zum Hauptinhalt
Aufsteiger vor großer Aufgabe. Der neue Trainer Heiko Herrlich hat bislang nur in der vierten und dritten Liga gearbeitet.
© Henning Kaiser/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (7): Neuanfang bei Bayer Leverkusen

Von Champions League bis Mittelfeld ist bei Bayer Leverkusen alles denkbar. Es wird darauf ankommen, wie schnell sich Heiko Herrlich als Trainer zurechtfindet.

Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil sieben:  Bayer Leverkusen.

Was hat sich verbessert?

Treffender müsste die Frage lauten, was sich verändert hat. In Person von Heiko Herrlich präsentierten die Verantwortlichen eine echte Überraschung bei der Besetzung des Trainerpostens. Was aber auch daran lag, dass Wunschkandidaten wie Lucien Favre oder Peter Bosz vorher absagt hatten. Herrlich sorgte für Aufsehen, als er den vergleichsweise mittellosen Aufsteiger Jahn Regensburg in nur zwölf Monaten von der vierten in die Zweite Liga führte. Die attraktive Spielweise, mit der die Mannschaft in der Relegation 1860 München düpierte, beeindruckte Bayers Sportdirektor Rudi Völler. Nur mangelt es Herrlich an Erfahrung auf höchstem Niveau, und wichtige Spieler werden dem neuen Trainer fehlen. Hakan Calhanoglu, Ömer Toprak und Javier Hernandez haben den Klub verlassen. Die Saison wird eine im Zeichen des Neubeginns.

Wer sind die Neuen?

Bisher hielt sich Leverkusen auf dem Transfermarkt auffällig zurück. Prominentester Zugang ist Nationalspieler Sven Bender, der aus Dortmund kommt und künftig wieder an der Seite seines Zwillingsbruders Lars spielt. Dominik Kohr kehrt nach zweieinhalb Jahren aus Augsburg zurück. Großes Interesse zeigt Bayer an dem griechischen Verteidigertalent Panagiotis Retsos von Olympiakos Piräus, der Wechsel könnte bald vollzogen werden. Intern hofft man, dass die Zugänge der vergangenen Saison unter Herrlich den Durchbruch schaffen. Das gilt vor allem für Kevin Volland und Leon Bailey, der im Winter für 13,5 Millionen Euro aus Genk kam, von Ex-Trainer Roger Schmidt aber kaum beachtet wurde.

Wer hat das Sagen?

Zum Gesicht des Vereins ist Rudi Völler geworden. In der vergangenen Saison rückte der langjährige Sportdirektor auch in die Kritik. Völler wurde vorgeworfen, zu lange am umstrittenen Trainer Roger Schmidt festgehalten zu haben, obwohl sich Teile der Mannschaft längst gegen Schmidt gewandt hatten. Als der dann im Frühjahr endgültig nicht mehr tragbar war, präsentierte Völler in Person von Tayfun Korkut eine glücklose Übergangslösung. Auch um erneute Kritik abzuwehren, wäre es wichtig, dass Herrlich als Trainer funktioniert.

Was erwarten die Fans?

Die verkorkste Rückrunde kostete die Zuschauer Nerven. Vielen Fans missfiel, wie sich Trainer und Mannschaft nach außen gaben. Roger Schmidt sorgte in drei Jahren mit seinem Verhalten gegenüber Schiedsrichtern oder gegnerischen Trainern für negative Schlagzeilen und war am Ende vor allem mit sich selbst beschäftigt, was auch für einige Spieler, allen voran Javier Hernandez, zutraf. Nach so viel künstlicher Grandezza wären die meisten Zuschauer schon zufrieden, wenn sich die Mannschaft in Zukunft wieder als Einheit präsentiert und ansehnlichen Fußball zeigt.

Was ist in dieser Saison möglich?

Alles von Champions League bis unteres Tabellenmittelfeld. Der Kader verfügt zweifellos über sehr viel Potenzial. Die Frage ist nur, wie schnell Mannschaft und Trainer Herrlich zueinander finden. Die Vorbereitung verlief äußerst holprig, Anpassungsprobleme waren unübersehbar. Weiß Herrlich auf Anhieb zu überzeugen, könnte Leverkusen vor einer ähnlichen Saison stehen wie Hoffenheim im vergangenen Spieljahr.

Und sonst?

Der Abschied von Javier Hernandez hat Leverkusen den Status als inoffizielle Fußball-Hauptstadt Mexikos gekostet. Mindestens ein Mal pro Woche schaute ein Fernsehteam aus Mittelamerika vorbei. Oder ein Zeitungsjournalist. Oder ein Radiomoderator. Irgendetwas gab es immer zu vermelden über den hellsten Stern am Himmel des lateinamerikanischen Fußballkosmos. Und sei es nur der Besuch seiner Freundin aus Madrid. Nun ist Chicharito weitergezogen und mit ihm die Reporter. Und Leverkusen ist wieder nur Leverkusen. Eine Industriestadt nahe Köln. Viva la Normalität.

Morgen Folge acht: Eintracht Frankfurt

Zur Startseite