Klaus Wowereit und der Rücktritt: Wowereit bleibt BER bis Dezember erhalten
Klaus Wowereit will sein Amt als Aufsichtsratschef des Flughafens BER nicht vorzeitig aufgeben. Das hatte die CDU gefordert. Was sich sonst am Tag nach der Rücktrittsankündigung getan hat, haben wir in unserem Nachrichten-Ticker für Sie zusammengefasst.
22:00 Uhr: Tag 1 nach dem angekündigten Rücktritt von Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister brachte neue Erkenntnisse, aber warf auch viele Fragen auf. Die Ereignisse können Sie in unserem Live-Blog noch einmal nachlesen. Für heute sagen wir gute Nacht!
21.25 Uhr: Im Olympiastadion rief am Mittwochabend ein möglicher Wechsel von Klaus Wowereit auf den Posten eines Olympia-Managers nur wenig Begeisterung hervor, berichtet Tagesspiegel-Kollege Benedikt Voigt. Ein Sportfunktionär vertrat gar die Ansicht, dass sein Rücktritt der Olympiabewerbung der Berliner nur guttun könne. Olympiastadion-Geschäftsführer Joachim E. Thomas wollte sich nicht zu dieser Personalie äußern. Es gehe jetzt erst um die Sache und nicht um Personen, sagte er.
19:45 Uhr: Berliner finden Wowereit-Rücktritt richtig
Im Berlin-Trend der RBB-Abendschau gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie den Rücktritt von Klaus Wowereit richtig finden. Demnach trauern nur 18 Prozent dem Regierenden Bürgermeister nach und hätten ihn gern über Dezember hinaus im Amt gesehen. Die möglichen Nachfolger Jan Stöß und Raed Saleh haben bei den Berlinern noch einen schweren Stand. Nur 23 Prozent würden ihre Stimme dem SPD-Landeschef geben und gar nur elf Fraktionschef. Sogar die Anhänger der SPD (29 bzw. 14 Prozent) hätten lieber noch eine dritte Wahl. Beim Thema Neuwahlen hingegen sind die Befragten uneins. 47 Prozent wären dafür, 46 Prozent dagegen. Alle Daten vom Berlin-Trend finden Sie hier bei den Kollegen vom RBB.
17:50 Uhr: Senatssprecher weist Spekulationen über vorzeitigen Abschied Wowereits aus BER-Aufsichtsrat zurück
CDU-Fachpolitiker hatten gleich am Tag nach Wowereits Rücktrittsankündigung gefordert, er solle auch sein Amt als Vorsitzender des BER-Aufsichtsrates sofort abgeben. Doch den Gefallen wird Wowereit der CDU nicht tun. "Er bleibt bis Dezember", sagte Senatssprecher Richard Meng am Mittwoch. Spekulationen, er könne früher aufhören seien "Quatsch". "Er hat als Regierender Bürgermeister das Amt übernommen und solange er Regierender Bürgermeister ist, wird er dort die Weichen stellen."
17:10 Uhr: Nußbaum und Högl wollen unterschiedliche Wowereit-Nachfolger
In der Berliner SPD gibt es Bedenken, ob durch das Mitgliedervotum über Klaus Wowereits Nachfolger „eine Instabilität entstehen kann“. Das sagte Landesparteichef Jan Stöß am Mittwoch nach den Sitzungen von Fraktion und Landesvorstand. Dies werde ernst genommen, das Verfahren solle aber nun umgesetzt werden - zügig und zugleich ohne Hast, wie Stöß sagte. Fraktionschef Saleh erläuterte, in der Sitzung sei offen und ehrlich über den Umgang der Partei mit Wowereit diskutiert worden. „Da gab es berechtigte Kritik. Viele haben kein Verständnis gehabt, wie man den Regierenden Bürgermeister öffentlich so kritisieren konnte“, sagte der 37-Jährige. Gewählt wird der Regierende Bürgermeister vom Berliner Abgeordnetenhaus. Ein Kandidat bedarf dort der Zustimmung des Koalitionspartners. Das SPD-Mitgliedervotum soll vor dem Landesparteitag am 8. November abgeschlossen sein. Zuvor sollen die Mitglieder Zeit bekommen, die Kandidaten besser kennenzulernen. Er selbst habe nach seiner Kandidatur über soziale Netzwerke viel Zuspruch bekommen, sagte Stöß. Als Regierender Bürgermeister wolle er sich dafür stark machen, dass das Wachstum Berlins bei allen Bürgern ankomme und Schwerpunkte auf Wohnungspolitik, gebührenfreie Bildung und Arbeitsplätze legen. Saleh betonte, sein Motto sei immer „Stabilität und Kontinuität“ gewesen. Er wolle an die erfolgreiche Arbeit Wowereits anknüpfen. Politische Schwerpunkte lägen bei Bildung, Schuldentilgung und einem Miteinander verschiedener Kulturen in Berlin. Saleh zeigte sich im RBB-Sender Radio eins erfreut über die Unterstützung durch Berlins Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos). Stöß bekam Rückendeckung von der Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Eva Högl.
