Serie zur Sonderausstellung im Potsdam Museum: Die „Radaubande“ aus Nowawes
In einer Sonderausstellung beleuchtet das Potsdam Museum die Stadtgeschichte der 1920er bis 1940er Jahre. Die PNN stellen einige Ausstellungsstücke vor. Teil 3: „Demonstration in Nowawes“ von Gerhardt Hadert.
Rot ist die Ladefläche des Lkw, an der Seite steht der Schriftzug „Rotfront“, auf dem Laster sind etliche Menschen zu sehen, jemand schwenkt eine rote Fahne. „Demonstration in Nowawes“ heißt das Aquarell von Gerhardt Hadert aus dem Jahr 1925. Es versinnbildlicht eine der Ideen, die der Ausstellung zugrunde liegt: Das heutige Potsdam war in den 1920er- und 1930er-Jahren ein „Spiegel der gespaltenen Weimarer Republik“, wie Kuratorin Wenke Nitz es beschreibt: Hier das von Arbeitern und Industrie geprägte „rote Nowawes“ – den Namen Babelsberg bekam die Gemeinde erst 1938, ein Jahr vor der Eingemeindung –, dort die konservativ-militaristisch ausgerichtete Residenzstadt Potsdam.
In Potsdam wurde das "rote Nowawes" argwöhnisch beobachtet
So gab es in Nowawes spätestens seit Mai 1920 ein Vereinslokal der Kommunistischen Partei Deutschlands – eine KPD-Demonstration im Wahlkampf vor der Reichspräsidentenwahl dürfte Hadert in seinem Aquarell festgehalten haben. In Potsdam hat man die Entwicklungen in Nowawes argwöhnisch beobachtet.
Das wird schon im März 1920 deutlich, während des Kapp-Putsches von alten Militärs gegen die noch junge Republik. Generalmajor Walter von der Hardt, der in Potsdam das Kommando übernahm, machte Nowawes als Unruheherd aus und schickte vorsorglich ein Jäger-Bataillon, um dort „erforderlichenfalls die Ordnung wiederherzustellen“. Als am 16. März eine Informationsveranstaltung für Bürger im Café Sanssouci am Luisenplatz wegen befürchteter Kämpfe vorab wieder aufgelöst werden muss, ist für von der Hardt klar, wer das Problem ist: Es bestehe der Eindruck, „dass es sich um eine größtenteils von Nowawes her zugezogene organisierte Radaubande handelte, die die Versammlung stören sollte“, heißt es in seinem Bericht. Rund 1000 Menschen zogen vom Café in Richtung Lustgarten, am Stadtschloss wurden sie von den Schlosswachen angegriffen – vier Todesopfer und elf Verletzte sind zu beklagen. Tags darauf wurde ein Demonstrationsverbot erlassen: Er „rechne auf die bewährte Ruhe und Besonnenheit der Potsdamer“, so von der Hardt.
Weitere Teile der Serie:
Teil 1: Neue Bilder für das Regattahaus
Teil 2: Krieger für die Geldbörse
Teil 4: Eine Trommel mit Geschichte
Teil 5: Kunstwerk eines Unbekannten
Teil 6: "Weihnachten 1941 fällt aus"
Teil 7: Massen auf dem Alten Markt
Teil 8: Hilfspakete über den Atlantik
Teil 9: Schallplatten aus Babelsberg
Die Sonderausstellung „Umkämpfte Wege der Moderne. Geschichten aus Potsdam und Babelsberg 1914-1945" ist noch bis 23. Juni im Potsdam Museum am Alten Markt zu sehen. Geöffnet dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.
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