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Das Ziel seiner Träume. Joachim Löw und der WM-Pokal.
© dpa

WM 2014 - Lauter Angstgegner für Deutschland: Der Weg zum WM-Titel wird kein leichter sein

Am ersten spielfreien WM-Tag blieb Luis Suarez ein Thema, auch Franz Beckenbauer meldete sich zu Wort. Und dann ist da noch der Weg der Deutschen in ein mögliches Endspiel. Leicht wird der nicht. Aber dafür winkt ein verdienter Titelgewinn.

19.00 Uhr: Und das war es von unserem WM-Blog am ersten spielfreien Tag des Turniers. Für Franz Beckenbauer war es ein guter Tag, für Luis Suarez eher nicht - auch wenn er prominente Unterstützung erhalten hat. Und was ist mit der deutschen Mannschaft. Die freut sich auf ein Achtelfinale gegen Algerien, aber bevor es am Montag so weit ist, sind am Wochenende erst einmal die südamerikanischen Teams gefordert. Und dazu haben wir noch Kleinigkeit von unserem WM-Reporter Sven Goldmann für Sie. Der hat mal versucht herauszufinden, warum diese WM zumindest bisher eine kleine Copa Südamerika ist. Mehr hier und am Samstag versorgen wir Sie natürlich auch wieder den ganzen Tag in unserem WM-Blog mit Neuigkeiten aus Brasilien.

18.10 Uhr: Auf dem Weg ins Finale würde Deutschland nach Algerien (Bilanz siehe unten) vermutlich noch auf andere Angstgegner treffen. Ein realistischer Viertelfinalgegner ist Frankreich. Die deutsche Bilanz ist hier negativ, seit 1990 gab es fünf Niederlagen und ein Unentschieden. Dafür siegte das deutsche Team beim letzten Duell 2013 in Paris 2:1. Im Halbfinale würde dann wohl der Kampf mit dem Gastgeber Brasilien anstehen. Das dürfte die schwerste Mission des Turniers sein; hinzu kommt, dass Deutschland auch gegen Brasilien eine äußerst dürftige Bilanz hat. In 21 Spielen gelangen nur vier Siege, das einzige Aufeinandertreffen bei einer WM verlor die Nationalelf im Finale 2002. Als Dessert sind im Finale von Rio entweder Argentinien oder Holland zu erwarten. Wer so ein Programm übersteht, ist auf jeden Fall verdient Weltmeister, meint Tagesspiegel-Kollege Christian Hönicke.

17.50 Uhr: Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke hat den WM-Organisatoren zum Abschluss der Gruppenphase ein gutes Zeugnis ausgestellt, besonders aber die sportliche Qualität des Turniers in Brasilien hervorgehoben. „Diese WM wird in Erinnerung bleiben, als eines der besten, wenn wir über die Qualität des Fußballs sprechen“, sagte Valcke am Freitag in Rio de Janeiro. Die Begeisterung der Fans im ganzen Land habe gezeigt: „Brasilien ist der Ort, an dem man sein muss.“ Sportminister Aldo Rebelo zeigte sich erleichtert, dass es bislang nicht wie im Vorjahr zu Protesten auf den Straßen gekommen ist. Diese hätten nämlich „nichts mit dem Fußball zu tun“ gehabt.

17.30 Uhr: Beim WM-Eröffnungsspiel in São Paulo zwischen Gastgeber Brasilien und Kroatien wäre es beinahe zu einem ernsten Zwischenfall mit einem im Stadion postierten Scharfschützen gekommen, berichtet dpa. Wie Brasiliens Sportminister Aldo Rebelo bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Gruppenphase am Freitag in Rio de Janeiro bestätigte, hatte das Mitglied einer Spezialeinheit um Freigabe zum Schuss auf eine Person in unmittelbarer Nähe von Staatspräsidentin Dilma Rousseff angefragt. Der Grund hierfür war, dass er eine Person mit einer Waffe zwei Plätze neben der Politikerin entdeckt hatte. Bei dem Mann handelte es sich allerdings ebenfalls um eine Sicherheitskraft, die jedoch mit der Waffe nicht an diesem Platz hätte sein dürfen. Der Mann wurde aus der Umgebung der Präsidentin entfernt. Die Freigabe zu einem Schuss wurde dem Scharfschützen nicht erteilt.