14:43 Uhr: Wowereit wird persönlich
Im Laufe seiner fast 14 Amtsjahre als Regierender Bürgermeister hat Klaus Wowereit gelernt, nur selten Einblicke in sein Gefühlsleben zu geben. Umso interessanter sind einige Aussagen, die er am Mittwoch, einen Tag nach seinem angekündigten Rücktritt, im Interview mit dem Radiosender 104,6 RTL machte. Im Folgenden geben wir einige Passagen daraus wieder, wie sie die "B.Z." dokumentiert hat. Wie fühlt es sich am Tag nach der Verkündung seiner Entscheidung an? "Eigentlich wie an jedem Tag. Er fängt ja wieder früh an mit Interviews. (…) Aber gestern war schon ein besonderer Tag, das ist mir auch nicht leicht gefallen." Wann hat er sich entschieden? "Würde mal sagen am Montag. Ich bin ja auch ne Waage, die schwankt manchmal hin und her. Natürlich gab es auch immer wieder mal Situationen, wo man sagt, Mensch, das kannste doch nicht machen, da hängt viel dran. (..) Überlegungen hat es schon in der Sommerpause gegeben. Da guckt man mal, wann kann ein schöner Termin sein. Dann sind wir auf einmal Weltmeister geworden und die Fußball-Nationalmannschaft hat sich angesagt, nach Berlin zu kommen. Das hätte der Tag sein können, da war dann ja auch Senatssitzung, der ging auf einmal nicht mehr."
Mit wem hat er sich vorher abgestimmt? "Natürlich habe ich mit meinem Freund, dem Jörn, geredet. Ansonsten ist es leider so, man kann da wenig diskutieren, weil heute alles sofort rausgeht. Das ist insgesamt ein Problem der Politik, es gibt leider wenig Zeit zum Nachdenken. (…) Und wenn man nachdenkt über komplizierte Sachverhalte, wird alles schnell nach Außen getragen. (…) Das ist allgemein ein Problem der Politik, aber nicht nur in der Politik." Welche Rolle spielte der BER bei der Rücktritts-Entscheidung? "Das hat natürlich meine letzten Jahre besonders bestimmt seit der Verkündung des Nicht-Eröffnungstermins. Es gab soviel Häme, soviel Gülle natürlich hauptsächlich über meine Person, das ist schon schwer zu ertragen (…) Ist schon ein bisschen merkwürdig gewesen, aber so ist die Welt. (…) Uns hat die komplizierte Entrauchungsanlage einfach das Genick gebrochen. Das ist schwierig und mir tut es unendlich leid, dass wir das bis heute nicht in Griff bekommen haben. (…)" Wie fühlt man sich, wenn man nicht mehr der beliebteste Politiker ist? "Man will natürlich immer der Beliebteste sein, ist doch ganz klar. Macht ja auch keinen Spaß da ganz hinten. Auf der anderen Seite habe ich viele Jahre ganz vorne gestanden (…) Wenn man die Berliner fragt, sind sie denn zufrieden, dann sage ich mal, ich bin auch unzufrieden dass der Flughafen nicht fertig wird. Das kann man dann auch nachvollziehen. Wenn sich das dann auf eine Person konzentriert, na das ist dann eben so in einer Mediengesellschaft."
