zum Hauptinhalt
Massenauflauf. Am "Tag von Potsdam" drängten sich die Menschen auf dem Alten Markt.
© Ina Muster-Schatzmann/Repro: Ottmar Winter

Serie zur Sonderausstellung im Potsdam Museum: Massen auf dem Alten Markt

In einer Sonderausstellung beleuchtet das Potsdam Museum die Stadtgeschichte der 1920er bis 1940er Jahre. Die PNN stellen einige Ausstellungsstücke vor. Teil 7: Fotos vom "Tag von Potsdam".

Es ist besonders ein Foto, das vom 21. März 1933 in die kollektive Erinnerung eingegangen ist: Das vom gerade ernannten Reichskanzler Adolf Hitler, der dem 86-jährigen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche die Hand gibt, den Kopf beinahe untertänig gesenkt. Die offizielle Lesart dessen, was da in Potsdam anlässlich der feierlichen Eröffnung des neuen Reichstages passiert war, war schnell klar – verdeutlicht wird sie in der Ausstellung im Potsdam Museum mit einem Plakat des Grafikers Walter Bullert: Die Garnisonkirche, versehen mit dem Schriftzug „Potsdam. Die Geburtsstätte des dritten Reiches. Die Stadt Friedrichs des Großen“.

Bislang unveröffentlichte Fotos vom 21. März 1933

Zu sehen sind aber auch bislang unveröffentlichte Bilder des Ereignisses, aufgenommen von der Fotografin Ina Muster-Schatzmann. Die Bilder bekam das Museum nach ihrem Tod 2012 aus dem familiären Umfeld überlassen, wie Kuratorin Wenke Nitz sagt. Sie zeigen die Menschenmassen an jenem Tag: So ist zum Beispiel der Alte Markt komplett mit Menschen gefüllt – in der Nikolaikirche hatte zunächst ein Gottesdienst stattgefunden. Über dem Fortunaportal hängt eine Hakenkreuzfahne, wie auf einem anderen Bild zu erkennen ist. Für viele Potsdamer sei an diesem Tag aber nicht Hitler die Hauptfigur gewesen, sondern Hindenburg, sagt Wenke Nitz. Auch ein Amateurfilm stellt den greisen Reichspräsidenten in den Mittelpunkt.

Die Bilder machte die erste Potsdamer Fotografenmeisterin

Ina Muster-Schatzmann war damals 22 Jahre alt. Geboren wurde sie 1910 als Tochter des Fotografen Carl Schatzmann, der sein Atelier Am Alten Markt 3, gegenüber von Stadtschloss und Nikolaikirche, hatte. Von 1927 bis 1930 absolvierte sie eine Lehre der Fotografie. 1936 machte sie als erste Potsdamerin die Fotografenmeisterprüfung. 1937 heiratete sie den Ingenieur Ernst Muster, mit dem sie nach Kohlhasenbrück zog. Muster starb im Zweiten Weltkrieg, das väterliche Atelier wurde in der Bombennacht vom 14. April 1945 zerstört. Ina Muster-Schatzmann war ein langes Leben vergönnt, sie starb kurz vor ihrem 102. Geburtstag im Jahr 2012 in Berlin. Beerdigt wurde sie auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.

Weitere Teile der Serie:

Teil 1: Neue Bilder für das Regattahaus

Teil 2: Krieger für die Geldbörse

Teil 3: Die "Raudaubande" aus Nowawes

Teil 4: Eine Trommel mit Geschichte

Teil 5: Kunstwerk eines Unbekannten

Teil 6: "Weihnachten 1941 fällt aus"

Teil 8: Hilfspakete über den Atlantik

Teil 9: Schallplatten aus Babelsberg

Die Sonderausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945" ist noch bis 23. Juni im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Zur Startseite