17.00 Uhr: Der erste Druck ist beim deutschen Team nach der überstandenen Gruppenphase abgefallen. „Es wäre eine Schande gewesen, wenn wir nicht ins Achtelfinale eingezogen wären“, sagte Torhüter Manuel Neuer. Am Freitag belastete Löw wie üblich nach den Spielen nur die Teilzeitkräfte und Reservisten wie Khedira im Training stärker. Von der medizinischen Abteilung kam die gute Nachricht, dass kein Spieler im Kampfspiel gegen die USA eine größere Blessur erlitten hat. Zum „Man of the Match“ wurde zum zweiten Mal der vierfache Turniertorschütze Müller gewählt. „Das fühlt sich gut an, wenn man sich auf seine Fähigkeiten verlassen kann, das nötige Glück hat und es läuft“, sagte der 24-Jährige.

16.40 Uhr: Wie war das noch gleich mit den Gelben Karten und möglichen Sperren in der K.o.-Phase? Die Karten aus der Vorrunde werden auch bei dieser WM mit in die K.o.-Spiele genommen, wer also im Achtel- oder Viertelfinale seine Zweite Gelbe Karte kassiert, wird für das nächste Spiel gesperrt. Erst nach dem Viertelfinale werden die noch offenen Karten gestrichen. Das heißt: Im Halbfinale kann es noch gelbgesperrte Spieler geben, im Endspiel nicht mehr. Bei den Deutschen ist Benedikt Höwedes nach der Gruppenphase der einzige Spieler, der schon einmal Gelb gesehen hat.

Fußballfan in Montevideo hält Transparent als Unterstützung für Luis Suárez.
Die Zahnreihen fest geschlossen: Uruguay steht hinter dem Beißer Luis Suárez. "Luisito wir unterstützen dich", heißt es hier auf diesem Transparent in Montevideo. Und die Fifa ist erwartungsgemäß auch in diesem Fall korrupt.
© Reuters

16.25 Uhr: Wie bereits angedeutet: Die Historie spricht im Duell mit Deutschland für die Algerier. Denn gegen kaum ein anderes Land hat die deutsche Nationalmannschaft eine derart schlechte Bilanz. Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Am Neujahrstag 1964 gab es ein Freundschaftsspiel in Algier, dass die Gastgeber mit 2:0 für sich entschieden. 1982 dann das Aufeinandertreffen in Gijon: Algerien schlug Deutschland im Auftaktspiel der WM in Spanien mit 2:1. Die Deutschen um Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner und Felix Magath bekamen in der Gruppenphase bekanntermaßen noch die Kurve und sicherten sich durch den viel zitierten "Nichtangriffspakt" von Gijon das Weiterkommen - Algerien schied aus, während Deutschland bis ins Finale zog und dort Italien unterlag.

Besser als die Deutschen machte es übrigens die DDR-Auswahl: Die konnte in fünf Duellen mit den Algeriern vier Siege und ein Unentschieden erzielen.

16.05 Uhr: Prämienstreit jetzt auch bei Nigeria. Vier Tage vor dem Achtelfinale am Montag gegen Frankreich in Brasília griffen die Spieler zum fast schon traditionellen Trainingsboykott. Das Team erschien am Donnerstagabend (Ortszeit) nicht zum vereinbarten Training im Estádio Brinco de Ouro in Campinas bei São Paulo, wie die dpa berichtet.

Die Spieler debattierten stattdessen nach übereinstimmenden Medienberichten über die Prämien. Nach Angaben des Internetportals „africanfootball“ wollen die Spieler jeweils 30 000 Dollar für das Erreichen der K.o.-Runde. Musa Amadu, der Generalsekretär des Verbandes, soll nach Nigeria geflogen sein, um das Geld zu besorgen, berichtet „kickoffnigeria“. „Das Bargeld war nur für die Gruppenphase herausgegeben worden, daher muss er mehr holen für die zweite Runde“, zitiert das Internetportal einen Offiziellen des Verbandes. Am Freitag soll die Nationalmannschaft nach Brasília abreisen.

Nigeria ist bereits das dritte afrikanische Team, das mit Prämien-Problemen zu kämpfen hat. Ghanas Spieler hatten wegen der ausbleibenden Zahlungen mit Trainingsboykott reagiert, wurden in einer spektakulären Aktion in Brasília bar ausgezahlt, ehe sie am Donnerstag gegen Portugal verloren. Auch bei den längst ausgeschiedenen Kamerunern hatte es vor der WM Streitereien über die Prämien gegeben, weshalb die Spieler verspätet in Brasilien eintrafen.

15.55 Uhr: Inzwischen hat auch die Fifa bestätigt, dass die provisorische Sperre von Franz Beckenbauer wegen eines vermeintlichen Verstoßes gegen den Ethik-Code aufgehoben wurde.

