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In doppelter Mission. Ferdinand Korbel (r.) wechselt von Potsdam zu Spandau. Dank des neuen Zweitspielrechts kann der Center aber auch weiterhin in der Bundesliga für seinen Heimatclub aus Brandenburg spielen.
©  Sandra Seifert/Verein

Wasserball beim OSC Potsdam: Oben bleiben

Die Wasserballer des OSC Potsdam haben für die im Herbst beginnende neue Bundesligasaison einen veränderten Kader mit Variablen und sollen an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen. Derweil deutet sich keine Änderung der Bundesstützpunktentscheidung an.

Mit dem erstmaligen Vorstoß ins Halbfinale der deutschen Wasserball-Meisterschaft hatte der OSC Potsdam vorige Saison einen neuen Höhepunkt in seiner starken Positiventwicklung erreicht. Das Selbstvertrauen ist dadurch gewachsen, wie die Zielstellung für das im Herbst beginnende neue Bundesliga-Spieljahr verdeutlicht. Der OSC möchte sich in der Spitzengruppe festsetzen – und bestenfalls ein weiteres Stück nach oben kommen. „Nach Platz vier wollen wir möglichst kräftig an einem Medaillengewinn schnuppern“, sagt André Laube.

Ungehemmt lässt der Sportliche Leiter die Erwartungshaltung allerdings nicht dastehen, weiß er doch, dass der Potsdamer Kader Variablen enthält, die eine Prognose schwer machen. Bei vier talentierten Akteuren wird nämlich die Frage sein: Spielen sie für den OSC oder die Wasserfreunde Spandau? Ab der Saison 2017/18 sind Doppelstartrecht-Kooperationen zwischen Clubs erlaubt. „Keine anderen Vereine in Deutschland probieren dieses Experiment so zielstrebig aus wie wir hier“, meint Laube.

Vier Doppelstarter, zwei Ab- und drei Zugänge

Demnach werden Dennis Strelezkij und Ferdinand Korbel, die bislang in Diensten des OSC standen, zum deutschen Rekordmeister wechseln, können aber auch weiterhin für Potsdam ins Wasser gehen. Und die bereits in Berlin aktiven Lukas Küppers – er stammt aus der OSC-Jugend – sowie Tomi Tadin sollen je nach Situation ebenfalls zwischen beiden Teams pendeln. „Ziel des Ganzen ist es, den Jungs möglichst viel Spielpraxis zu geben, damit sie in ihrer Entwicklung vorankommen. Nur bei den Wasserfreunden mittrainieren reicht dann nicht, wenn es eben kaum Einsatzzeit bei deren Partien gibt. Die Erfahrungen sollen sie sich bei uns holen.“ Letztlich werde der Erfolg seines Clubs auch damit zusammenhängen, wie häufig Leute dieses Quartetts tatsächlich die Potsdamer Kappe tragen werden, so Laube: „Das macht schon einen großen Unterschied aus, ob keiner, einer, zwei, drei oder gar vier von ihnen mit dabei sind.“

Neben der Vertiefung der OSC-Spandau-Beziehung war der Brandenburger Verein auch anderweitig im Transfergeschäft tätig. Auf das leistungssportliche Kürzertreten von Torwart Michael Knelangen und den Wechsel von Gabriel Satanovsky zu Zweitligist SGW Brandenburg wurde mit Neuverpflichtungen reagiert. Nummer eins zwischen den Pfosten wird der Montenegriner Dragan Kolesko, der zuvor in seiner Heimat bei PVK Jadran Herceg Novi das Tor hütete. Zudem wechselt der kroatische Außenspieler Deni Cerniar von Erstliga-Absteiger SV Cannstatt an die Havel, wohin es ebenso Center Maximilian Sturz zieht – er spielte vorher für Potsdams Lokalrivalen SG Neukölln.

Potsdam soll kein nationales Zentrum bleiben

Zwei von drei Zugängen bringen also internationales Flair an den Brauhausberg. Ende des Monats wird der OSC solches auch in Mailand verspüren, wenn die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Tchigir dort zum ersten Qualifikationsturnier des Eurocups antritt. Es wird das dritte Mal binnen der vergangenen sechs Jahre sein, dass Potsdams Wasserballer in diesem Kontinentalwettbewerb antreten. Sie haben sich inzwischen zum Aushängeschild der Landeshauptstadt auf europäischer Sportbühne gemausert.

Die Anerkennung dafür bekomme der OSC derzeit in einer schwierigen Lage, sagt André Laube: „Vonseiten der Stadt und des Landes gibt es für uns viel Fürsprache in der Stützpunktfrage. Sie sehen, was wir aufgebaut haben, und wollen uns nicht im Stich lassen.“ Das Problem: Im Zuge der deutschen Spitzensportreform soll der bislang als Bundesnachwuchsstützpunkt geförderte Wasserball-Standort Potsdam aus dem Raster fallen – als Folge wären unter anderem Einschulungen an der Sportschule gefährdet. Durch das schleppende Voranschreiten der Reform wurde aber jüngst beschlossen, alle aktuellen deutschen Bundesstützpunkte in der bisherigen Struktur bis Ende 2018 weiterzuführen, erst danach sollen die Neuerungen greifen. „In unserer Situation ist das ganz hilfreich, denn so haben wir mehr Zeit, um Veränderungen herbeizuführen.“

DSV wollte Potsdam als vierten Bundesstützpunkt

Pläne für eine Zukunft ohne nationale Unterstützung müssen entwickelt werden. Laube hofft allerdings auch noch auf Bewegung in der Bundesstützpunktfrage. „Es werden in den nächsten Wochen Sondierungsgespräche stattfinden. Wir bitten, dass die Entscheidung überdacht wird. Sie ist für uns bisher einfach nicht nachvollziehbar, denn unsere Bedingungen und Trainingsqualität sind hervorragend. Wenn uns fachlich anhand objektiver Kriterien erklärt wird, warum andere Standorte besser aufgestellt sein sollen, müssen wir das akzeptieren. Aber wenn es eben nicht sinnvoll gerechtfertigt werden kann, kämpfen wir weiter“, sagt er.

Berlin, Hannover und Duisburg sind die auserwählten Hotspots, die auf der Liste des Deutschen Olympischen Sportbundes stehen. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hatte ursprünglich Potsdam als viertes Zentrum vorgeschlagen. „Uns werden aber nur drei Bundesstützpunkte eingeräumt. Da sind uns die Hände gebunden“, erläutert Rainer Hoppe, Vorsitzender der DSV-Wasserball-Fachsparte. „Eine glasklare Entscheidung, Potsdam nicht zu nehmen, war es ganz gewiss nicht. Für den Standort sprechen die gute Infrastruktur mit dem neuen Bad und der Sportschule, die Erfolge der Vergangenheit und die aktuell gute Arbeit.“ 

Strategie der Stützpunktverteilung übers Land 

Am Ende wurde die territoriale Nähe zu Berlin, der Heimat des deutschen Wasserball-Nonplusultra, der entscheidende Nachteil. „Für uns macht es strategisch Sinn, die Stützpunkte über Deutschland zu verteilen“, sagt Hoppe. „Hannover und Duisburg sind wichtig, weil Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Bundesländer mit den meisten Wasserballvereinen und Spielerlizenzen sind. Berlin steht eben leistungsmäßig an der Spitze und bildet quasi eine gemeinsame Region mit Potsdam. Dort wird gegenseitig voneinander profitiert, wie beispielsweise die Doppelstartrecht-Kooperation zeigt.“ Sein Fazit: „Wir sind mit der gefundenen Bundesstützpunktlösung zufrieden, auch wenn wir bedauern, Potsdam nicht als vierten Standort zu bekommen.“

Mehr als nur bedauerlich findet André Laube die Nicht-Berücksichtigung. Doch er glaubt fest, dass sich selbst ohne den nationalen Status Wege finden ließen, das Erfolgsmodell OSC am Laufen zu halten. „Wir“, betont er, „lassen uns nicht unterkriegen.“ Dafür sind Wasserballer schließlich bekannt. Sie geben alles, um selbst im wildesten Gewühl oben zu bleiben.

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