Spitzensport in Brandenburg: Erstmals als Bundesstützpunkt auf der Matte
Potsdam ist nun offiziell nationales Förderzentrum für Judo. Bei der Deutschen Meisterschaft soll der eingeschlagene Weg Richtung Weltspitze fortgesetzt werden. Und derweil laufen die Verhandlungen zur Ausstattung der 14 Brandenburger Bundesstützpunkte.
Potsdam - Mit einem neuen Label treten Potsdams Judoka am Wochenende auf die Matte. Bei der Deutschen Meisterschaft in Stuttgart kämpfen sie erstmalig offiziell als Athleten des Potsdamer Judo-Bundesstützpunktes – die Anerkennung zum nationalen Eliteförderzentrum wurde diese Woche verkündet. „Wir hoffen, gleich in Stuttgart unter Beweis stellen zu können, dass wir das auch verdienen“, sagt Cheftrainer Mario Schendel. Vom UJKC Potsdam werden 15 Aktive teilnehmen. Im Vorjahr war die Ausbeute mit je zweimal Silber und Bronze stark. „In diesen Bereich wollen wir gerne wieder kommen“, erklärt Schendel.
Potsdam statt Frankfurt wegen besserer Möglichkeiten für duale Karriere
Und perspektivisch sollen dann auch internationale Top-Resultate bei den Erwachsenen gelingen. Das ist schließlich der Auftrag, mit dem ein Bundesstützpunkt betraut ist. Potsdam hat seine Förderanerkennung zunächst nur bis Ende 2020. „Uns ist daher bewusst, dass wir liefern müssen“, betont Daniel Keller, Präsident des Brandenburgischen Judo-Verbandes (BJV). „Aber wir sind mehr als optimistisch. Denn wir sind hervorragend mit Talenten ausgestattet, die jetzt den Sprung nach oben schaffen können.“ Vor allem in den Nachwuchsaltersklassen hatte der UJKC in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt. Beispielsweise holte der Verein 2018 sieben von 16 Titeln bei der Deutschen U21-Meisterschaft, gewann zudem drei Medaillen bei der Europameisterschaft dieser Jugend und stellte mit Schwergewicht Erik Abramov den einzigen männlichen WM-Medaillengewinner des deutschen U21-Teams. Zudem verfügt auch der Standort Frankfurt (Oder) über hoffnungsvolle Nachwuchskräfte.
Von daher wäre laut BJV-Präsident Daniel Keller die zunächst angedachte Streichung der Judo-Bundesförderung für Brandenburg „eine katastrophale und nicht nachzuvollziehende Entscheidung“ gewesen. Bislang war Frankfurt (Oder) der märkische Bundesstützpunkt. Doch nationale Funktionäre hatten sich dafür ausgesprochen, im Zuge der deutschen Spitzensportreform Frankfurt von der großen Judo-Landkarte zu nehmen. Dagegen rührte sich Widerstand. Und es wurde ein Plan geschmiedet. Die Verantwortlichen in Brandenburg entwarfen ein alternatives Konzept, das dem Deutschen Judobund und dem Deutschen Olympischen Sportbund vorgelegt wurde. Sie boten Potsdam statt Frankfurt als Bundesstützpunkt an. „Beide Standorte haben gute Infrastruktur und super Trainerarbeit. Aber wir haben in dem Wechsel die Möglichkeit für Fortschritt im Gesamtpaket gesehen“, erklärt Keller. In der Oderstadt sei es oftmals nicht gelungen, die Top-Athleten zu binden, weil sie dort nicht die allerbesten Optionen zur dualen Karriere hatten, so Keller. „In Potsdam haben wir mehr Vielfalt in Sachen Ausbildung und Studium.“
Brandenburg mit 14 Bundesstützpunkten - "sehr ordentliches Ergebnis"
Dieser Neustrukturierung wurde letztlich zugestimmt. „Das gibt Sicherheit für die Sportler und Trainer in Potsdam und Frankfurt, wo die Nachwuchsausbildung an den beiden Sportschulen auf hohem Niveau fortgeführt werden“, sagt Keller. Er freut sich, dass der „lange Kampf“ abseits der Matte Erfolg zeigte. Die Hartnäckigkeit des BJV, Landessportbundes (LSB), Olympiastützpunktes und Brandenburgischen Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport sei belohnt worden.
Nicht nur im Judo. Insgesamt 14 Bundesstützpunkte – davon sieben in Potsdam – bekam Brandenburg nach teils intensiven Diskussionen anerkannt. „Das ist ein sehr ordentliches Ergebnis“, meint LSB-Vorstandschef Andreas Gerlach. „Wir konnten mit unseren Konzepten überzeugen und wollen jetzt umfangreich den deutschen Leistungssport mitgestalten und möglichst Richtung Weltspitze entwickeln.“ Bahn- und Straßenradsport (Frankfurt (Oder)/Cottbus) sowie BMX-Radport sind als neue Förderzentren hinzugekommen – Ringen (Luckenwalde) und Wasserball (Potsdam) fielen hingegen weg, werden jedoch durch das Land aufgefangen und weiterhin stark gefördert.
LSB fordert für Stützpunkte umfangreiche Trainerfinanzierung vom Bund
Nach den Anerkennungen der Standorte setzen sich jetzt die sportpolitischen Verhandlungen fort. Es geht unter anderem um die personelle Ausstattung der Stützpunkte – Spitzenverbände und das geldgebende Bundesinnenministerium müssen sich einigen. Brandenburg hat eine klare Vorstellung, wie Gerlach erläutert: „Zur Erreichung der Ziele sehen wir die Notwendigkeit, dass pro Bundesstützpunkt ein leitender Stützpunkttrainer vom Bund finanziert wird – und für einen weiteren Trainer, der die Kadersportler betreut, sollte der Bund zur Mischfinanzierung mit dem Land beitragen.“ Zum Teil ist das schon geschehen. Etwa beim Schwimmen in Potsdam mit Chefcoach Jörg Hoffmann sowie Thorsten Polensky.
Auch die Judoka erwarten eine Stärkung für Potsdam in Form von Trainerpersonal, wie Daniel Keller bekräftigt. Derzeit werden alle hauptamtlichen Coaches mit Landesgeldern bezahlt – wie Sportschul-Lehrertrainer Mario Schendel, dem am Wochenende eine große Ehre in Stuttgart zu Teil werden könnte. Während der nationalen Titelkämpfe wird Deutschlands Judo-Trainer des Jahres 2018 gekürt – Schendel ist heißer Anwärter darauf.
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