Maradona zum Fall Suarez: "Warum schickt ihr ihn nicht nach Guantanamo?"

15.45 Uhr: Auch auf Maradonas Stellungnahme im Fall Luis Suárez musste nicht lange gewartet werden: Der frühere Fußball-Weltstar Diego Armando Maradona kritisierte erwartbar seine Intimfeinde vom Fußball-Weltverband Fifa - und zwar mit gewohnt deutlicher Begrifflichkeit: „Was glauben Sie, wer Sie sind?“, fragte der Argentinier rhetorisch in Richtung der Fifa im venezolanischen Fernsehen. „Warum schickt ihr ihn nicht gleich nach Guantanamo?“

Suárez war für seine Beißattacke gegen den Italiener Giorgio Chiellini für neun Pflicht-Länderspiele gesperrt und für vier Monate von allen Fußball-Aktivitäten verbannt worden. „Warum? Wen hat er getötet?“, fragte Maradona, es sei „eine unfaire Strafe, ein unglaubliches Mafia-Ding“. Der Argentinier war 1994 bei der WM in den USA des Dopings überführt und ebenfalls von der Fifa gesperrt worden.

15.35 Uhr: Noch eine etwas abseitige Statistik zum Spiel Deutschland gegen die USA: Die zum US-amerikanischen Sportblog "Deadspin.com" gehörende Internetseite "Regressing" hat anhand von Twitter-Daten festgestellt, dass das alte Nazi-Klischee der Deutschen offenbar immer noch lebt - und durch ein Fußballspiel der Nationalmannschaft durchaus stimuliert werden kann. Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Tweets, in denen die Worte "Nazi" oder "Nazis" vorkommen just in dem Moment ihren Höhepunkte erreichte, als die DFB-Elf gegen die USA in Führung ging. Auch die anderen Aufreger-Momente in der Partie sind durch Ausschlagungen in der Nazi-Tweet-Statistik sichtbar.

15.25 Uhr: Unser Kollege Dominik Bardow hat sich schon mal mit dem Achtelfinalgegner der deutschen Mannschaft beschäftigt und herausgefunden: Die Historie spricht für den vermeintlichen Außenseiter Algerien: zwei Spiele, zwei Siege. Anlass zu Revanchegefühlen haben die Algerier aber trotzdem. Und obwohl sich bislang die bekanntesten Spieler mit algerischen Wurzeln für Frankreich entschieden haben (Zinedine Zidane, Karim Benzema, Albert Camus) profitieren die Nordafrikaner von der Ausbildung im französischen Jugendfußball. Mehr darüber, und auch zur Frage, ob der am Wochenende beginnende Fastenmonat Ramadan in der Vorbereitung aufs große Spiel gegen Deutschland eine Rolle spielen wird, lesen Sie hier.

15.10 Uhr: Jetzt hat sich auch das Beiß-Opfer Giorgio Chiellini zum Fall Luis Suárez zu Wort gemeldet - und die Strafe gegen den Uruguayer als zu hart kritisiert.„Ich glaube, dass die ausgesprochene Sanktion übertrieben ist“, schrieb der Profi von Juventus Turin auf seiner Homepage. „Ich hoffe ehrlich, dass er bei den Partien wenigstens in der Nähe der Teamkollegen sein darf, denn so ein Bann ist für einen Spieler wirklich entfremdend.“ Der Weltverband FIFA verbot Suárez wegen der Tätlichkeit jeglichen Kontakt zur Nationalmannschaft, und das für neun Pflichtspiele. Uruguays Verband kündigte bereits Einspruch gegen den FIFA-Beschluss an.

„In mir drin sind keine Gefühle von Freude, Rache oder Wut gegen Suárez wegen eines Vorfalls, der auf dem Feld passiert ist“, meinte Chiellini weiter. „Im Moment gehen meine Gedanken an Luis und seine Familie, denn ihnen steht eine sehr schwere Phase bevor.“

14.35 Uhr: Die internationale Presse findet Zustimmung und drastische Worte für die Sperre von neun Spielen, die die Fifa gegen Beißer Luis Suárez verhängt hat. „Gerechte Strafe. Wir haben es hier mit einem totalen Idioten zu tun, der zwar einen Star-Status und eine Millionengage genießt, aber für seinen Sport eine absolute Schande ist. Was für eine feige Tat. Was für ein feiger Typ“, schreibt zum Beispiel der niederländische "De Telegraaf". Alle weiteren Reaktionen, auch die der schwer getroffenen Uruguayer, finden Sie hier.

