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Letzter gemeinsamer Jubel? Im Supercup hob Pierre-Emerick Aubameyang noch Ousmane Dembélé in die Höhe.
© REUTERS

Bundesliga-Saisonvorschau (16): Borussia Dortmund: Quengelnde Jungs

Bei Borussia Dortmund wünschen sich alle eine ruhige, erfolgreiche Saison. Doch Dembélé und Aubameyang scheinen dem BVB diesen Gefallen nicht zu tun.

Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 16: Borussia Dortmund.

Was hat sich verbessert?

Das Klima, hoffentlich. Die Stimmung im Verein war zum Saisonende so tief im Keller wie sonst nur Darmstadt in der Tabelle. Der Anschlag auf den Mannschaftsbus der Borussia (Motiv: Geldgier), die Niederlage am Folgetag in der Champions League und der daraus resultierende Streit zwischen Ex-Trainer Thomas Tuchel und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (Motiv: Geltungssucht) darüber, ob die Profis am nächsten Tag schon wieder auf dem Platz hätten stehen sollen oder nicht, haben sogar den Pokalsieg ein paar Wochen später überstrahlt. Tuchel ist weg, Watzke noch da. Hoffentlich hat er in der nächsten Saison wieder ein paar Endorphine mehr.

Wer sind die Neuen?

Auf dem gedachten roten Teppich zum Saisonauftakt konnten die Neuzugänge des BVB weitgehend unbehelligt an den Paparazzi vorbeischlendern. Der große Coup ist nicht dabei. Die U-21-Europameister Maximilian Philipp und Mahmoud Dahoud durften immerhin im Trainingslager schon mal wider Willen vorsingen. Das Aufnahmeritual müssen traditionell alle Neuen beim BVB überstehen. Das Team wird jedoch mehr brauchen als nur große Töne. Derzeit stehen noch jede Menge Wenns im Raum: Wenn Pierre-Emerick Aubameyang womöglich doch noch den Verein verlässt, wer bekommt seine Pelz-Kollektion? Wenn Marco Reus fit und unverletzt auf dem Platz steht, wird das der schönste Spieltag der Saison? Wenn Mario Götze neben Reus spielt, dreht Shinji Kagawa dann auch wieder auf? Und wird dann der Borsigplatz am Saisonende für den Verkehr gesperrt? Was macht eigentlich Lucas Barrios?

Wer hat das Sagen?

Die wohl spannendste Frage der anstehenden Spielzeit. In der vergangenen war das nämlich nicht so leicht zu beantworten. Zum Schluss hatte Geschäftsführer Watzke so oft und laut auf den Tisch gehauen, dass Karl-Heinz Rummenigge in München nervös seinen Pokal für den Alleinherrscher der Saison polierte und Tuchel lieber das Weite suchte. Besser werden soll es mit dem Niederländer Peter Bosz. Weniger Kopf, mehr Herz. Der 53-Jährige sieht aus wie eine gut gelaunte Version von Pep Guardiola und hat zuletzt Ajax Amsterdam auf den zweiten Platz in Holland und ins Finale der Europa League geführt. Bosz scheint mit dem Team bisher gut auszukommen. Sein Pflichtspieldebüt im Supercup verlor Bosz gegen die Bayern, das DFB-Pokalspiel am Samstag gewann er 4:0 – gegen den FC Rielasingen-Arlen.

Was erwarten die Fans?

Ruhe im Laden. Es ging zwar zuletzt um vieles, aber selten um Fußball. Wäre schön, wenn endlich mal wieder auf dem Platz Schlagzeilen produziert werden. Oder eben wenigstens auf der Tribüne. Prognose: Zwei gute Pflichtspiele in Folge und auf der Süd wird wieder gegrölt wie zu Klopp-Zeiten. Auf ein paar Holzköpfe weniger zwischen den vielen friedlichen Fans kann man hoffen. Nachdem sich einige von ihnen im Februar gegen Leipzig wie Steinzeitmenschen benahmen, hat die Polizei 56 Tatverdächtige identifiziert. Was die erwarten können? Strafverfahren und Stadionverbote.

Was ist in dieser Saison möglich?

Nicht einmal die Münchner lockt es noch aus dem Haus, wenn die Bayern am Saisonende die Schale über den Marienplatz recken. Wie ein kleiner Junge, der einen in der Schule nie abschreiben lässt, dann als Jahrgangsbester Abi macht und alle zu seiner Party (Motto: Ritter und Mägde) einlädt. Will halt keiner hin. Das wird in dieser Saison noch öder, zumal der BVB erst einmal das Spielsystem des neuen Trainers verinnerlichen muss. Die Action passiert auf den Plätzen dahinter. Die Dortmunder sind klarer Favorit auf Platz zwei. Die Borussen könnten außerdem ihren Pokalsieg verteidigen und in der Champions League muss das Minimalziel Viertelfinale lauten.

Und sonst?

Als es um den Wunsch nach Ruhe im Laden ging, muss Ousmane Dembélé gefehlt haben. So wie in der vergangenen Woche beim Training. Keiner wusste, wo der Franzose steckt. Behauptete zumindest Bosz. In Wahrheit wussten freilich alle, dass der 20-Jährige sich gerade vor dem Supermarktregal auf dem Boden wälzt, schreit und quengelt, weil er einen Schokoriegel haben will. Der Riegel heißt FC Barcelona. Dembélé will nach nur einem Jahr in Dortmund zu Barça wechseln, obwohl er noch bis 2021 unter Vertrag steht. Watzke dachte gar nicht daran, den Offensivspieler ziehen zu lassen, stattdessen suspendierte er ihn bis auf Weiteres. Hoffentlich ist Watzkes Endorphinhaushalt für 2017/18 nicht schon wieder aufgebraucht.

Morgen Folge 16: Borussia Dortmund. Bisher erschienen: 1. FC Köln, Hannover 96VfB StuttgartVfL Wolfsburg1. FSV Mainz 05Hamburger SVFC AugsburgBayer LeverkusenEintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, SC Freiburg, Hertha BSC, 1. FC Köln und TSG Hoffenheim.

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