14:05 Uhr: Ein neuer Kandidat bringt sich ins Spiel
Unter den vielen launigen Kommentaren, die Klaus Wowereits am Dienstag angekündigter Rücktritt bei sozialen Netzwerken wie Twitter provoziert, sind die von Piraten-Politiker Christopher Lauer besonders unterhaltsam. "Die Vorberichterstattung zu Stöß und Saleh zeigt: Beide werden nur Übergangslösungen sein", schreibt er am Mittwochmorgen. Wenige Minuten später folgt der Kommentar: "Ich glaube Klaus Wowereit hat es als erster geschafft, noch im Amt zurück gewünscht zu werden." Dann fragt er kurz darauf ironisch bei Klaus Wowereits Partei an: "Liebe @spdde, dürfen nur SPD-Mitglieder kandidieren beim Mitgliederentscheid? Ich frage für eine ähem, Kandidatur ;)". Wenig später legt er nach: "Komm @spdberlin, blas den Mitgliederdriss ab, Twitter hat entschieden! Ich mach es!" Kurz darauf schreibt Lauer: "Schon mal üben: Liebe Genossinnen und Genossen, hallo München!!" Einen Tweet später schlägt der Piraten-Politiker vor: "Steinbrück könnt's tatsächlich machen. Aber den fragt wahrscheinlich niemand".
Und am Mittag schiebt er einen weiteren Kommentar nach: Wowereits Ankündigung ist ein arschzarter Move, um den Machtkampf in der SPD um seine Nachfolge zu eskalieren."
13:30 Uhr: Der CDU geht Wowereits Rücktritt nicht schnell genug
Einen Tag nach seinem angekündigten Rücktritt macht die CDU Druck auf Klaus Wowereit. Der Regierende Bürgermeister auf Abruf sollte aus Sicht der Bundes-Union den Aufsichtsratsvorsitz am neuen Hauptstadtflughafen sofort räumen. «Er sollte den Weg schnell für einen geeigneten Nachfolger freimachen», sagte der CDU-Verkehrspolitiker im Bundestag, Steffen Bilger, am Mittwoch «Handelsblatt Online». «Einen Aufsichtsratschef auf Abruf kann sich der Hauptstadtflughafen nach der ganzen Vorgeschichte nicht auch noch leisten.» Wowereit hatte am Dienstag für den 11. Dezember seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Auch den Aufsichtsratsvorsitz der staatlichen Flughafengesellschaft will er abgeben.
13:20 Uhr: Wusste Björn Böhning als erster vom Rücktritt?
Den sozialdemokratischen Senatskanzleichef Björn Böhning überraschte die Nachricht von Klaus Wowereits Rücktritt im Urlaub mit der Familie in Polen. Das erklärt, wieso man von dem sonst bei Internet-Netzwerken wie Twitter so aktiven Böhning am Tag nach dem Rücktritt nichts hört.
Obwohl, da ist dieser eine Tweet vom 23. August, der aus heutiger Sicht fast schon propehtisch klingt: "Freu mich schon auf die "Berlin ist wieder da-stories" von @tagesspiegel und @morgenpost" steht da. Hat er also doch vom bevorstehenden Rücktritt gewusst, eher als alle anderen? Schön wär's. Aber das Hasthag #breadandbutter verrät den wirklichen Anlass der Nachricht.
13:00 Uhr: Berlin liegt in Schutt und Asche - zumindest bei der "Titanic"
Liebhaber brachialen Humors kommen auch in Sachen Wowereit beim Satiremagazin "Titanic" auf ihre Kosten. Während sich im Abgeordnetenhaus die SPD-Fraktion mit dem scheidenden Regierungschef Klaus Wowereit bespricht, kann man auf der "Titanic"-Website ein Luftbild aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sehen. Die Aufnahme der fast komplett zerstörten Berliner Innenstadt haben die Spaßmacher mit der Überschrift versehen: "Was von ihm bleibt: Berlin nach Wowis Rücktritt".
