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Der teuerste Kölner aller Zeiten. Für Jhon Córdoba zahlte der FC 17 Millionen Euro.
© Carmen Jaspersen/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (14): 1. FC Köln: Mir han et jo

Nach dem Verkauf von Torjäger Anthony Modeste hat der 1. FC Köln kräftig zugelangt. Aber auch mit den Zugängen kann es kaum besser laufen als in der Vorsaison.

Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 14: 1. FC Köln.

Was hat sich verbessert?

Ernsthaft? Was sich noch mehr verbessert hat im Vergleich zur sensationellen Vorsaison? Also, diese Frage leiten wir doch lieber gleich mal weiter an den berühmten österreichischen Fußballphilosophen Peter Stöger, zur Zeit Trainer des 1. FC Köln. Er sagt: „Es gab vergangene Saison etliche Dinge, die gut waren. Die müssen wir beibehalten. Es gab ein paar Dinge, die nicht optimal waren, die müssen wir jetzt verbessern.“ Aha. Ist das also auch mal klar. Und um die Sache abzurunden, vielleicht noch eine zweite Meinung zu den Verbesserungen, geäußert von den 50 000 Fans, die zur Saisoneröffnung und der Vorstellung der Mannschaft auf die Müngersdorfer Stadionwiese kamen: „Europapokal, Europapokal, Europapokal, Eu-ro-pa-pokaaal…“. Ach, und es gibt jetzt auch eine FC-Tasse mit dem Auswärtsziel Mailand.

Wer sind die Neuen?

Jhon Córdoba ist der teuerste Einkauf der FC-Geschichte – 17 Mio haute Manager Jörg Schmadtke für den Stürmer aus Kolumbien raus, mehr als das Doppelte des geschätzten Marktwertes des bisherigen Mainzers. Aber: Mir han et jo! Und woher haben wir es? Vor allem vom Modeste-Deal, der circa 30 Millionen Euro einbrachte. Der Torschütze Nummer eins spielt jetzt in China. Für die Defensive wurden Jorge Meré (Sporting Gijón), Joao Quéiros (SC Braga) sowie die U-20-Nationalspieler Jannes Horn (Wolfsburg) und Tim Handwerker (Bayer Leverkusen) geholt, dazu hat der dänische Jugendnationalspieler Nikolas Nartey den Sprung ins Profi-Mittelfeld geschafft. Eigentlich auch neu: Marcel Risse – der Flügelstürmer ist nach langer Auszeit (Kreuzbandriss) endlich wieder zurück.

Wer hat das Sagen?

Wolfgang Overath… nein, der natürlich nicht, auch wenn er nach einem längerem Protestboykott (der allen ziemlich egal war) bei den Heimspielen wieder auf seinem Tribünenplatz sitzt. Geführt wird der Verein neben Stöger (seit vergangener Saison ist er als Trainer länger im Amt als der legendäre Hennes Weisweiler) und Schmadtke (der sich bei Modeste fast verzockt hätte) von Präsident Werner Spinner. Und das bleibt auch so – die hysterischen Zeiten sind vorbei (vorerst jedenfalls). Auch gibt es keine russischen Milliardäre oder arabischen Emirate im Hintergrund, und selbst der Kölsche Klüngel hat sich mit dem Erfolg des FC abgefunden. Die größte Aufregung in der Sommerpause war der Diebstahl aller Schuhe aus der Kabine im österreichischen Trainingslager. Nur die Initiative „100% FC – Dein Verein“ querelt ein bisschen rum, per Satzungsänderung will sie ein Mitspracherecht der Mitglieder für den Fall des Verkaufs von Vereinsanteilen erreichen. Ach ja, fast vergessen: Toni Schumacher ist auch noch als Vize im Vorstand dabei, ebenso wie Markus Ritterbach – was sie zu sagen haben, sagen sie intern.

Was erwarten die Fans?

Für große Erwartungen sind die Erinnerungen an die bitteren Jahre noch zu frisch. Die meisten können ihr Glück noch nicht fassen, dass der FC wieder europäisch spielt, alles andere ist fröhliche Selbstironie. Ein Fan hat immerhin schon mal vorsorglich fünf Euro aufs Triple gesetzt (Meisterschaft, DFB-Pokal, Europa League). Im Erfolgsfall bekommt er 710 864,64 Euro ausbezahlt. Man wird ja wohl noch träumen dürfen mit dem Kölschglas in der Hand.

Was ist in dieser Saison möglich?

Zu den schwierigsten Aufgaben von Trainer und Manager gehörte während der Vorbereitung die richtige Dosierung der Ziele. Stögers Einschätzung der vergangenen Saison (Platz fünf) ist realistisch: Ohne die überraschende Schwäche einiger Konkurrenten (unter anderem Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04) wäre das anders ausgegangen. Also wurde offiziell wieder (nur) vage ein Platz in der oberen Tabellenhälfte benannt. Mutiger (und konkreter) sind die Verantwortlichen, was die Europa League betrifft: Hier lautet das Ziel Achtelfinale. Beides ist drin, mehr wohl kaum.

Und sonst?

Zum ersten Spiel geht's ausgerechnet nach Mönchengladebach – der Vorteil: Da hat man das gleich schon mal hinter sich, und wenn es schief geht (und es geht meistens schief), fängt die Saison eben erst mit dem zweiten Spieltag an. Aber – warum sollte es?

Morgen Folge 15: TSG Hoffenheim. Bisher erschienen: Hannover 96, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, 1. FSV Mainz 05, Hamburger SV, FC Augsburg, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, SC Freiburg und Hertha BSC.

Lorenz Maroldt

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