Franz Beckenbauer bei der Fifa
Darf jetzt doch nach Brasilien, will aber nicht mehr: Die Fifa hat ihre Sperre gegen Franz Beckenbauer bei der WM 2014 offenbar aufgehoben.
© dpa

14.20 Uhr: Vor dem Achtelfinalspiel gegen Deutschland überbieten sich algerische Zeitungen am Freitag mit ihren Schlagzeilen. So titelte das maghrebinische Fußballportal „Hadaaf“ auf seiner Startseite: „Wir fasten im Ramadan und verspeisen die Deutschen zum Fastenbrechen.“ Alle Algerier seien besonders gespannt und heiß auf die Achtelfinalbegegnung gegen die Elf von Joachim Löw. Die Fußballzeitung „Le Buteur“ zitierte in ihrer Schlagzeile die algerischen Spieler, wie sie noch in ihrer Umzugskabine im Stadion von Curitiba „Deutschland: Wir kommen!“, riefen.

Der beliebte Spieler Sufian Feghouli sagte „Le Buteur“: „Wenn wir das algerische Trikot tragen, haben wir vor niemandem Angst“, solche Sätze feiern sie in der algerischen und arabischen Presse. Die Sportzeitung „Compétition“ titelte: „Ein Sieg und ein ganzes Land mit Kater“, mit Blick auf die ausgiebigen Feierlichkeiten nach der Qualifikation der Algerier. Die Tagesszeitung al-Watan fasste sich dagegen Kurz: „Sie haben es gemacht!“  

14.10 Uhr: Uruguays gesperrter Stürmerstar Luis Suárez ist derweil daheim in Uruguay eingetroffen. Ein Privatflugzeug habe ihn vom nordostbrasilianischen Natal zu einem Militärflughafen in Montevideo geflogen, berichteten örtliche Medien laut dpa. Anschließend sei Suárez ins Haus seiner Mutter in einem Badeort in der Nähe der uruguayischen Hauptstadt gefahren. Er hatte keinen Kontakt zur Presse und verließ den Flughafen in Eile. Maulkorb auch für den Beißer.

Der Fußball-Weltverband FIFA hatte Suárez am gestrigen Donnerstag wegen seiner Beißattacke auf den Italiener Giorgio Chiellini für neun Pflicht-Länderspiele gesperrt. Am Donnerstagabend hatten Uruguays Präsident José Mujica und Hunderte Fans vergeblich am Flughafen auf den Stürmer gewartet. Das Flugzeug landete am frühen Freitagmorgen (Ortszeit, Mittagszeit in Deutschland) elf Stunden später als erwartet. Am Samstag will sich Luis Suárez zusammen mit Familie und Freunden das Achtelfinalspiel der Uruguayer gegen Kolumbien im Fernsehen anschauen.

Fifa hebt Beckenbauer-Sperre auf

13.45 Uhr: Beckenbauers Manager Marcus Höfl twitterte die Erklärung für den in bürokratischen Angelegenheiten offenbar hilflosen Fußball-Kaiser dann auch umgehend. In dem Schreiben wird Wert auf die Feststellung gelegt, dass es "über diese Erklärung hinaus keine weiteren Statements" geben werde, weder von Beckenbauer selbst, noch von seinem Management. Ein selbst verhängter Maulkorb für den Fernsehplauderer Firlefranz, den "Kaiser des Ungewissen" - auch eine Nachricht.

13.05 Uhr: Das Management von Franz Beckenbauer hält die Sperre übrigens weiterhin für ungerechtfertigt, wie die Kollegen von der dpa berichten: „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die provisorische Sperre ungerechtfertigt war, weil er nach unserer Auffassung nicht zur Aussage gegenüber der FIFA verpflichtet war“. Die Berater des 68-Jährigen räumten allerdings ein, dass es „aus heutiger Sicht im Sinne der Sache besser gewesen“ wäre, wenn Beckenbauer früher auf die FIFA-Fragen geantwortet hätte. Beckenbauer selbst wird mit den Worten zitiert: „Ich habe die Angelegenheit unterschätzt“. Dies habe vor allem daran gelegen, „dass mir solche umfangreichen administrativen Dinge für gewöhnlich von meinem Management abgenommen werden, das ich in diesem Fall aber nur in eingeschränktem Umfang einbeziehen durfte“.