Wer damit nicht genug hat, bekommt auch noch einen satirischen Nachrichtenticker vom Vortag serviert: "EILMELDUNG: Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit will laut Insiderinformationen für 11. Dezember seinen Rücktritt ankündigen. Näheres in Kürze +++ UPDATE: Wowereit verkündet Rücktritt "im Laufe von 2015" +++ UPDATE: Rücktritt Wowereits wurde "falsch kommuniziert", neuer Termin: 11. Dezember 2016 +++ UPDATE: Berlin baut für 16 Mio. Euro "Rücktritts-Infotower" auf Tempelhof-Gelände +++ UPDATE: Möglicher Wowereit-Nachfolger nicht brandsicher! Verhandlungen laufen weiter +++ UPDATE: Klaus Wowereit (Bürgermeister) läßt Rücktritt von Hartmut Mehdorn managen +++ UPDATE: Experten schätzen Kosten von Wowereit-Rücktritt inzwischen auf 5,1 Milliarden Euro +++ UPDATE: Mehdorn verspricht behutsamen Umbau Wowereits (neue Frisur, neues Sakko) für 2020 +++ UPDATE: Klaus Wowereit (Berlin) übernimmt Verantwortung für Terminchaos um seinen Rücktritt und tritt zurück +++"
Was vor seinem Abschied noch auf Wowereit zukommt
12.35 Uhr: Nach innen streiten sie, nach außen geben sie sich geschlossen
Nacheinander eilten sie dem Ernst-Heilmann-Saal im dritten Stock des Berliner Abgeordnetenhauses zu. Erst der SPD-Fraktionschef Raed Saleh (dunke Anzug, dunkelblau-gesprenkelte Krawatte), dann der SPD-Landeschef Jan Stöß (dunkelblauer Anzug, rote Krawatte), fünf Minuten später der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (leuchtend blauer Anzug, offenes Hemd). Die Fraktion kam zu einer Sondersitzung zusammen, um die Lage zu besprechen und dem scheidenden Regierungschef Lob und Dank für über 13 Jahre im Regierungsamt auszusprechen. Beschlüsse, so hieß es, würden nicht gefasst. Es werde keine Empfehlungen für einen der beiden Kandidaten, Saleh oder Stöß geben.
Saleh bedauerte noch einmal ausdrücklich „die Diskussionen in der Partei in den letzten Wochen“ und „den Weg, den Klaus Wowereit nun gegangen ist“. Er, Saleh, stehe für „Kontinuität, Stabilität und Verlässlichkeit“, versicherte Saleh, bevor er um kurz vor elf Uhr im Fraktionssaal 376 verschwand. Wowereit gab sich sehr entspannt, wirkte erleichtert und nannte den geplanten SPD-Mitgliederentscheid „den richtigen Weg“ um seinen Nachfolger zu finden. Der brauche dann „gute Nerven und ein dickes Fell“. Es sei kein leichtes Amt. Als er den Fraktionssaal betrat, eilte sofort Saleh herbei, um mit dem Regierenden zu plaudern und keine Minute verging, da gesellte sich auch Stöß dazu. Gemeinsam lächelten sie in die Kameras, eine Geschlossenheit präsentierend, die es derzeit in der SPD nicht gibt.
12:05 Uhr: Beschwingter Abschiedsgruß
Die Satiresendung "extra 3" verabschiedet sich auf besondere Weise von Berlins scheidendem Regierenden Bürgermeister. Aus aktuellem Anlass verweist man bei Twitter auf das Youtube-Video zum Song "Oh, Wowi! Der Hit zum Flughafen-Chaos". Ist zwar schon ein paar Tage alt, aber holprige Zeilen wie "Politik, du hast’s probiert, doch dabei viel Käse produziert" bekommen angesichts der jüngsten Entwicklungen im Roten Rathaus eine ganz andere Bedeutung. Ebenso der Vers: "Oh Wowi, sag mal hast du kein Gewissen? Oh Wowi, hast Millionen rausgeschmissen". Was Wowereit auf Twitter noch zum Abschied gewünscht wird, lesen Sie hier.
