeptiker wie Trump selbst und war in den vergangenen ein scharfer Gegner der demokratischen Trump Rivalin Hillary Clinton, die er einmal als „Antichristen“ beschimpfte. Kritiker werfen Zinke vor, mit seiner entschiedenen Unterstützung für neue Ölbohrrechte und andere Deregulierungen die Natur in den USA und sogar die Nationalparks zu gefährden.
Scott Pruitt: Chef der Umweltbehörde EPA gegen "unnötige" Auflagen
Seine Nominierung ist eine Provokation. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Oklahoma ist ein ausgesprochener Gegner der staatlichen Umweltschutz-Politik und zweifelt stark daran, dass es den Klimawandel wirklich gibt – doch ausgerechnet er soll jetzt Chef der Umweltbehörde EPA werden. Pruitt steht also bald an der Spitze einer Behörde, gegen die er bisher zu Felde gezogen ist. Schon vor seinem Amtsantritt verspricht Pruitt, er wolle Schluss machen mit Milliardenverluste für die Wirtschaft wegen „unnötiger“ Umweltschutzauflagen. Als Generalstaatsanwalt reichte er Klage gegen Gesetze der Obama-Regierung zur Verwendung sauberer Energien ein. Trump will unter anderem die Kohleindustrie durch einen Abbau von Vorschriften stärken.
Carl Icahn: Beauftragter für Deregulierung mit Ruf als "Firmenplünderer"
Mit einem weiteren Milliardär in der Regierungsmannschaft will Trump der nach seiner Ansicht völlig aus dem Ruder gelaufenen Regelungswut der Obama-Regierung aufräumen. Im Weißen Haus übernimmt Icahn den Posten eines Deregulierungsbeauftragten und wird damit zu einer Schlüsselfigur bei der Durchsetzung des wirtschaftlichen Credos des neuen Präsidenten, wonach Unternehmen in den USA so weit wie möglich von ihren regulatorischen Fesseln befreit werden müssen, um zu expandieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der aus New York stammende Unternehmer Icahn machte sich als „Firmenplünderer“ einen Namen, seit er Mitte der 1980er Jahre die damalige Fluggesellschaft TWA übernahm und diese mit dem Verkauf lukrativer Firmenteile – etwa gewinnbringende Flugrouten – nach Meinung von Kritikern regelrecht ausweidete.
Rick Perry: Energieminister für mehr Kohle, Gas und Öl
Das Energieministerium steht bei Rick Perry für den Tiefpunkt seiner Karriere. Der zweimalige Präsidentschaftskandidat katapultierte sich im Jahr 2011 selbst aus dem Rennen bei den Republikanern, als er in einer Fernsehdebatte ankündigte, drei Ministerien in Washington abschaffen zu wollen, dann aber nach der Nennung des Handels- und des Bildungsministeriums partout nicht auf das dritte Ministerium kam, das er auflösen wollte: das Energieressort. Jetzt soll Perry als Energieminister eine Energiewende einleiten – aber nicht hin zu mehr erneuerbarer Energie, wie das seine Kollegen in Europa tun, sondern hin zu mehr Kohle, Gas und Öl. Staatliche Forschungsprogramme für Solarenergie dürften in den USA wohl bald der Vergangenheit angehören.
Elaine Chao: Verkehrsministerin und Vertreterin der Elite
Die Aufgabe der neuen Verkehrsministerin unterscheidet sich von denen vieler ihrer Kollegen in einem entscheidenden Punkt. Während es bei anderen Posten vor allem darum geht, das staatliche Engagement in der Wirtschafts zurückzudrehen, soll Chao viel Geld ausgeben – und zwar für Infrastrukturprojekte, zu denen der Neubau oder die Reparatur von Straßen, Brücken und Flughäfen gehören. Die aus Taiwan stammende Politikerin hat viel Erfahrung mit der Regierungsarbeit; die einzige Vertreterin der Asiatischstämmigen US-Bürger in der Regierung diente bereits als Arbeitsministerin und stellvertretende Verkehrsministerin. Dass Chao mit Mitch McConnell verheiratet ist, macht sie endgültig zum Washington-Insider – und damit zur Vertreterin einer Elite, mit der Trump eigentlich nichts zu tun haben wollte.
Ben Carson: Neurochirurg als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung
Der neue Wohnungsbauminister ist nicht nur deshalb etwas Besonders im Kabinett Trump, weil er der einzige Afro-Amerikaner in der Regierung ist. Carson, ein ehemaliger Neurochirurg, zählte zu Beginn des Wahlkampfs zu den innerparteilichen Kontrahenten Trumps und machte sich selbst Hoffnungen auf das Präsidentenamt. Inzwischen gehört er jedoch zu den prominentesten Unterstützern des neuen Präsidenten. In seinem neuen Amt wird er sich mit der Misere in vielen amerikanischen Innenstädten auseinandersetzen müssen – obwohl er selbst öffentlich seine Eignung für einen Ministerposten in Frage gestellt hatte. Vielen bisherigen Politikrezepten für ein besseres Zusammenleben von Schwarzen und Weißen in amerikanischen Städten steht er skeptisch gegenüber.