12.45 Uhr: Begnadigung des Kaisers: Die FIFA hat die provisorische Sperre gegen Franz Beckenbauer nach Angaben von dessen Management aufgehoben, meldet die Nachrichtenagentur dpa. Dies habe der Fußball-Weltverband Beckenbauer am Freitag mitgeteilt, hieß es in einer Erklärung. Eine Bestätigung der FIFA gab es zunächst nicht. Der Ehrenpräsident des FC Bayern München war von der FIFA für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen worden, weil er Fragen der FIFA-Ethikkommission zu den Ermittlungen um die WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 nicht beantwortet hatte. Dies hat Beckenbauer inzwischen nachgeholt. Er werde dennoch nicht wie ursprünglich geplant zur WM nach Brasilien reisen, hieß es weiter.

12.25 Uhr: Hat ein Fan der Algerier nachgeholfen, mit unlauteren Mitteln? Im Internet diskutieren russische, aber auch arabische Fußballfans über das letzte Gruppenspiel Algerien – Russland. Aus den Zuschauerrängen zielte jemand mehrfach mit einem Laserpointer auf die Augen des russischen Torwarts Igor Akinfejew. Das ist auf Fernsehbildern deutlich zu erkennen. Bilder der Szene werden auch im Netz verbreitet. Auch während des Eckballs in der 60. Minute, den der Algerier Slimani zum 1:1 ins Tor köpfte, flackerte es im Gesicht des russischen Torhüters grün auf - Algerien sicherte sich mit diesem Treffer den Einzug ins Achtelfinalspiel gegen Deutschland.

Fabio Capello, Trainer der russischen Mannschaft, beschwerte sich auf der offiziellen Pressekonferenz über den türkischen Schiedsrichter. Er habe die Laserattacken auf Akinfejew ignoriert, dabei sei das der Grund für den Anschlusstreffer der Algerier gewesen: „Das ist doch alles nicht unsere Schuld, nicht meine Schuld. Wir waren exzellent“, sagte der italienische Trainer.

11.50 Uhr: Algerien soll für die deutsche Mannschaft bekanntlich nur der erste Schritt sein in der K-o-Phase dieser WM, die am Samstag beginnt. Wie wäre denn also der Fahrplan für die DFB-Elf in ein mögliches WM-Finale? Zu nächst einmal steht am Montag um 22.00 Uhr das Spiel gegen Algerien an. Bei einem Sieg ginge es dann am Freitag in einer Woche gegen den Sieger des Spiels Frankreich gegen Nigeria (Anstoß 18.00). 

Sollte das Team von Bundestrainer Joachim Löw sich auch dort durchsetzen, trifft es im Halbfinale auf jeden Fall auf eine südamerikanische Mannschaft: Brasilien, Chile, Kolumbien oder Uruguay. Und den folgenden Ländern kann Deutschland erst in einem möglichen Finale begegnen: Niederlande, Mexiko, Costa Rica, Griechenland, Argentinien, Schweiz, Belgien und USA.

11.20 Uhr: Von Kleinmachnow nach Algier - und nach Gijón: Sie haben sie nicht vergessen, die "Verschwörung von Gijón". Damals im Jahr 1982 bei der WM in Spanien einigten sich Deutschland und Österreich auf ein 1:0 und raubten Algerien damit die Chance auf die Qualifikation für das Achtelfinale. Unfair und hinterlistig fanden die algerischen Fans das nicht nur damals und jetzt ist es soweit, Genugtuung naht: "Jetzt ist Zeit, den Skandal von 1982 aufzuarbeiten.", schreibt das Online-Portal "Al Araby". Der Tenor in der algerischen und arabischen Presse nach dem Weiterkommen jetzt in Brasilien klingt nach Stolz. Das Wort "Geschichte" kommt sehr oft vor.

Deutschland - Algerien 1982 bei der Fußball-WM in Spanien: Karl-Heinz Rummenigge köpft auf das algerischen Tor.
Aller Einsatz lohnte nicht: Karl-Heinz Rummenigge verlor bei der WM 1982 in Spanien 1:2 gegen Algerien. Erst durch die "Schande von Gijon", das Kungespiel zwischen Deutschland und Österreich, wurden die Nordafrikaner am Einzug ins Achtelfinale gehindert. Bei der Fußball-WM in Brasilien gelang das Weiterkommen jetzt - und prompt geht es gegen die Deutschen.
© dpa

Jetzt richtet sich der Blick aber auch in die Zukunft. Am nächsten Montag ist das große Spiel im Achtelfinale. „Wir haben viel mehr Fans als Deutschland“, schreiben arabische Kommentatoren. Viele Fußballfans zwischen Casablanca und Baghdad legen die regionalen Streitigkeiten beiseite und feuern nun die Algerier an. In den Sozialen Medien wird die algerische Mannschaft mit Lob und Glückwünschen überhäuft. Auch afrikanische Fans sind erleichtert, dass das Turnier noch nicht eine rein europäisch-amerikanische Angelegenheit ist. Lesen Sie hier mehr Reaktionen aus Algerien und darüber hinaus.     