11:30 Uhr: Erst ein Abschiedsessen, dann die Seniorenwoche
Was macht eigentlich so ein Regierender Bürgermeister so den Rest der Woche? Auf der Internetseite der Senatskanzlei und auch auf Wowereits persönlicher Seite werden die Termine der Woche aufgelistet (allerdings längst nicht alle). Nach dem UKB-Termin mit Saleh heute in Marzahn hat Klaus Wowereit am Donnerstag Michael Blumenthal zum Abendessen eingeladen; der Direktor des Jüdischen Museums wird verabschiedet.
Am Wochenende geht es munter weiter: Grußwort zur Eröffnung der "40. Berliner Seniorenwochen", abends dann düst Wowereit ins Kronprinzenpalais. Dort feiert der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller sein Sommerfest. Und am Sonntag hat der Regierende frei? Von wegen! Am Nachmittag wird er im Olympiastadion erwartet zum Internationalen Stadionfest. Da ist sicherlich von Vorteil, dass sich Wowereit bestens bei Hertha auskennt - er ist seit 2003 Vereinsmitglied. Er bekam die Mitgliedsnummer 50 zum 50sten Geburtstag.
11:15: Wie die Genossen Wowereit zur Entscheidung drängten
Große Politik endet manchmal ganz klein: Den letzten Schubser verpasste Wowereit der SPD-Kreischef von Marzahn. Zwei Wochen ist das jetzt her, hier kann man's nachlesen.
11:04 Uhr: Der Vorarbeiter geht, die Baustellen bleiben
Die Zentral- und Landesbibliothek war eines der wichtigsten Wowereit-Projekte. Was wird denn nun aus ihr? Ein paar der ungelösten Probleme, die Klaus Wowereits Nachfolger als Regierender Bürgermeister erwarten, haben wir hier zusammengestellt.
10:55 Uhr: Nußbaum und Müller halten sich bedeckt - bislang
Der SPD-Landeschef Jan Stöß rechnet nicht damit, dass es weitere Kandidaten für die Nachfolge Klaus Wowereits geben wird. Weder Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) noch Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) ließen nach der Rücktrittsankündigung Wowereits am Dienstag erkennen, dass sie ebenfalls ins Rennen gehen wollen. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) und die Bundestagsabgeordnete Eva Högl (SPD) haben bereits öffentlich abgesagt. Damit läuft es auf einen Zweikampf in der SPD zwischen Stöß und dem SPD-Fraktionschef Raed Saleh hinaus, der bis zum 8. November durch eine Mitgliederbefragung entschieden wird. An diesem Tag soll ein Landesparteitag der Berliner Sozialdemokraten das Ergebnis der Basisbefragung absegnen. Der Sieger wird dann am 11. Dezember im Abgeordnetenhaus zum Regierenden Bürgermeister gewählt.
Derzeit spricht einiges dafür, dass der Parteichef Stöß die Mehrheit des SPD-Landesverbandes hinter sich bringen kann. Der Basisbefragung sollen Mitgliederforen vorausgehen, die voraussichtlich presseöffentlich sein werden. Ob die zwölf SPD-Kreisverbände jeweils eigene Kandidatenempfehlungen abgeben werden, ist unklar. Das genaue Prozedere des Mitgliedervotums wird der SPD-Landesvorstand am nächsten Montag festlegen. Am heutigen Mittwoch um 11 Uhr tagt die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus in einer Sondersitzung. Der Kandidat Stöß kündigte bereits an, mit welcher politischen Zielrichtung er in den innerparteilichen Wahlkampf gehen wird. Kurzfristig müsse beim öffentlichen Personal, vor allem in den Bezirken umgesteuert werden. Und nach der Wahl in Brandenburg sollte die Zusammenarbeit zwischen beiden Nachbarländern deutlich forciert werden. Ansonsten stehe er für "mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Investitionen" zugunsten von Wohnungsbau, Bildung und Wirtschaft. Er wolle, mehr als dies bisher der Fall sei, eine "Politik für die unteren Mittelschichten" machen, bei denen das Wachstum der Stadt zu wenig ankomme.
