Bundesliga-Saisonvorschau (12): SC Freiburg: Schwarzwälder Kitsch
Beim SC Freiburg geht es nach einer herausragenden Saison harmonisch zu. Nur ein Trikot bringt dem Klub Ärger ein.
Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil zwölf: SC Freiburg.
Was hat sich verbessert?
Ohne zu pessimistisch zu klingen, aber eine Woche vor dem Start der Bundesliga kann die Antwort nur lauten: nichts. Das liegt aber auch daran, dass es für einen Klub wie den SC Freiburg nach einer Saison wie der vergangenen schlicht unmöglich ist, sich noch zu verbessern. Als Aufsteiger schaffte die Mannschaft Platz sieben. Die Natur des modernen Profifußballs will es, dass Vereine wie Freiburg nach solch einem Erfolg von der finanzstärkeren Konkurrenz sofort gemaßregelt werden. Vincenzo Grifo hat sich Borussia Mönchengladbach angeschlossen und Maximilian Philipp zog es zur anderen Borussia nach Dortmund. Beide zusammen brachten 26 Millionen Euro ein, was dem Verein mittelfristig das Auskommen sichert. Es ehrt die Verantwortlichen, trotz des Neureichtums nicht von der hauseigenen Philosophie abzurücken und weiter auf junge, entwicklungsfähige Spieler zum kleinen Preis zu setzen.
Wer sind die Neuen?
Bartosz Kapustka, Philipp Lienhart, Caleb Stanko, Jonas Meffert, Marco Terrazzino, Florian Kath. Wer diese Namen nicht kennt, geschweige denn schon mal gehört hat, muss sich nicht grämen. Wie immer, wenn der Sport Club Spieler verpflichtet, handelt es sich meist um Anzahlungen gen Zukunft. So läuft das schon seit vielen Jahren. Freiburg holt Spieler, die keiner kennt und nach zwei, drei Jahren werden sie so bekannt und gut sein, dass ihr Verkauf dem Verein das Überleben sichert. War jüngst so bei Philipp oder Oliver Baumann oder Papiss Demba Cissé oder Eigengewächs Matthias Ginter. Großes Interesse zeigt Freiburg gerade am Franzosen Yoric Ravet. Nie gehört? War der beste Vorlagengeber in der Schweiz vergangene Saison.
Wer hat das Sagen?
Freiburg gibt sich politisch gern liberal und basisdemokratisch und genauso versteht sich auch der größte Fußballverein. Nach außen ist Trainer Christian Streich das Gesicht und derjenige, der dem Klub ein Profil gibt. Nur ist der SC weit davon entfernt, eine One-Man- Show zu sein. Der breiten Öffentlichkeit weitgehend verborgen arbeitet Sportdirektor Jochen Saier äußerst erfolgreich. Aber auch er ist nur das Antlitz der Freiburger Transferpolitik, hinter Saier sichtet ein Heer kluger Scouting-Köpfe.
Was erwarten die Fans?
Auf jeden Fall nicht noch so eine Saison wie die vergangene. Die Zuschauer wissen sehr wohl um die begrenzten Möglichkeiten des Vereins und geben sich keinen Träumereien hin. War ja auch schon alles dagewesen in den vergangenen 20 Jahren. Europa League, Abstieg, Aufstieg, Zweite Liga, Bundesliga. Da in der Regel auf eine erfolgreiche Spielzeit beim SC eine weniger erfolgreiche kommt, wäre auch ein sportlich schwieriges Jahr kein Problem.
Was ist in dieser Saison möglich?
Jede Saison, in der Freiburg die Klasse hält, ist eine erfolgreiche. Um mehr kann es in dieser Spielzeit auch nicht gehen. Durch die starken Aufsteiger Stuttgart und Hannover und den Abschied von Ingolstadt und Darmstadt dürfte die Abstiegszone so umkämpft wie lange nicht mehr werden. Im Nachhinein dürfte sich das frühe Aus der Freiburger in der Europa-League-Qualifikation noch als hilfreich erweisen, weil dem Team bis Weihnachten die Doppelbelastung aus Bundesliga und Europa erspart bleibt.
Und sonst?
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber beim neuen Freiburger Ausweichtrikot ist selbst mit viel Wohlwollen nur von einem Attentat auf die Sehnerven zu sprechen. Von weitem sieht es aus wie ein bei Bodenübungen dreckig gewordenes Hemd der Bundeswehr, erst bei genauem Hinsehen wird die Silhouette vieler Tannenbäume sichtbar. Schwarzwaldmüll und so, wurde im Internet geätzt. Sofort ging der Klub in die Charmeoffensive und rief via Facebook ein Gewinnspiel ins Leben. Wer sich einen netten Satz über den Stofffetzen abringen konnte, kam in die Verlosung für ein Trikot. Schönheit ist eben auch käuflich.
Nächste Folge: Hertha BSC. Bisher erschienen: Hannover 96, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, 1. FSV Mainz 05, Hamburger SV, FC Augsburg, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen.