Potsdamer Talente: Wasserballer Dennis Strelezkij: Entwicklungssprung auf der Zwischenstation
Deutschlands Top-Wasserballtalent Dennis Strelezkij kam 2015 nach Potsdam und hat hier weitere Fortschritte gemacht. Lange wird er aber nicht mehr für den Bundesligisten OSC aktiv sein, denn der 18-Jährige ist für Höheres bestimmt.
Mit gereizten Augen klettert Dennis Strelezkij am frühen Morgen aus dem Becken am Luftschiffhafen, eine lockere Schwimmeinheit hat der Potsdamer Sportschüler absolviert. Ohne Brille, die brauche er nicht. „Als Wasserballer“, sagt er, „gewöhnt man sich daran, einfach so zu schwimmen.“ Wie die roten Augen gehört auch ein weiteres Markenzeichen zum Alltag in dieser Sportart: Kratzspuren auf der Haut. „Bei uns geht es schon mal ruppiger zur Sache. Da wird ordentlich ausgeteilt. Gerade solch eine Intensität macht mir sehr viel Spaß.“
Dennis Strelezkij weiß sich zu behaupten, ist aber keinesfalls bloß ein plumper Wrestler im Wasser. Vielmehr ist er ein Virtuose am Ball. Der 18-Jährige beherrscht den Umgang mit dem rauen, bunten Spielgerät hervorragend, sodass viele Experten der Meinung sind, er sei derzeit das größte deutsche Wasserballtalent. André Laube sieht das so. Der Potsdamer Junioren-Nationaltrainer betreut Strelezkij seit Langem und erkennt in ihm das Format, um sogar in Top-Nationen des Wasserballs, die Deutschland weit voraus sind, mitzumischen. „Dennis ist der einzige unserer Nachwuchsspieler, der von seinen Fähigkeiten her auch im serbischen, italienischen oder ungarischen Juniorenteam Stammkraft wäre“, meint Laube und gerät ins Schwärmen: „Er ist unglaublich mutig, selbstbewusst und freut sich über große Herausforderungen. Ein Problem vieler deutscher Spieler ist, dass sie zwar Qualitäten haben, diese in schwierigen Situationen jedoch nicht zeigen. Dennis schafft es aber gerade dann, Top-Leistungen abzuliefern.“
Sämtliche Spitzenvereine buhlten um Strelezkij
Das zeugt von Coolness. Womöglich liegt das an seiner Herkunft. In Strelezkijs Adern fließt sibirisches Blut, er wurde in der eisigen russischen Region geboren. Lange gelebt hat er dort aber nicht. „Meine Eltern sind mit mir nach Deutschland gegangen, als ich erst acht Monate alt war“, erzählt der 1,85 Meter große und 98 Kilo schwere Athlet, der in Düsseldorf aufwuchs. Dort war er zunächst Schwimmer und spielte zudem Fußball, ehe ein Wasserballtrainer auf ihn aufmerksam wurde und den damals Neunjährigen vom Sportartenwechsel überzeugte. „Ich war ballverrückt und gerne im Wasser – das hat gepasst“, sagt Dennis Strelezkij.
Beim Düsseldorfer SC nahm er eine rasante Entwicklung, die das Niveau des Zweitligisten vom Rhein bald überstieg. Also hielt Dennis Strelezkij Ausschau nach einem für ihn passenden neuen Umfeld. Sämtliche deutsche Spitzenvereine buhlten um den Youngster, dessen Ruf als Hochbegabter längst die Runde gemacht hatte. Letztlich entschied er sich im Sommer 2015, nach Potsdam zu wechseln, auf die Sportschule und zum ambitionierten, wenngleich nicht ganz so mächtigen Erstligisten OSC. „Das Konzept hier mit den kurzen Wegen zwischen Schule, Internat und Trainingsstätten hat mich am meisten angesprochen. Und ich mag den Verein. Er leistet gute Nachwuchsarbeit und bietet eine angenehme Atmosphäre“, begründet Strelezkij.
In diesem Sommer wechselt der Youngster zu Spandau
Allerdings steckt hinter der Entscheidung zugunsten Potsdams noch ein weiterer wichtiger Aspekt, verrät der sportliche Leiter des OSC André Laube: „Es gab den klaren vorgezeichneten Weg, dass Dennis nach seinem Abitur zu den Wasserfreunden Spandau gehen wird. Er konnte sich also schon hier in der Region einleben.“ Dieser Deal mit dem Nonplusultra des deutschen Wasserballs sei bereits vorab beschlossen gewesen. Zustande kommen soll er in diesem Sommer, Strelezkij steckt momentan in den finalen Zügen seiner Abiturphase.
Dass er sich nicht gleich Spandau angeschlossen hat, lag daran, dass in Berlin Wasserballsportschüler deutlich größere Strecken zwischen ihren Fixpunkten zu bewältigen haben. „Das wäre für mich nicht optimal gewesen. Ich kann sagen, dass es absolut richtig war, nach Potsdam zu kommen“, urteilt der Dreizehntklässler. Sportlich habe er auf der Karrierezwischenstation in Brandenburg „einen Riesensprung“ gemacht. Konditionell, technisch und taktisch gebe es enorme Fortschritte – dank der Arbeit mit André Laube und Bundesligacoach Alexander Tchigir, ehemaliger Weltklasse-Torwart und ebenfalls gebürtiger Russe. Untereinander kommunizieren die beiden nur auf Deutsch, erklärt der in der russischen Sprache sichere Strelezkij und fügt hinzu: „Von ihm habe ich viel gelernt.“
Dennis Strelezkij gehört bereits zum Männer-Nationalteam
Was dem Ausnahmekönner, der 2015 Torschützenkönig bei der U17-EM war, geholfen hat, es bereits in den Kreis der Männer-Nationalmannschaft zu packen. Zwei Mal wurde er bislang eingesetzt, ein Tor hat er auch schon erzielt. Aber das soll nur der Anfang von deutlich mehr sein. „Ich erhoffe mir durch den Wechsel nach Spandau den nächsten Schritt. Bei den Wasserfreunden und beim Nationalteam möchte ich ein wichtiger Bestandteil werden“, lautet das Vorhaben von Dennis Strelezkij, der nach eigenem Bekunden alles am Wasserball mag. Bis auf eines. „Reines Schwimmtraining nervt. Ich bin zwar recht gut darin, aber nur so hin und her ist nicht mein Ding.“ Von daher ist er an diesem Morgen froh, dass das stupide Bahnenziehen nun hinter ihm liegt. Lieber gerötete Augen vom Chlorwasser holen, wenn um den Ball gekämpft wird. Kratzer inklusive.
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