10:41 Uhr: Wowereits Baustellen
In unserer Stadt gibt es nur leider mehr Baustellen als die da unten in Schönefeld, am Willy-Brandt-Platz 1. Da befindet sich das Flughafen BER, der ja irgendwann mal eröffnet werden soll. Und wie sieht's an den anderen Baustellen von Klaus Wowereit aus? Berlin wächst rasant, zuletzt um 40.000 Mitbürger im Jahr. Und die Menschen werden immer älter. Es gibt viel zu tun auf dem Wohnungsmarkt. Und natürlich in den Krankenhäusern, die einen gewaltigen Investitionsbedarf anmelden. Und die Schulen erst: Da gibt es ja gefühlt ständig Ärger, was auch damit zusammenhängt, dass Wowereit 2003 durchgesetzt hat, dass Berlins Lehrer nicht mehr verbeamtet werden. Haben wir etwas vergessen? Schauen Sie selbst. Hier finden Sie Analysen unserer Tagesspiegel-Experten.
10:30 Uhr: Populäre Wowereit Nachfolger? Fehlanzeige!
"Welcher Berliner SPD-Politiker erscheint Ihnen als Nachfolger Wowereits am geeignetsten?" Das fragen wir die Leser unserer Onlineseiten in einer Umfrage. Die ist zwar nicht repräsentativ, aber sehr vielsagend: SPD-Chef Jan Stöß hält nur jeder zehnte Teilnehmer für geeignet, Sozialsenatorin Dilek Kolat (die ein Interesse an dem Posten inzwischen dementiert hat) nur jeder zwanzigste, SPD-Fraktionschef Raed Saleh bekommt ebenfalls nur 6 Prozent Zuspruch. Die überwiegende Mehrheit - 79 Prozent der Teilnehmer - findet: "Keiner der drei".
Darauf erstmal eine „Charlotte Lorraine“
10:10 Uhr: Wowereit macht den Abflug am BER
Apropos Terminkalender. Schauen wir ruhig noch mal ein bisschen weiter nach vorn, auf den 11. Dezember nämlich. An jenem Tag kurz nach Nikoklaus - pardon, der schlechte Kalauer bot sich gerade an - wird der Regierende Bürgermeister seine Familienfotos vom Schreibtisch räumen und auch die BER-Akten seinem Nachfolger überreichen. Klaus Wowereit wird nämlich auch sein Amt auf der Flughafenbaustelle aufgeben. Schon am nächsten Tag, am 12. Dezember, tagt der BER-Aufsichtsrat, dem ja Wowereit vorstand. Ob Mehdorn wohl einen Eröffnungstermin nennt und Wowereit indirekt somit so was wie eine gute Nachricht übermitteln kann? Oder tritt Wowereit noch früher ab? Brandenburg jedenfalls erhebt vorerst keinen Anspruch darauf, den Spitzenposten im Flughafen-Aufsichtsrat nach dem angekündigten Rücktritt von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu übernehmen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) habe erklärt, vor der Landtagswahl am 14. September werde es keine Personalentscheidung geben, sagte eine Regierungssprecherin am in Potsdam. Lesen Sie mehr von unserem Flughafen-Experten Thorsten Metzer, der die Folgen für den Flughafen unter diesem Tagesspiegel-Link analysiert.
10:00 Uhr SPD-Chef Stöß sondiert schon mal die Baustellen
Als Regierender Bürgermeister muss man ein Generalist sein. Vielleicht ist das der Hintergrund eines Termins, den der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß am morgigen Donnerstag wahrnimmt: Gemeinsam mit der Schulstadträtin des Bezirks Mitte, Sabine Smentek und der Vorsitzenden des Elternvereins Claudia Liebscher die Anna-Lindh-Grundschule im Wedding anschauen. "Im Schulgebäude sind die Toiletten dringend sanierungsbedürftig", teilt die SPD-Zentrale am Mittwoch mit. Der SPD-Landesvorsitzende, der bisher als Schulpolitiker eher weniger aufgefallen ist, wolle sich "an diesem konkreten Beispiel einen Eindruck vom Sanierungsbedarf bei öffentlichen Schulgebäuden verschaffen".
