Bundesliga-Saisonvorschau: FC Schalke 04: Mannschaft gesucht
Ein junger Trainer, verlässliche Zugänge und ein stärkerer Teamgeist sollen Schalke in den Europapokal führen. Teil 9 unserer Saisonvorschau.
Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil neun: FC Schalke 04.
Was hat sich verbessert?
Eigentlich ist alles gleich geblieben auf Schalke: Wie vor jeder Saison sind die Hoffnungen und Erwartungen an die Mannschaft hoch. Alles muss, alles wird besser werden, ist der allgemeine Tenor. Die sportlichen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit stehen diesen Hoffnungen allerdings entgegen. Von der Champions League über die Europa League bis zum Verpassen des internationalen Fußballs ist der sportliche Trend nicht gerade der Freund der Schalker. Auch Neu-Manager Christian Heidel konnte diese Abwärtsspirale nicht aufhalten – im Gegenteil. Und auch der wieder einmal ausgerufene Neuanfang ist ein jährlich wiederkehrendes Ereignis, denn auch vor dieser Spielzeit wurde das verantwortliche Personal ordentlich durchgemischt.
Wer sind die Neuen?
Mal wieder der Trainer: Domenico Tedesco. Der 31-Jährige, der bei Erzgebirge Aue lediglich vier Monate Erfahrung im Profifußball gesammelt hat, kann bei seinem Einstand in der Bundesliga auf alte und aktuelle Neuzugänge bauen. So kehrt der nach einem Fußgelenkbruch fast ein Jahr ausgefallene Angreifer Breel Embolo in die Schalker Offensive zurück. Neuzugang Amine Harit (FC Nantes; 8 Millionen Euro) soll zudem mehr Tempo und mehr Finessen ins oft müde und träge Spiel der Gelsenkirchener bringen. Die ebenfalls jüngst verpflichteten Verteidiger Bastian Oczipka (Eintracht Frankfurt; 4,5 Millionen Euro) und Pablo Insua (Deportivo La Coruna; 3,5 Millionen Euro) dürfen in die Kategorie seriöse und verlässliche Mitarbeiter eingeordnet werden. Betrachtet man die vergangenen Wechselperioden, können die Fans jedoch davon ausgehen, dass Schalke weiter intensiv den Transfermarkt beäugen wird.
Wer hat das Sagen?
Trainer Tedesco soll es richten. Er arbeitet in der Vorbereitung mit viel Elan daran, die Schalker zurück zu alten Erfolgen zu führen. Der Nachfolger von Markus Weinzierl ist deutlich kommunikativer als sein Vorgänger. Und er scheint auch emotional – nicht allein wegen seines Alters – deutlich näher an den Spielern zu sein. Die Begeisterung der Schalker Spieler und Verantwortlichen über den Trainer und dessen Arbeit ist derzeit groß. Doch diese äußerst harmonische Anfangsphase gab es in der Vergangenheit auch stets bei Tedescos Vorgängern – bis dann die ersten Niederlagen kamen.
Was erwarten die Fans?
Nach der äußerst tristen Vorsaison, in der sich oft der Eindruck verfestigte, dass viele Einzelunternehmer auf dem Platz stehen, wären die Anhänger schon froh darüber, wenn sie eine Mannschaft erkennen könnten, die gemeinsame Ziele verfolgt. Die Fans vermissten außerdem eine klar ersichtliche Taktik, die die Spieler gemeinschaftlich umsetzten. Tedesco scheint das 3-4-3-System zu favorisieren, um damit den Gegner bereits möglichst früh in dessen Hälfte stören zu können und viele Ballgewinne zu erzwingen. Genau das wollte Weinzierl mit seiner Herangehensweise auch erreichen – gelungen ist ihm dies aber viel zu selten. Und auch der Niederbayer biss sich an seiner meist undurchschaubaren Mannschaft die Zähne aus. Sollte Tedesco zunächst einmal einen Teamgedanken bei der Mannschaft herausarbeiten können, hätte er schon viel mehr erreicht, als viele seiner Vorgänger. Und er würde sich damit bei den Anhängern schnell beliebt machen.
Was ist in dieser Saison möglich?
Nachdem Nationalspieler Leon Goretzka, um den es zuletzt viele Wechselgerüchte gab, auch in der anstehenden Saison in Gelsenkirchen spielen wird, ist die Qualität des Kaders beibehalten worden. Zudem haben die Schalker vor allem mit dem 18 Jahre alten Mittelfeldspieler Weston McKennie wieder einmal ein großes Talent aus der vereinseigenen Knappenschmiede hervorgebracht. Schlägt der junge US-Amerikaner in der Bundesliga so ein wie zuletzt etwa Leroy Sané (jetzt Manchester City), dürften sich die Hoffnungen auf die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb deutlich erhöhen. Das Minimalziel der Schalker ist ohnehin die Qualifikation für die Europa League. Da sie sich ohne störende Spiele in Europa in dieser Saison allein auf die Bundesliga konzentrieren können, sollte ihnen das auch gelingen.
Und sonst?
Ist der Umbau in vollem Gange. Denn das Schalker Vereinsgelände soll den modernen Anforderungen angepasst werden. Die Bagger rollen, neue Trainingsplätze entstehen, sogar ein eigenes kleines Stadion für die Amateure des Klubs wird gebaut. Den Spielern soll es in den neuen Funktionsgebäuden künftig an nichts mehr fehlen. Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag sollen die Schalker dafür in die Hand nehmen. Zumindest in diesem Bereich ist der Traditionsverein also wieder in der Spitze angelangt.
Morgen Folge zehn: Borussia Mönchengladbach.