10.50 Uhr: Uns erreicht gerade noch eine etwas absurde Nachricht aus Kleinmachnow, gleich bei Potsdam gelegen. Dort schaute eine Gruppe Fußballfans die WM im Fernsehen, die Kumpels saßen auf der Terrasse, Würstchen lagen auf dem Grill - eigentlich eine hübsche Kombination, zumal ja auch das Spiel zwischen Italien und Uruguay ziemlich spannend war. Nur leider waren die Fans in Kleinmachnow so sehr aufs Spiel konzentriert, dass sie das Grillgut draußen vergaßen. Es qualmte gewaltig, Nachbarn alarmierten die Feuerwehr - die daraufhin die WM-Grillparty mit einem Großaufgebot (fünf Einsatzwagen, Sanitäter, Blaulicht, Martinshorn) besuchte. Trockener Kommentar des Feuerwehrmannes: „Das Essen war schon etwas kross."

10.30 Uhr: "Maariioo Göötzee!". Nach einigen Bieren haben sich Deutschland-Fans während des Gruppenspiels gegen Ghana auf die Terrasse ihres Hauses in Berlin-Rudow (tief im Süden des Bezirks Neukölln) gestellt und lauthals gesungen. Oder gegrölt. Dummerweise liegen die Herren offenbar schon länger im Clinch mit ihrem Nachbarn, der prompt die Polizei anrief. Heraus kam kein Fall für WM-Schiedsrichter, sondern für Amtsrichter. Das Urteil in diesem speziellen Streit: Er wird verpflichtet, Fenster und Türen „während der Spiele der deutschen Nationalmannschaft bis zum 14. Juli nach 22 Uhr geschlossen zu halten.“ Bei Zuwiderhandlung droht ein stattliches Ordnungsgeld - in Höhe von 250.000 Euro, „ersatzweise Ordnungshaft“. Ähm, wie viel gibt's noch mal an WM-Prämie für die deutschen Fußball-Nationalspieler? 

Obama guckt das Spiel in der Airforce One

10.20 Uhr: Auch Thomas Gottschalk ist glücklich über das Weiterkommen seiner Mannschaften. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagte der Fernseh-Entertainer laut dpa in Los Angeles, wo er das Spiel im Goethe-Institut verfolgt hatte. Beim deutschen Team sieht er aber noch Nachholbedarf: „Wir haben gesehen, dass unsere Bäume auch nicht in den Himmel wachsen. So sehen wir gegen Holland und andere Favoriten nicht so doll aus. Also Gas geben, Freunde!“

Gottschalk wurde in Bayern geboren, seine zweite Heimat sind seit Jahrzehnten die USA. Seine Wahlheimat beginne zwar, sich für Fußball zu interessieren, aber hier seien Männer, die sich soccertypisch mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden wälzten, nicht so gern gesehen, sagte Gottschalk im ZDF. American Football sei da schon ein anderes Kaliber. Auf die Frage, wer nun Weltmeister werde, ließ sich Gottschalk zu keiner konkreten Antwort hinreißen: „Ich habe bisher noch nie einen Tipp abgegeben, und das werde ich auch heute nicht tun.“

9.50 Uhr: "Soccer" genießt in den USA nicht immer die größte Aufmerksamkeit - während einer WM dann aber doch. Wenn dann das Team in der schweren Gruppe (in den USA schon seit der Auslosung allgemein als "group of death" bezeichnet) die Chance aufs Achtelfinale hat und ein Spiel gegen die Deutschen ansteht, dann schaut selbst der Präsident hin. Wie sich Barack Obama auch hoch in der Luft nicht davon abhalten ließ, das Spiel zu schauen und mitzufiebern, können Sie hier nachlesen. Und wie Mesut Özil bei Twitter darauf reagierte sehen Sie etwas weiter unten.

9.30 Uhr: Auch die Fernsehanstalten können sich über das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA freuen: 27,25 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 84,2 Prozent) sahen das Spiel im ZDF - neuer Bestwert bei dieser WM. Das 4:0 gegen Portugal hatten zehn Tage zuvor 26,36 Millionen Menschen gesehen, nicht eingerechnet diejenigen, die beim Public Viewing auf Plätzen und in Kneipen zuguckten. Von der Sogkraft profitierte auch Nachrichtenmoderatorin Marietta Slomka, wie die Kollegen von der dpa melden: Für ihre Südamerika-Reisereportage („Zwischen Anden und Amazonien“), die als Lückenfüller zwischen dem Früh- und dem Spätspiel gezeigt wird, interessierten sich ab 20.30 Uhr 7,70 Millionen Zuschauer (26,2 Prozent).

