Bundesliga-Saisonvorschau (18): Bayern München: Wer stopft das Führungsvakuum?
Der FC Bayern hat einen neuen Sportdirektor und einen neuen Co-Trainer – doch das dürfte die Münchner dem großen Ziel Champions-League-Titel kaum näher bringen.
Was hat sich verbessert?
Außer den Followerzahlen in den Sozialen Medien nicht viel. Unmittelbar nach dem Transfer von James Rodriguez von Real Madrid nach München verzeichneten die Vereinsaccounts auf Facebook, Twitter und Instagram sechsstellige Zuwachszahlen. Der Wunschspieler von Trainer Carlo Ancelotti sei „für das Image des FC Bayern sehr gut“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Ob der Kolumbianer dem Meister sportlich genauso hilft, muss sich erst noch zeigen. James zog sich Anfang August eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu und fehlt seitdem. Zudem konnte er in der Vorbereitung sein großes Potenzial nur teilweise andeuten. Das gilt jedoch für den Großteil des Teams vor dem Saisonstart heute gegen Leverkusen (20.30 Uhr/ZDF). Die große Frage lautet: Wer stopft das Führungsvakuum, das Philipp Lahm und Xabi Alonso hinterlassen haben?
Wer sind die Neuen?
Sebastian Rudy, Niklas Süle, Corentin Tolisso – die ganz großen Namen haben die Bayern außer James nicht verpflichtet. Das gilt auch für die Führungsriege. Lange wurde über einen neuen Sportdirektor diskutiert. Die Wunschkandidaten Lahm und Max Eberl sagten ab. Am Ende wurde es Hasan Salihamidzic, der nach neun Spielerjahren in München nicht wirklich neu ist, aber immerhin überraschend. Böse Zungen behaupten, viel mehr als in seiner bisherigen Funktion als Markenbotschafter habe Salihamidzic jetzt auch nicht zu sagen. Immerhin darf er bei Spielen auf der Bank sitzen und kann sich da mit seinem alten Kumpel Willy Sagnol unterhalten, der nun Co-Trainer ist. Dahinter steckt vermutlich eine ganz ausgeklügelte Taktik: Anders als die aktuelle Spielergeneration flößen Sagnol und Salihamidzic den spanischen Champions-League-Seriensiegern wenigstens Angst ein. 2001 schalteten sie auf dem Weg zum Titel schließlich Real Madrid aus. Die schwarze Bestie ist zurück!
Wer hat das Sagen?
An Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß kommt weiter niemand vorbei. Die beiden Alphatiere wechselten sich in der Vorbereitung mit der berühmten Abteilung Attacke ab. Mal polterte Hoeneß, dann wies Rummenigge den frechen Emporkömmling aus Leipzig in die Schranken, der es tatsächlich gewagt hatte, die „beste und schönste“ Asientour aller Zeiten infrage zu stellen. Ancelottis Wort hat wohl nur beschränktes Gewicht. Auf einen Sportdirektor hätte er gut verzichten können, und Sagnol ist auch nicht seine erste Wahl als Assistent gewesen.
Was erwarten die Fans?
Der erfolgsverwöhnte Anhang fühlte sich in der Vorbereitung oft in längst verdrängte Zeiten zurückversetzt. 0:4 gegen Milan, 0:2 gegen Inter, 0:3 gegen Liverpool – eine solche Negativbilanz gab es seit Jahren nicht mehr. Nach der Niederlage gegen Neapel schallten zahlreiche Pfiffe durch das Münchner Stadion. Wenn die Unzufriedenheit schon bei einem unwichtigen Sponsorenturnier derart laut geäußert wird, kann man sich gut vorstellen, was passiert, wenn die Mannschaft weiter so erfolg- und planlos spielt. Nach fünf souveränen Meisterschaften erinnern sich viele Fans gar nicht mehr, dass es durchaus titellose Spielzeiten gab.
Was ist in dieser Saison möglich?
Die schlechte Vorbereitung hat in München alle Alarmglocken klingeln lassen. Vieles funktioniert noch nicht in der neuen Mannschaft. Auch die Siege im Supercup nach Elfmeterschießen gegen Dortmund und in der ersten Pokalrunde gegen Chemnitz haben das Umfeld nur mäßig beruhigt. Die Bewertung, ob ein Jahr erfolgreich ist oder nicht, fällt aber seit geraumer Zeit in der Champions League. Der erste internationale Titel seit 2013 bleibt zwar der große Traum, ist aber nicht unbedingt näher gerückt. Hoeneß hat bereits versucht, die Erwartungen zu dämpfen – mit dem Verweis auf Transfers à la Neymar bei der Konkurrenz. „Solange solche Verrücktheiten passieren, kannst du als FC Bayern München, der ganz vernünftig wirtschaftet, nicht den Anspruch haben, die Champions League zu gewinnen“, sagte er. Wir speichern dieses Zitat zur Wiedervorlage in der K.-o.-Runde.
Und sonst?
In dieser Saison jährt sich ein historisches Ereignis zum 20. Mal. Sportlich ist die Spielzeit 1997/98 den Münchnern nicht sonderlich gut in Erinnerung geblieben, aber der 10. März 1998 entschädigte für alles. Nach einer 0:1-Niederlage gegen Schalke hielt Giovanni Trapattoni seine berühmte Wutrede. Ob Ancelotti, immerhin Landsmann des damaligen Trainers, da mithalten kann, ist fraglich. Denn er meidet die deutsche Sprache so weit wie möglich und spricht meist Englisch. Was erlaube Carlo?
Bundesliga-Serie: Bayern München, Borussia Dortmund, TSG Hoffenheim, 1. FC Köln, Hannover 96, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, 1. FSV Mainz 05, Hamburger SV, FC Augsburg, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, SC Freiburg, Hertha BSC, 1. FC Köln und TSG Hoffenheim.
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