9:52: Darauf erstmal eine „Charlotte Lorraine“
Das Wetter ist wunderbar sonnig, 21 Grad sollen's werden. Lust auf einen Kaffee? Na logo. Und abends? Wie wär's aus aktuellem Anlass mit einer „Charlotte Lorraine“, also eine Charlotte auf Lothringer Art, die auf eine dort arbeitende Köchin zurückging. Unser Tagesspiegel-Gastrokritiker Bernd Matthies erinnert sich an Wowereits Lieblingsspeise. Der Regierende ist nämlich ein hervorragender Gastgeber und schafft es sogar, bis zu zwölf Gäste zu bewirten. Matthies liefert auch gleich das Rezept mit: "250 g Löffelbiskuits, 2 Gläser Sauerkirschen, 8 cl Kirschwasser ..." - das Rezept finden Sie unter diesem Link. Wir wünschen guten Appetit.
9:28 Uhr: Stöß hofft, nur gegen Saleh kämpfen zu müssen
Der Landesvorsitzende der Berliner SPD, Jan Stöß, hat seine Ambitionen auf das Amt des Regierenden Bürgermeisters verteidigt. Im rbb-„Inforadio“ sagte er am Mittwoch, dass er mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, um den Posten konkurriere, sei keine Kampfkandidatur, sondern ein demokratischer Wettbewerb. Dass es noch weitere Kandidaten geben werde, sehe er nicht. Stöß reagierte damit auf Spekulationen über eine mögliche Kandidatur eines auswärtigen SPD-Politikers. Nach einem Beschluss des Landesvorstands sollen die Mitglieder des Berliner Landesverbandes entscheiden, wer die Nachfolge von Klaus Wowereit antritt, der am 11. Dezember zurücktreten will. Am Mittwoch berät die SPD-Fraktion in einer außerordentlichen Sitzung über die Situation. Daran nimmt auch der SPD-Landesvorstand teil.
9:00 Uhr: Wowereit kommt ins Krankenhaus - mit einem potenziellen Nachfolger
Gucken wir doch auch mal die Terminmappe des Regierenden? Es wird wohl am Nachmittag eine Fraktionssitzung der SPD geben. Interessant wird aber noch ein anderer Termin, auf den wir uns schon freuen. Am Nachmittag wird Klaus Wowereit nämlich in der Warener Straße erwartet, in Marzahn. Im Unfallkrankenhaus, kurz: UKB, wird er sich mit dem SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh ("Ich will Regierender Bürgermeister werden") erwartet
8:30 Uhr: Bundes-SPD überlasst Berliner Genossen sich selbst
Die Bundes-SPD will dem Berliner Landesverband bei der Suche nach einem Nachfolger für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nach Worten von Generalsekretärin Yasmin Fahimi nicht reinreden. „Ich bin mir ganz sicher, dass die das in Ruhe und professionell auf den Weg bringen werden. Da müssen wir keine klugen Ratschläge aus der Zentrale geben“, sagte Fahimi am Mittwoch im „Inforadio“ des rbb. Zwar sei es schwierig, in Wowereits Fußstapfen zu treten. „Aber ich bin ganz zuversichtlich, dass wir in der SPD junge, engagierte Nachfolger haben, denen das auch gelingen kann“. Sie begrüßte, dass es ein Mitgliedervotum über die Nachfolge geben soll. Wowereit hatte am Dienstag seinen Rücktritt zum 11. Dezember angekündigt. Nachfolger wollen sowohl Fraktionschef Raed Saleh wie auch der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß werden. Beide hätten Hauptstadtformat, sagte Fahimi. (mit dpa)
André Görke, Lars von Törne, Ulrich Zawatka-Gerlach