zum Hauptinhalt
Notgeldscheine von Walter Bullert, 1921.
© Andreas Klaer

Serie zur Sonderausstellung im Potsdam Museum: Krieger für die Geldbörse

In einer Sonderausstellung beleuchtet das Potsdam Museum die Stadtgeschichte der 1920er bis 1940er Jahre. Die PNN stellen einige Ausstellungsstücke vor. Teil 2: Notgeldscheine von 1921.

Ein Husar sitzt mit gezücktem Säbel auf einem sich aufbäumenden weißen Ross, „Strippenjungs“ steht darunter, offenbar der Spitzname des Husarenregiments. Darüber ist eine Art Erkennungsmelodie abgedruckt: „Schenkel ran, Schenkel ran, laß ihn laufen, was er kann“. Es handelt sich um einen „Potsdamer Gutschein“ über 50 Pfennig. Notgeldscheine wurden nach dem Ersten Weltkrieg in vielen deutschen Städten und Gemeinden gedruckt – als Ersatz für das fehlende Münzgeld. Anders als später während der Hyperinflation 1923, als Scheine mit Millionen- und Milliardenbeträgen kursierten, wurden die Papiermarken für Pfennigbeträge oft aufwendig gestaltet. So auch in Potsdam: Der Künstler Walter Bullert entwarf 1921 die Notgeldscheine der Stadtsparkasse.

Die Motive knüpfen an die Vergangenheit als Garnisonstadt an 

Sie alle zeigen Soldaten der verschiedenen einst in Potsdam stationierten Regimenter, mit farbenfreudigen Uniformen, jeweils einer Erkennungsmelodie und dem Spitznamen versehen. Der Weltkrieg war verloren – aber die einstigen Krieger zumindest in Potsdam trotzdem in jedermanns Haus. Die Notgeldscheine der Potsdamer Stadtsparkasse, von denen vier in der Ausstellung zu sehen sind, sind für Kuratorin Wenke Nitz bezeichnend: Mit der Wahl der Motive habe man klar an die Vergangenheit als Garnisonstadt angeknüpft. Das zeige, wie instabil die junge Republik damals war – und wie man der Zukunft in Potsdam entgegenblickte, sagt die Historikerin: „Rückwärtsgewandt.“

Dass in der Residenzstadt, die diesen Titel – gegen Widerstände von oben – noch bis 1945 verteidigen und tragen sollte, die Verbundenheit mit dem ehemaligen Kaiserhaus und der untergegangenen Monarchie groß war, zeigte sich auch im April 1921, als die frühere Kaiserin Auguste Victoria im Antikentempel im Park Sanssouci beerdigt wurde: Die Anteilnahme unter den Potsdamern war enorm, wie auf Fotos in der Ausstellung zu sehen ist.

Dabei litt Potsdams Wirtschaft in den Nachkriegsjahren, weil viele Betriebe an den kaiserlichen Hof und die nun verkleinerte Garnison gebunden waren. Ende 1923 gab es fast 3000 Arbeitslose, mit der beginnenden Inflation wurden dann auch deren Ersparnisse wertlos.

Weitere Teile der Serie:

Teil 1: Neue Bilder für das Regattahaus

Teil 3: Die "Raudaubande" aus Nowawes

Teil 4: Eine Trommel mit Geschichte

Teil 5: Kunstwerk eines Unbekannten

Teil 6: "Weihnachten 1941 fällt aus"

Teil 7: Massen auf dem Alten Markt

Teil 8: Hilfspakete über den Atlantik

Teil 9: Schallplatten aus Babelsberg

Die Sonderausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945" ist noch bis 23. Juni im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Zur Startseite