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Pures Glück. Dodi Lukebakio wird ab der kommenden Saison für Hertha BSC spielen.
© Matthias Balk/dpa

Dodi Lukebakio: Wer ist der Spieler, für den Hertha so viel Geld bezahlt?

Hertha BSC verpflichtet den Offensivspieler Dodi Lukebakio vom FC Watford. Er kommt für die Rekordsumme von 20 Millionen Euro. Eine Analyse.

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn bei Fortuna Düsseldorf nicht so ein guter Teamgeist herrschen würde. Denn im November vergangenen Jahres stand für den Klub das Spiel gegen den FC Bayern München an. Und obwohl vor diesem schwierigen Spiel die Konzentration besonders hoch sein müsste, erschien Düsseldorfs Dodi Lukebakio zu spät zum Abschlusstraining.

Doch seine Kollegen hielten dicht und verrieten ihn nicht an Trainer Friedhelm Funkel – der hätte Lukebakio sonst wahrscheinlich aus dem Kader gestrichen. Stattdessen durfte Lukebakio auflaufen, erzielte beim 3:3 alle drei Tore für Düsseldorf und spielte sich mit dieser überragenden Leistung wohl endgültig ins Blickfeld anderer Vereine.

Auch in das von Hertha BSC. Und die waren so überzeugt vom 21 Jahre alten Lukebakio, dass sie ihn nun für die kommende Saison verpflichtet haben. Am Donnerstag war der Offensivspieler bereits zum Medizincheck in Berlin und unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Dafür überweist Hertha nach übereinstimmenden Medienberichten 20 Millionen Euro plus Bonuszahlungen an den FC Watford, von dem Lukebakio vergangene Saison an Düsseldorf ausgeliehen war.

So viel hat Hertha noch nie für einen Spieler ausgegeben. Den bisherigen Rekord hielt Davie Selke, der 2017 für 8,5 Millionen Euro von RB Leipzig zu Hertha wechselte. Mit dem teuren Transfer von Lukebakio setzt der Klub jetzt ein erstes Zeichen, in welche finanziellen Größenordnungen er vorstoßen kann und wird.

Doch wer ist der Spieler, der für Hertha so viel Geld wert ist? Bei Düsseldorf setzte Funkel den belgischen U-21-Nationalspieler auf verschiedenen Offensivpositionen ein. Meist spielte Lukebakio auf den Außenbahnen, doch bei seinem Dreierpack gegen Bayern begann er als Stoßstürmer.

Hoffentlich sinkt das Leistungsniveau dieses Spielers nicht, wenn er bei der Hertha seine Arbeit aufnimmt. Wäre nicht der erste Spieler, der Hertha als Hängematte sieht. Grundsätzlich aber kann ich Preetz zu diesem Transfer nur gratulieren.

schreibt NutzerIn klausbork

Dass er torgefährlich ist, zeigte er nicht nur in diesem Spiel. In 34 Pflichtspielen für Düsseldorf traf Lukebakio 14 Mal, fünf Tore bereitete er vor. Besonders auffällig ist seine Schnelligkeit, von der nicht nur Niklas Süle und Jerome Boateng überrascht wurden. Außerdem überzeugt der 1,87 Meter große Lukebakio mit einer sehr guten Ballführung und gefährlichen Dribblings.

Im Rennen um Lukebakio hat Hertha den OSC Lille ausgestochen

Bei Hertha ist er für die rechte Außenbahn eingeplant. Dort gibt es nach dem Abgang von Valentino Lazaro, der für 22 Millionen Euro zu Inter Mailand gewechselt ist, eine Lücke. Lazaro wurde vergangene Saison vor allem hinten rechts eingesetzt, aber es ist unwahrscheinlich, dass Trainer Ante Covic seinen Neuzugang für defensive Aufgaben umschult. Stattdessen könnten Lukas Klünter oder Mathew Leckie als Rechtsverteidiger dafür sorgen, dass sich Lukebakio auf die Offensive konzentrieren kann.

Unterstützung von Maximilian Philipp wird er dort wohl nicht bekommen. Die „Sport Bild“ hatte am Donnerstag berichtet, dass der 25 Jahre alte Stürmer von Borussia Dortmund vor einem Wechsel zu Hertha steht. Philipp kommt aus Berlin und hat in der Jugend bereits für Hertha gespielt. Dortmund erhofft sich eine Ablösesumme von etwa 20 Millionen Euro. Einen Transfer nannte Herthas Manager Michael Preetz auf Twitter aber „derzeit nicht darstellbar“.

Doch dass Hertha bei diesen Summen generell mitspielen kann, zeigt der Transfer von Lukebakio. Im Wettbewerb um den Stürmer haben die Berliner den OSC Lille überboten, der wohl einer der härtesten Konkurrenten gewesen sein soll. Lille spielt in der kommenden Saison sogar in der Champions League. Doch die Franzosen wollten die hohe Ablösesumme nicht zahlen – sie haben auch keinen Lars Windhorst.

Seit dem Einstieg des Investors hat Hertha neue finanzielle Möglichkeiten. Dass es bis zum ersten großen Einkauf ein paar Wochen gedauert hat, sieht Covic als gutes Zeichen. „Das zeigt ja nur, wie bedacht unser Manager vorgeht“, sagte er im Trainingslager in Stegersbach, aus dem die Berliner am Donnerstag zurückgekehrt sind. Der Relevanz solcher Transfers ist sich der Trainer bewusst: „Jeder Schuss sollte sitzen.“ Ganz so strenge Forderungen werden die Hertha-Fans an die Abschlussstärke von Lukebakio sicher nicht haben, aber die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison dürften nach diesem Transfer steigen.

Damit Lukebakio sich in Berlin schnell einlebt, hat sein ehemaliger Trainer Funkel einen Tipp. „Ich hoffe, dass er nicht so weit vom Stadion weg wohnt, sonst verfährt er sich“, sagte er, „er kommt immer gern auf die letzte Minute.“ Dass das bei den richtigen Mannschaftskollegen aber auch mal ohne Folgen bleiben kann, hat Lukebakio bei der Fortuna erleben dürfen. Herthas Spieler können in Zukunft zeigen, ob der Teamgeist bei ihnen genauso gut ist wie in Düsseldorf.

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