Borussia Dortmund in der Bundesliga-Vorschau: Wo Titel mehr wert sind
Borussia Dortmund will Deutscher Meister werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Klub kräftig eingekauft – und einen Weltmeister zurückgeholt.
Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 17: Borussia Dortmund.
Was hat sich verbessert?
Die Erwartungshaltung. Hatte das Umfeld den Umbruch des vergangenen Sommers noch mit Skepsis begleitet, herrscht aufgrund der Vizemeister-Saison und Personalpolitik jetzt großer Optimismus. Das hat auch damit zu tun, dass schon seit Juni klar ist, woran sich das Team messen lassen muss. Denn Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verkündete vor Beginn der Vorbereitung, Meister werden zu wollen. Er tat dies auch in dem Wissen, dass dieses Ziel nur mit dem bedingungslosen Rückhalt der Fans möglich sein wird. Neuzugang Mats Hummels sagte kürzlich: „In Dortmund sind Titel mehr wert als anderswo.“ Der ehemalige Spieler des FC Bayern muss es wissen, er hat den Vergleich.
Wer sind die Neuen?
Qualitativ hat Borussia Dortmund einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Mit den Neuzugängen Julian Brandt und Thorgan Hazard reagierte der BVB auf den Abgang von Christian Pulisic und verpflichtete zudem Stürmer Paco Alcácer fest vom FC Barcelona. Die Problemstelle auf der linken Abwehrseite schloss der Klub mit Nationalspieler Nico Schulz, der von der TSG Hoffenheim verpflichtet wurde. Hummels ersetzt in der Innenverteidigung Abdou Diallo, den es nach Paris zog. Aufgenommen wurde der Bayern-Rückkehrer von den Fans herzlich, sportlich hat er noch das ein oder andere Anpassungsproblem – wie beim Sieg im Pokal gegen Uerdingen zu sehen war.
Ein Mann, der für die Zukunft geholt wurde und dementsprechend etwas unter dem Radar fliegt, ist Mateu Morey. Der Außenverteidiger kam vom FC Barcelona und überzeugte in der Vorbereitung. Nur wegen einer Verletzung kam er weder im Supercup noch im Pokal zum Einsatz. Der Vorteil des BVB: Da die Transfers alle schon vor Vorbereitungsbeginn feststanden, hatte die Mannschaft genug Zeit, sich einzuspielen. „Den Rest müssen nun Mannschaft und Trainer abbilden, wir haben das Fundament gelegt“, sagte Watzke.
Wer hat das Sagen?
Einer, der eigentlich gar nicht so gerne viel sagt: Lucien Favre. Die ruhige Art des Schweizer Trainers tut dem emotionalen Umfeld gut. Zwar wurden kritische Stimmen laut, als die Dortmunder Anfang des Jahres den großen Vorsprung in der Meisterschaft auf den FC Bayern verspielten. Doch dass Favre die Mannschaft im ersten Amtsjahr überhaupt so weit gebracht hat, spricht für ihn. Sein großer Vorteil ist auch, dass er mit Sebastian Kehl, dem Leiter der Lizenzspielerabteilung, einen sehr BVB-affinen Mann an der Seite hat, der ihm weiterhilft.
Was erwarten die Fans?
„Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia!“, hallt es durchs Stadion, wenn die Dortmunder Fans im Meisterschaftsfieber sind. Und in diesem Jahr ist das Fieber so ansteckend wie lange nicht mehr. Kampfansage, Transferoffensive, Supercup-Sieg: Die Ambitionen sind längst im schwarz-gelben Fanlager angekommen. „Wenn es läuft, sind die Menschen hier besonders euphorisch und enthusiastisch“, sagt Hummels. „Auf diese besondere Atmosphäre rund um den Verein, auch im Stadion, habe ich große Lust.“ Vor der vergangenen Saison war das Ziel, die Schmach des schlechteren Abschneidens als Reviernachbar Schalke 04 wettzumachen. Die Gefahr ist auf wohl lange Sicht gebannt. Nun ist der nächste Rivale an der Reihe.
Was ist in dieser Saison möglich?
Alles zwischen Platz eins und zwei. Wobei es interessant für den BVB werden könnte, wenn er in dieser Saison bis weit ins Frühjahr hinein in allen drei Wettbewerben vertreten sein sollte. In der vergangenen Saison schwächelten die Dortmunder kurioserweise ab dem Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League und des DFB-Pokals – und verspielten die fast schon sicher geglaubte Meisterschaft. „Der Spannungskampf um die Meisterschaft hat der Liga sehr gutgetan, darauf hoffen wir auch in diesem Jahr“, sagt Hans-Joachim Watzke. Wenn die Borussia ein konstant hohes Niveau halten kann und ihr die Nerven keinen Streich spielen – Stichwort Doppel-Rot im Derby gegen Schalke 04 – dann sollte der Meistertitel absolut im Bereich des Möglichen liegen.
Und sonst?
Vor einem Jahr präsentierte Geschäftsführer Watzke einen neuen Rekordumsatz von 536 Millionen Euro – unter anderem dank der Transfererlöse für Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembelé. Eine ganz so hohe Summe konnte Watzke am Dienstag nicht verkünden. Transferbereinigt hat sich der BVB aber nochmals gesteigert und arbeitet an dem Ziel, bis 2025 einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro zu erreichen – ohne Transfererlöse. „Wir wachsen ordentlich“, kommentiert Watzke die Finanzlage. Kann man so sagen.
Bisher erschienen: 1. FC Union Berlin, Hertha BSC, SC Paderborn, 1. FC Köln, FC Augsburg, Schalke 04, SC Freiburg, 1. FSV Mainz 05, Fortuna Düsseldorf, TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen und Bayer Leverkusen.