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Abriss. An der ehemaligen Kaserne in Krampnitz arbeiten die Bagger.
© A. Klaer
Update

Umstrittenes neues Stadtviertel: Nun ganz offiziell: Krampnitz mit 5000 Einwohnern kann kommen

Eine Genehmigung lässt die Verantwortlichen für den neuen Potsdamer Stadtteil Krampnitz frohlocken - doch die meisten Probleme bleiben bestehen.

Potsdam - Nun ist es offiziell: Das geplante und durchaus umstrittene Stadtviertel Krampnitz im Potsdamer Norden darf zunächst höchstens 5000 Bewohner statt wie ursprünglich angedacht 10.000 zählen. Das hat nun die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg genehmigt – als ersten Entwicklungsschritt mit dem Fernziel, dass später einmal doppelt so viele Menschen dort leben sollen. 

Entsprechend euphorisch gab sich Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) in einer Mitteilung des Rathauses vom Mittwochabend: „Heute ist ein guter Tag für die Entwicklung des Potsdamer Nordens und der ganzen Stadt Potsdam.“

Allerdings hatten sich die Stadt und das Infrastrukturministerium bereits im vergangenen November auf die 5000er-Grenze geeinigt – verbunden mit einigen Konzeptanpassungen, die Potsdam nun aus Sicht der am Ministerium angedockten Landesplanung erledigt hat. 

Die jetzt verkündete Genehmigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich zuletzt die Probleme für das Viertel zu ballen schienen – gerade bei der langfristig angestrebten Größe. Damit sie erreicht wird, muss mindestens „die Schaffung von Baurecht“ für die Verlängerung der Straßenbahn nach Krampnitz durch einen sogenannten Planfeststellungsbeschluss erledigt sein.

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Ortsvorsteherin Klockow nennt Mitteilung irreführend

Doch gegen die Tram haben Anrainer in Neu Fahrland schon Klage angekündigt, weil ihre Häuser zu nahe an der künftigen Trasse stehen würden. Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) zeigte sich nun über die Mitteilung der Stadt „bestürzt“. Sie nannte die Meldung „irreführend“ und „falsch", eine Genehmigung sei nicht erteilt worden: In Wahrheit seien „gerade einmal zwei Auflagen von vielen“ erfüllt worden. Dabei fehle etwa „die seit 2013 geforderte detaillierte Prognoseuntersuchung über die Luftschadstoff- und Lärmauswirkungen, die durch die zusätzliche Bebauung in Krampnitz verursacht werden“, teilte Klockow mit. Für Rubelts Freude sei es deshalb zu früh.

Weitere Klagedrohungen gab es zuletzt gegen einen geplanten Radschnellweg von Krampnitz in die Innenstadt und gegen Teile des Energiekonzepts, das Naturschützer als nicht nachhaltig erachten. Ferner ist auch die Finanzierung der Straßenbahn, bei der die Stadt ihre Hoffnung auf Fördermittel setzt, letztlich noch nicht geklärt. 

Zugleich darf es nicht zu langsam mit der Entwicklung gehen, weil sonst die Stadtwerke stetig Fördermittel in erheblicher Höhe für die angestrebte Versorgung mit erneuerbaren Energien verlieren, die den Stadtteil eigentlich den Weg in die Klimaneutralität bahnen sollen. Aber das klappt laut Stadtwerken finanziell nur, wenn Krampnitz schnell über 5000 Einwohner wächst. Zudem lohnen sich bestimmte Einrichtungen wie Supermärkte bekanntlich erst ab einer bestimmten Einwohnerzahl - über 5000.

Ein Stresstest soll Risiken klären

Gleichwohl beginnen bereits vom Rathaus und seinen Unternehmen auch aus Steuermitteln vorfinanzierte Erschließungsarbeiten für das Viertel, auch für den bisher dort einzig tätigen privaten Investor, den Konzern Deutsche Wohnen. 

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) will nun einen "Stresstest" für das Gesamtprojekt ausschreiben lassen, durch den Risiken und Nebenwirkungen geklärt werden sollen. Es geht also darum, ob die Gesamtplanung plausibel und finanziell machbar ist, weil Potsdam und seine kommunalen Unternehmen in erhebliche Vorleistungen in mehrstelliger Millionenhöhe gehen müssten, gerade wenn es um Infrastruktur für 10.000 Menschen geht. Gleichwohl sprach auch Schubert in einer Mitteilung an die PNN vom Freitag von einem "echten Meilenstein", wozu nun aber auch eine "solide Planung für den vollständigen Ausbau" gehöre. 

In solchen alten Bauten vor Ort will der Investor Deutsche Wohnen neue Wohnungen schaffen.
In solchen alten Bauten vor Ort will der Investor Deutsche Wohnen neue Wohnungen schaffen.
© Ottmar Winter

"Wohnungsbaupotentiale heben"?

Doch von all diesen Problemen war in der Pressemitteilung des Rathauses wenig zu lesen. Man könne "so die Wohnungsbaupotentiale in Krampnitz heben, die der Potsdamer Wohnungsmarkt dringend braucht", lässt sich Baudezernent Rubelt zitieren. Zu Wort meldete sich auch Bert Nicke, der Chef der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die das Entwicklungsgebiet managt. 

"Ungeachtet der zum Teil kontrovers geführten Diskussionen haben wir als Entwicklungsträger in Erwartung dieser Bestätigung unsere Arbeit in den vergangenen Monaten fortgeführt und liegen mit den laufenden Maßnahmen daher im Plan", so Nicke. Man rechne kurzfristig mit der Baugenehmigung für die erste Krampnitzer Grundschule mit Hort und Kita und werde die Ausschreibung für die Erschließungsleistungen "wie geplant auf den Weg bringen". 

Wie berichtet will die Stadtverwaltung auch im August ein Finanzierungspaket für den öffentlichen Nahverkehr nach Krampnitz den Stadtverordneten zum Beschluss vorlegen, unter anderem geht es um den Busverkehr in der 5000er-Variante. Der von Rathauschef Schubert angeschobene Stresstest soll möglichst in den nächsten Monaten beginnen - bevor die wirklich großen Investitionen für "Krampnitz 10.000" nötig werden. Ein Baustopp-Antrag der Fraktion Die Andere im Stadtparlament blieb bisher ohne Erfolg.

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