9.20 Uhr: Moritz Rinke hat es übrigens rausgerissen und die Goldene Ananas in dem minigolfartigen Kick im "ZDF-Morgenmagazin" gewonnen. Dass der frühere Tagesspiegel-Volontär, inzwischen als Dramatiker sehr erfolgreich und einer unserer bekanntesten Kolumnisten, auch ganz anders kann, nämlich Großfeld, wurde in Einspiel-Filmen von Partien der Autoren-Nationalmannschaft, für die Rinke stürmt, sofort deutlich. Gegen das brasilianische Schriftsteller-Team und die Mannschaft einer Favela, die das Autorenteam im Vorfeld der WM besuchte, trat das Team in Brasilien an. Zur Mannschaft gehören mit Wolfram Eilenberger, Jochen Schmidt, und Frank Willmann noch weitere aktuelle und frühere Tagesspiegler. Lucas Vogelsang gehört zum weiteren Kreis und war als Berichterstatter dabei.

Moritz Rinke hat übrigens eine geradezu müllerhafte Länderspiel-Bilanz: 41 Tore in 43 Spielen. Anlass genug für uns, ein Dokument aus dem Archiv zu holen, dass Rinkes fußballerisches Frühwerk im Tagesspiegel-Team zeigt, beim Vorspiel zum Berliner Hallenturnier der Bundesligisten in der seligen Deutschlandhalle.

Etwas vergilbt und verwackelt, aber ein wichtiges, nun ja, fußballerisches Dokument: Das Tagesspiegel-Team der Neunzigerjahre mit (stehend von links:) Frank Lotz, Moritz Rinke, Jens Anker, Armin Lehmann, Sven Goldmann, Arne Siebert, Klaus Rocca (hockend von links:) Jost Müller-Neuhof, Michael Rosentritt, Markus Hesselmann.
Etwas vergilbt und verwackelt, aber ein wichtiges, nun ja, fußballerisches Dokument: Das Tagesspiegel-Team der Neunzigerjahre mit (stehend von links:) Frank Lotz, Moritz Rinke, Jens Anker, Armin Lehmann, Sven Goldmann, Arne Siebert, Klaus Rocca (hockend von links:) Jost Müller-Neuhof, Michael Rosentritt, Markus Hesselmann.
© Tsp-Archiv

8.40 Uhr: Teile der ZDF-Morgenmagazin-Crew gönnen sich derweil ihre arroganten fünf Minuten: Im Gespräch über Achtelfinal-Szenarien geht es auch um die Möglichkeit eines Elfmeterschießens, mit dem WM-Spiele ab der K.-o.-Runde nun gegebenenfalls entschieden werden. "Elfmeterschießen? Gegen Algerien, hahaha", Sportexpertin Jessy Wellmer und Moderator Mitri Sirin liegen sich feixend in den Armen.

Gut, dass da noch Dunja Hayali ist, ohnehin Seriosität in Person, und die etwas zu ausgelassenen Kollegen zurechtweist: "Ihr solltet sie nicht unterschätzen." Recht hat sie, denn ein Blick in die Statistik zeigt auch der Sportexpertin, dass die Länderspiel-Bilanz der Deutschen gegen Algerien negativ ist (dazu hier später mehr im WM-Blog). Wohl zur Wiedergutmachung spricht Wellmer diese Bilanz im Verlauf der Sendung noch einige Male an. Und Experte Thomas Hitzlsperger, der seinen Job wirklich hervorragend macht, ordnet die Sache ein: Kein Team, dass ins Achtelfinale kommt, sei zu unterschätzen, aber Deutschland sei aktuell und trotz aller Bilanzen doch klarer Favorit.

"Kein Amerikaner, dessen Urgroßvater hier geboren wurde, guckt Soccer"

Die Trainer Jürgen Klinsmann und Joachim Löw umarmen sich nach dem 1:0 Sieg für Deutschland gegen die USA bei der WM 2014 in Brasilien.
Wir haben uns wieder lieb: Die früheren Kollegen und gestrigen Gegner Jürgen Klinsmann und Joachim Löw fallen sich nach dem 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA im letzten Gruppenspiel in Recife. Beide stehen im Achtelfinale der WM 2014 in Brasilien.
© dpa

