Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga-Vorschau: Bloß keine Träumereien
Düsseldorf hat seine besten Stürmer verloren, doch der wichtigste Mann ist geblieben: Trainer Friedhelm Funkel. Der bremst die Erwartungen.
Am 16. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 9: Fortuna Düsseldorf.
Was hat sich verbessert?
Friedhelm Funkel, der deutsche Rekordaufstiegstrainer, hat einen Erstliga-Titel gewonnen. Die Kollegen von „11Freunde“ kürten ihn zum Trainer der Saison 2018/19. Zu Recht, denn dem 65-Jährigen, der in seiner Karriere insgesamt sechs Aufstiege geschafft hat, wurde lange nachgesagt, er sei nur ein Mann für die Zweite Liga. Die Fortuna, die als erster Abstiegskandidat galt, landete jedoch bekanntlich auf Bundesliga-Rang zehn – und faszinierte die Fans mit frischem Konterfußball und viel Teamgeist. So könnte es immer weiter gehen.
In Düsseldorf wissen sie aber, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg oft besonders schwer ist. Zumal die Fortuna ihre besten Stürmer Dodi Lukebakio (zu Hertha BSC) und Benito Raman (zu Schalke 04) verloren hat. Beide schossen in der Vorsaison zusammen 20 der 49 Düsseldorfer Tore. Es geht der Fortuna deshalb nicht darum, besser zu werden. Die Düsseldorfer wären überglücklich, wenn sie das Niveau halten oder zumindest wieder in der Klasse bleiben könnten. Sie haben den drittniedrigsten Etat der Liga. Nur der 1. FC Union und der SC Paderborn, zwei Aufsteiger, liegen finanziell dahinter.
Wer sind die Neuen?
Sportvorstand Lutz Pfannenstiel steht, wie lokale Medien in diesem Sommer enthüllten, täglich bereits um 4.40 Uhr auf. Nach einem Spaziergang mit seinem Labrador telefoniert er in der Welt herum, um zu erfahren, was sich auf den Spielermärkten tut. Der 46-Jährige hat weit gestreute Kontakte, denn er spielte früher als Torwart auf allen fünf Kontinenten. Seine Transfers sind entsprechend international. Vom belgischen Erstligisten Waasland-Beveren kam der ghanaische Flügelspieler Nana Ampomah (23) für fast vier Millionen Euro. In 30 Spielen schoss er zuletzt acht Tore, doch er muss an seinem Defensivspiel feilen, da er sonst bei Funkel wohl keine Chance hat. Auch sein Landsmann Kelvin Ofori (18) soll die Offensive verstärken.
Außerdem setzt Düsseldorf wie gewohnt darauf, sich Spieler zu leihen – zum Beispiel US-Nationalkeeper Zack Steffen (24) von Manchester City, der sich mit Florian Kastenmeier (22) und dem noch verletzten Michael Rensing (35) einen Kampf um den Platz im Tor liefert. Auf Leihbasis wechselten zudem die Offensivspieler Erik Thommy (24/Stuttgart) und der Ghanaer Bernard Tekpetey (21/Schalke) sowie der englische Mittelfeldspieler Lewis Baker (24/FC Chelsea) nach Düsseldorf. Es sollen weitere Spieler kommen, gesucht wird vor allem ein Innenverteidiger.
Wer hat das Sagen?
Natürlich hat Funkel das Kommando, nach dem unerwarteten Erfolg der Vorsaison ist er sogar nahezu unantastbar. Zumindest vorerst. Funkels Freund Heribert Bruchhagen, fünf Jahre älter als der Coach, nutzte seine „11Freunde“-Laudatio jedenfalls, um Funkel über die berühmte Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts zu belehren. „Friedhelm, du denkst doch nicht ernsthaft, dass Fortuna jetzt wirklich fester Bestandteil der Bundesliga ist, so wie sie es in Düsseldorf alle glauben. Diejenigen, die jetzt Blumen auf Dich werfen, werden nächste Saison im Abstiegskampf Töpfe nach dir schmeißen. Und am Ende der Schlacht werden dann die Toten gezählt!“ Funkel erwiderte später lässig: „Heribert lag mit seiner Vorhersage schon einmal ziemlich falsch. Vor der vergangenen Saison sagte er mir, dass ich im Oktober kein Fortuna-Trainer mehr sei – und ich bin immer noch da.“
Was erwarten die Fans?
Die Fans wünschen sich, dass sich Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga etabliert. Ihre Erwartungen sind gebremst optimistisch und entsprechen in etwa dem Ziel, das Funkel unlängst vorgab, als er sagte: „Wir können kein anderes Ziel haben als den Klassenerhalt. Alles andere ist Träumerei.“ Den Fans sind Träumereien aber natürlich erlaubt.
Was ist in dieser Saison möglich?
Falls es gut läuft, ist für die Fortuna wohl Platz 15 bis zwölf möglich. Falls nicht, kann es passieren, dass Düsseldorf 16. wird und in die Relegation muss.
Und sonst?
Zum ersten Mal seit der Saison 1996/97 spielen die Fortuna und der rheinische Rivale 1. FC Köln wieder gleichzeitig in der Bundesliga. Damals verlor Düsseldorf beide Derbys und stieg ab, während die Kölner Rang zehn erreichten. Für die Fortuna wäre es besonders schön, den Aufsteiger diesmal nicht nur zu schlagen, sondern ihn auch in der Tabelle hinter sich zu lassen.
Bisher erschienen: 1. FC Union Berlin, Hertha BSC, SC Paderborn, 1. FC Köln, FC Augsburg, Schalke 04, SC Freiburg und Mainz 05.