Tom Price: Gesundheitsminister gegen Obamacare
Anders als andere Mitglieder der Regierung, die Zeit haben, sich in die neue Aufgabe einzuarbeiten, muss Price gleich an eines der wichtigsten politischen Projekte Trumps ran: die Abschaffung des Gesundheitssystems Obamacare. Als Gesundheitsminister soll Price, ein Haushaltspolitiker aus dem Repräsentantenhaus, dafür sorgen, dass Obamas Reform möglichst rasch abgeschafft und eine – nach Trumps Worten – bessere und billigere Lösung ersetzt wird. Ein Problem für den neuen Minister besteht darin, dass die Republikaner im Kongress kein eigenes Gegenmodell besitzen und dass Trump selbst einige Bestandteile von Obamacare, etwa die Pflicht zur Mitversicherung von Vorerkrankungen, beibehalten will. Niemand weiß, wie Price all das unter einen Hut bekommen kann.
Betsy DeVos: Bildungsministerin für Konkurrenz unter Schulen
Die neue amerikanische Bildungsministerin ist eine von jenen neuen Ressortchefs, die als erklärte Gegner der bisherigen Politik eines Ministeriums eben jenes Haus übernehmen. Die Milliardärin hält nichts vom derzeitigen staatlichen Schulsystem und will den Eltern von Schülern mehr Freiheiten bei der Auswahl von Schulen geben. Damit werden private und religiöse Schulen über Schul-Gutscheine gestärkt, mit denen staatliches Geld an diese Schulen fließt. Befürworter wie deVos sprechen von einem gesunden Konkurrenzkampf zwischen den Schulen, der insgesamt das Bildungssystem verbessere, doch Kritiker befürchten einen Kollaps der staatlichen Schulen, weil das dort dringend benötigte Geld an private Schulen gehe.
Mick Mulvaney: Haushaltsdirektor für Kürzungen und gegen Wahlversprechen
Da Trump im Wahlkampf viele teure Versprechen gemacht hat, wird die neue Regierung sehr schnell vor der Frage stehen, wie all das bezahlt werden soll. Viele von Trumps republikanischen Parteifreunden im Parlament pochen auf eine solide Gegenfinanzierung für alle Ausgaben, etwa für die Rüstung oder die Verkehrsinfrastruktur. Eine hohe Neuverschuldung ist für sie ein Tabu. Aus Haushaltsdirektor im Weißen Haus soll Mulvaney die Quadratur des Kreises schaffen. Der Abgeordnete im Repräsentantenhaus gilt als Anhänger von Haushaltskürzungen, Ausgabenobergrenzen und einer Reduzierung der Staatsverschuldung. Unklar ist, was geschehen wird, wenn diese Prinzipien mit den großzügigen Wahlversprechen seines Chefs kollidieren sollten – was nach Meinung von Kritikern unvermeidlich ist.
Donald McGahn: Bissiger Rechtsberater
Der Milliardär Trump zieht ohne jede politische Erfahrung, dafür aber mit weltweiten Geschäftsverbindungen ins Weiße Haus ein. Er hat angekündigt, die Führung seines Unternehmens Trump Organization in die Hände seiner Söhne Donald Jr und Eric zu legen, doch nach Meinung von Ethik-Experten reicht dieses Modell nicht aus, um Interessenskonflikte im Präsidialamt zu vermeiden. Sich ganz von seinen Geschäften lossagen will Trump nach dieser Lösung also nicht – Gegner des neuen Präsidenten dürften versuchen, dies juristisch anzufechten. Als oberster Rechtsberater im Weißen Haus soll McGahn dafür sorgen, dass diese Beschwerden keinen Erfolg haben. Der Anwalt, der in seiner Freizeit Rockgitarre spielt, gilt als äußerst aggressiver Interessensvertreter seiner Mandanten.
Stephen Miller: Redenschreiber für Twitter-Profi Trump
Auf Miller kommt eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Woche zu – er schreibt die Rede zur Amtseinführung des Präsidenten, die Trump vor dem Kapitol in Washington halten will. Schon die Rede Trumps beim Parteitag der Republikaner im vergangenen Jahr stammte von Miller; die damalige Ansprache wurde wegen des dunklen Bildes kritisiert, das sie vom Zustand des Landes zeichnete. Im Weißen Haus wird Miller nicht nur Reden schreiben, sondern Trump auch bei wichtigen politschen Fragen beraten. So kümmert er sich laut einem Bericht der Zeitschrift „Politico“ unter anderem um die Zusammenstellung des Programms der Regierung für die ersten hundert Tage im Amt. Trump hat seinen Anhängern Großes versprochen – nun müssen Mitarbeiter wie Miller dafür sorgen, dass dies Wirklichkeit wird.
Sonny Perdue: Ehemaliger Demokrat als Landwirtschaftsminister
Trump will den ehemaligen Gouverneur von Georgia, Sonny Perdue, am Donnerstag zum Landwirtschaftsminister ernennen. Das sagte ein hochrangiges Mitglied von Trumps Übergangsteam. Damit wäre das Kabinett der neuen US-Regierung komplett. Der Senat muss der Ernennung Perdues noch zustimmen. Der 70-jährige Perdue war von 2003 bis 2011 Gouverneur von Georgia und gründete anschließend ein Unternehmen. Perdue ist Republikaner, gehörte aber bis 1998 der demokratischen Partei an. Während seiner Zeit als Gouverneur war er unter anderem mit den Folgen einer Dürre konfrontiert.