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Fans von RB Leipzig. Auch in der kommenden Saison dürften die Anhänger viel Grund zum Jubeln haben.
© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (17): RB Leipzig ist der Sonne so nah

Die Sachsen haben es geschafft, den Zorn der Bayern auf sich zu ziehen – das gelingt nur ernsten Rivalen. Doch was wird aus RB in der neuen Saison?

Was hat sich verbessert?

Die Wertschätzung seitens der Konkurrenz, sie findet in der Bundesliga bekanntlich nicht in salbungsvollen Lobreden ihren Ausdruck, sondern in bösartigen Attacken aus München. Früher war Uli Hoeneß dafür zuständig, er hat sich über Jahre verdienstvoll abgearbeitet an Hoffenheim, Bremen oder Dortmund, also allen, die irgendwann mal vage im Verdacht standen, den Bayern zu nahe zu kommen. Weil Hoeneß’ moralische Autorität gelitten hat, springt nun Karl-Heinz Rummenigge ein. Auf die harmlose Feststellung des Leipziger Trainers Ralph Hasenhüttl, er sei ganz froh gewesen, die Vorbereitungsphase nicht wie die Bayern zu einer Werbetour durch Asien umzugestalten, reagierte der Münchner Vorstandschef mit der seltsamen Bemerkung: „Ich finde diese Aussage ein Stück zynisch und auch unsolidarisch.“ Übersetzt bedeutet das: Kompliment, liebe Leipziger, wir nehmen euch ernst.

Wer sind die Neuen?

Alles Leute, die hierzulande kaum jemand kennt, aber wer wusste im vergangenen Jahr schon etwas mit Naby Keita anzufangen? Der prominenteste Neue ist der Portugiese Armindo Tué Na Bangna, er hört auf den Künstlernamen Bruma und kommt für 14 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul. Bruma eilt der Ruf eines schwierigen Genies voraus – brillant am Ball, aber nicht leicht zu führen. Die Franzosen Jean-Kevin Augustin und Ibrahima Konaté fügen sich wie der Österreicher Konrad Laimer von RB Salzburg (das bekanntlich nichts, aber auch überhaupt nichts mehr mit den Leipzigern zu tun hat) in das bewährte Beuteschema: physisch stark und versiert bei der Arbeit gegen den Ball. Und dann gibt es auch noch zwei neue Torhüter, den Schweizer Yvon Mvogon und den Stuttgarter Philipp Köhn, aber auf dieser Position waren die Leipziger mit Peter Gulacsi schon im vergangenen Jahr sehr stark besetzt.

Wer hat das Sagen?

Natürlich hat Ralph Hasenhüttl eine grandiose erste Saison hingelegt. Aber es möge sich doch bitte niemand der Illusion hingeben, der Österreicher sei der starke Mann in der Fußball-Abteilung des Brause-Imperiums. Das ist und bleibt Ralf Rangnick. Es ist Rangnick- Fußball, der in Leipzig gespielt wird, mit wenigen Kontakten und der berühmt-berüchtigten Jagd gegen den Ball. Der Trainer Hasenhüttl hat umzusetzen, was der Sportdirektor Rangnick vorgibt, personell und konzeptionell. Solange er das erfolgreich moderiert, darf er weitermachen.

Was erwarten die Fans?

Vor allem ein schönes Los, wenn am kommenden Donnerstag in Nyon die Gruppenphase der Champions League aufs Tableau kommt. Es geht den Leipzigern keineswegs um leichte Gegner, die einen Einzug ins Achtelfinale verheißen. Sie freuen sich viel mehr darüber, dass RB mangels internationaler Erfolge im Topf der niedrig gesetzten Mannschaften steckt, denn das verheißt schöne Reisen. Nach Madrid, Manchester oder Barcelona, je stärker der Gegner, desto besser. Und was neue sportliche Höhenflüge betrifft, halten sie es in Leipzig mit dem warnenden Beispiel des Ikarus: Bloß nicht zu nahe an die Sonne kommen! Schöner als im letzten Jahr kann es ohnehin nicht werden.

Was ist in dieser Saison möglich?

Die Traditionalisten im deutschen Fußball hoffen ja inständig, Leipzig habe sich im vergangenen Jahr zu Tode gesiegt und werde jetzt am hohen Erwartungsdruck und der Mehrfachbelastung durch das Engagement in Europa zugrunde gehen. Kann sein. Aber RB hat keinen Stammspieler verloren, die in ganz Europa begehrten Naby Keita und Emil Forsberg behalten, sich dazu zumindest in der Breite verstärkt. Und das Leipziger Publikum wird nach Jahrzehnten sportlicher Dürre einen Teufel tun, zwischenzeitliche Rückschläge überzubewerten. Keine schlechten Voraussetzungen für das Jahr nach dem Kulturschock. Alle Traditionalisten, die auf ein schnelles Ende der Leipziger Erfolgsgeschichte hoffen, sollten sich darauf gefasst machen: Da könnte noch mehr kommen.

Und sonst?

War ja ein bisschen ruhig zuletzt in den englischen Boulevardblättern, was den Krieg und die Deutschen und so betrifft. Bis dann der FC Liverpool 75 Millionen Euro für Naby Keita bot und RB Leipzig ablehnte. Sehr zum Unwillen eines Kolumnisten des „Liverpool Echo“, der seinen Unmut darüber in die Formulierung kleidete, die Leipziger seien „die meistgehasste Truppe in Deutschland seit der SS“. Darauf muss man auch erstmal kommen.

Morgen Folge 18: Bayern München. Bisher erschienen: Borussia Dortmund, TSG Hoffenheim, 1. FC Köln, Hannover 96VfB StuttgartVfL Wolfsburg1. FSV Mainz 05Hamburger SVFC AugsburgBayer LeverkusenEintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, SC Freiburg, Hertha BSC, 1. FC Köln und TSG Hoffenheim.

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