8.20 Uhr: Ein Fundstück noch aus den Staaten, bevor wir hier im WM-Blog zu Deutschland, Algerien und all dem kommen: Kolumnistin Ann Coulter, vom Online-Portal "Salon" als "Rechtsaußen-Troll und -Expertin" charakterisiert, brandmarkt "Soccer" in einem aktuellen Beitrag als Verschwörung der "Liberals", also der Leute, die man in den USA für Linke hält. Ein ausländischer, unamerikanischer Sport für Weicheier sei das, dessen Aufstieg nur durch lasche Einwanderungsgesetze ermöglich worden sei. "Kein Amerikaner, dessen Urgroßvater hier geboren wurde, guckt Soccer", verspricht Coulter und fordert von eingewanderten "neuen Amerikanern", dass sie nicht nur rasch Englisch lernen, sondern auch "ihren Soccer-Fetisch" bald fallen lassen.

7.50 Uhr: Womöglich hat sich US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann die Kritik der US-Nationalspielerin Sydney Leroux (siehe unten) zu Herzen genommen. Die Fußballerin hält Klinsmann und seine Männertruppe für zu bescheiden und ermahnt sie, sich ein Beispiel an den erfolgreichen Frauen zu nehmen.

Jedenfalls klingt das, was Klinsmann nach dem 0:1 gegen Deutschland im letzten Gruppenspiel bei der Fußball-WM und dem Einzug ins Achtelfinale gegen Belgien twitterte, schon deutlich optimistischer: "Zurück in Sao Paulo und unserem Zuhause fern von Zuhause. Stolz, durch die Todesgruppe gekommen zu sein, aber wir sind noch nicht fertig." Und dazu der pathetisch-patriotische Hashtag #1N1T ("One Nation, One Team).

7.30 Uhr: Milde Irritation auch bei Josh Barro, Reporter der "New York Times": "Wie viele Spiele müssen wir noch verlieren, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen?", twitterte er fragend an seine 57.000 Follower und kam damit gleich auf lockere 700 Retweets - sowie Antworten wie "I just don't understand futbol..."

7.00 Uhr: "Niederlagen sollten sich nicht so gut anfühlen", schreibt der "Portland Press Herald". Und: "Die Anzeigetafel gab einfach nicht den großen Sieg für den US-Fußball wieder." So ähnlich liest sich das aktuell in unzähligen Zeitungen der USA. Amerikanischen Journalisten fiel nach dem Abpfiff in Recife die Aufgabe zu, ihren Lesern und Zuschauern zu erklären, wie es denn sein kann, dass man verliert und trotzdem feiert, und zwar Tausende "im Dupont Circle in Washington, im Grant Park von Chicago und auf dem Times Square in New York". Durch ein Tor von Thomas Müller unterlag das von Jürgen Klinsmann trainierte Team USA gegen Deutschland - und steht dennoch im Achtelfinale. Nun geht es gegen Belgien, während die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw auf Algerien trifft.

Wie weit können die Amerikaner bei dieser WM nun kommen? In der Zeitung "USA Today" hatte die amerikanische Nationalspielerin Sydney Leroux schon vor dem entscheidenden Spiel Jürgen Klinsmann für dessen Bescheidenheit kritisiert: “Ich denke, dass wir als Amerikaner da reingehen und erwarten zu gewinnen", sagte sie mit Blick auf das über die Jahre sehr erfolgreiche Frauen-Fußballteam. "Verlieren ist für uns keine Option und da sind die Männer doch nicht anders." Klinsmann hatte vor der WM ziemlich unamerikanisch angekündigt, dass die USA wohl nicht Weltmeister werden. In einer Umfrage der "New York Times" aber wurde klar, dass sich die Amerikaner sehr wohl als Titel-Favorit sehen.

Unser täglicher WM-Blog legt auch heute, am spielfreien Tag, wieder los. Wir halten Sie hier über alles Wichtige zur WM auf dem Laufenden. Wie fanden Sie das Spiel Deutschland - USA? Welche Chancen haben die Deutschen nun, wie weit werden sie kommen bei dieser WM? Und Jürgen Klinsmann und seine Amerikaner? War der deutsche Trainer tatsächlich zu bescheiden, als er den Titel für sein Team ausschloss? Oder kann jetzt einem vermeintlichen Außenseiter nach dem Ausscheiden so vieler Favoriten in Brasilien eine Überraschung gelingen? Oder führt an den Deutschen kein Weg vorbei? Und Gastgeber Brasilien? Kommentieren und diskutieren Sie mit! Nutzen Sie dazu bitte die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite. Unseren WM-Blog, mit dem wir sie gestern rund ums Spiel und bis in die Nacht begleitet haben, können Sie hier nachlesen.

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