zum Hauptinhalt
Unterhaltsam ist er. Auch ein guter Gastgeber. Sein Image wird er nicht mehr los. Hier ein Foto 2014 beim 70. Geburtstag von Udo Walz.
© dpa

Klaus Wowereit, der Gastgeber: Das Geheimrezept des Regierenden Partymeisters

Klaus Wowereit kann nicht nur regieren, er kann auch kochen. Wer es an seine Tafel geschafft hatte, der hatte es geschafft. Das passte zu seinem Image als „Regierender Partymeister“.

In den ersten Jahren seiner Regentschaft gab es ihn noch, den privaten Klaus Wowereit, der sich zwar nie im Wohnzimmer blicken ließ, aber doch Auskunft über Vorlieben und, vor allem, Kochrezepte gab. „Die Freude am Essen war schon immer da“, sagt er, „und dann habe ich sie auch am Kochen entdeckt“. Anfangs war es Hausmannskost, später traute er sich aber auch, bis zu zwölf Gäste zu versorgen – wer es an seine Tafel geschafft hatte, der hatte es geschafft. Das passte zu seinem Image als „Regierender Partymeister“, das er in den ersten Jahren seiner Regentschaft erwarb und nie wieder völlig los wurde.

Unauslöschlich blieb ein Foto von der Bambi-Verleihung 2001, auf dem er einen roten Damenschuh in der einen und eine Flasche Champagner in der anderen Hand hält – auch wenn er später in seinen Memoiren durchaus glaubhaft betonte, dass dieses Foto völlig untypisch für ihn sei, und dass nie ein Tropfen Champagner in diesen Schuh geflossen sei. Auf großen Veranstaltungen konnte er abseits des Trosses durchaus ein wenig verloren wirken.

2004 flog er zu Thomas Gottschalk in die USA

Zweifelsfrei aber suchte er aktiv die Nähe zu Prominenten, trat häufig in der Sendung seiner guten Freundin Sabine Christiansen auf, ging zu „Wetten, dass?" wie zum „Bambi“ und absolvierte auch – einmalig – ein Gastspiel in der ARD-Vorabendserie „Berlin, Berlin“. 2004 flog er in die USA, traf seinen Freund Thomas Gottschalk und hielt die Abschlussrede auf der Highschool, die Gottschalks Sohn besuchte; kritische Nachfragen der Opposition wegen möglicher Vermischung von dienstlichen und privaten Belangen verliefen im Sand.

Im Jahr 2003 war Klaus Wowereit in Alfred Bioleks Fernsehtalk „Alfredissimo“ zu sehen. Dort legte er persönlich Hand an sein Lieblingsdessert, die bis dato in Deutschland weitgehend unbekannte „Charlotte Lorraine“, also eine Charlotte auf Lothringer Art, die auf eine dort arbeitende Köchin zurückging.

Hier das – üppige – Rezept. Die Zutaten: 250 g Löffelbiskuits, 2 Gläser Sauerkirschen, 8 cl Kirschwasser, 1 kg Quark (40 Prozent), 500 g Crème fraîche, 4 EL Zucker, 3 EL Honig.

Im Neuköllner Kiezzentrum Morus 14 bereitete er die Speise zu

Und so wird’s gemacht: Etwa die Hälfte der Löffelbiskuits in der Mitte durchschneiden. Schattenmorellen abgießen, mit 4 cl Kirschwasser anreichern und kurz durchziehen lassen. Den Quark mit der Crème fraîche verrühren und den Zucker hinzufügen. Dann die Kirschen unter die Quarkcreme mischen. Den Rand einer Quicheform (oder Tortenring) mit dem Honig bestreichen. Nun zuerst den Rand und dann den Boden der Form mit den Biskuits auslegen – am Rand werden die halbierten Löffelbiskuits senkrecht gestellt. Das restliche Kirschwasser mit dem Zucker vermischen und über die Löffelbiskuits verteilen. Die Kirsch-Quarkcreme in die Form streichen und alles etwa 8 bis 10 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.

Zwei Jahre nach dem Fernsehauftritt besuchten Biolek und Wowereit das Neuköllner Kiezzentrum „Morus 14“, wo er diese französische Süßspeise noch einmal zubereitete. Dann verschwand sie aus der Öffentlichkeit, wurde irgendwann auch von Klaus Wowereits Website gestrichen.

Bernd Matthies

Zur Startseite