Leseraktion: Die besten Comics 2015 - das sind die Leserfavoriten
Auch dieses Jahr wollen wir von unseren Leserinnen und Lesern wieder wissen: Was waren 2015 Ihre Comicfavoriten? Hier die Antworten.
So viele gute Comics, so wenig Zeit: Um den Lesern der Tagesspiegel-Comicseiten die Auswahl zu erleichtern, was die Lektüre lohnt, veranstalten wir auch in diesem Jahr wieder eine doppelte Kür der besten Titel. Zum einen hat eine Fachjury aus Comicschaffenden und Händlern ihre Favoriten der vergangenen zwölf Monate gewählt und darüber abgestimmt - das Ergebnis gibt es unter diesem Link. Zum anderen waren wieder unsere Leser gefragt. Wir wollten wissen: Was waren für Sie die besten Comics des vergangenen Jahres? Das bezieht sich auf gedruckte wie digital veröffentlichte Comics in jeder erdenklichen Form, also Strips, Serien, Alben oder Graphic Novels, wobei natürlich Manga ebenso gemeint sind wie Comics westlicher Prägung. Hier gibt es eine aktualisierte Auswahl der Einsendungen - die Gewinner unserer Buchverlosung werden per Post benachrichtigt:
Mein Comic des Jahres ist "Zuckerschädel", mit dem Charles Burns seine alptraumhafte, mit "X" und "Die Kolonie" begonnene Trilogie zum Abschluss bringt - atmosphärisch dicht, intensiv und verstörend, umgesetzt in einer zeichnerischen Perfektion, die ihresgleichen sucht.
Die beste laufende Serie haben wir aus meiner Sicht Ed Brubaker und Sean Phillips zu verdanken, die mit "The Fade Out" einen Blick hinter die polierte Oberfläche des Hollywood der fünfziger Jahre werfen. Dabei legen sie nicht nur einen idealtypischen Noir-Krimi vor und zeichnen das glaubwürdige Porträt einer häufig verklärten Epoche, sie demonstrieren zugleich auch beispielhaft die Besonderheiten des seriellen Erzählens, indem sie über 12 Hefte die Spannungsschraube kontinuierlich anziehen.
Und eine lobende Erwähnung gibt es für Matt Fraction und David Aya, die mit ihrer Arbeit an "Hawkeye" gezeigt haben, dass man auch heute noch frische, interessante Geschichten im Superheldengenre erzählen kann.
Markus Binder
Mein bisheriger Favorit des Jahres 2015 (ein paar Tage zum Lesen hab ich ja noch) ist "Roses Lächeln" von Sacha Goerg. "Roses Lächeln” ist ein toll gezeichneter Thriller für die kalten Tage des Jahres. Panelrahmen werden durch Goergs Aquarellzeichnungen völlig überflüssig – das ist hier fantastisch gelöst. Zudem wechselt er immer wieder zu freigestellten Szenen, die die dargestellten Personen noch eindringlicher ins Blickfeld rücken. Manchmal sind die Figuren etwas klischeehaft, aber das stört überhaupt nicht, denn ansonsten haben sie ganz nachvollziehbare Ecken und Kanten. Der sehr zu Herzen gehende Graphic-Novel-Thriller war für mich ein wahrer Pageturner!
Christian Lund
Mein Favorit für das Comic des Jahres: "Rat Queens" vom Image Verlag war 2015 die Überraschung für mich. Eine typische, langweilige, Fantasywelt wird durch eine ungewöhnliche und sympathische weibliche Heldengruppe durcheinander gebracht. Nicht durch Slapstick, sondern durch tolle Dialoge (sowohl witzig wie auch hintergründig) und gelungene Wendungen der Story macht es ungemein Spaß, der Geschichte zu folgen. Hinzu tritt in den späteren Ausgaben als Krönung der Serie Stjepan Šejić als Illustrator auf.
Benjamin Böss
Mein absoluter Favorit des Jahres 2015 ist "Rohrkrepierer" von Isabel Kreitz, nach einem Roman von Konrad Lorenz. Ihre großartigen Zeichnungen und eine tolle Erzählstruktur erzeugen (wie immer bei Isabel Kreitz) Spannung bis zum Schluss, ohne reißerisch zu sein. Sie schafft eine Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht und in die Zeit des Geschehens eintauchen lässt.
Großes Kino.
Anne Pfeiffer
Mein Comic-Favorit des Jahres 2015 ist die Science-Fiction-Geschichte „Hans“ von den Zeichnern Rosinski und Kas. Obwohl ich seit Jahrzehnten Comics sammle, war ich von der Gesamtausgabe des Splitter-Verlages positiv überrascht und konnte ein weiteres Highlight in meiner Sammlung aufnehmen. Die Endzeitgeschichte mit den Helden Hans und Orchidee gehört zu den Comic-Klassikern und ist endlich auch in Deutschland erhältlich. Interessant sind neben den eigentlichen Comic-Geschichten auch die vielen Hintergrundinfos im redaktionellen Teil.
Detlef Dorau
Meine Top 3:
Platz 1: Paco Roca: Die Heimatlosen.Wunderbar gezeichnete und ruhig erzählte Geschichte spanischer Anarchisten und Kommunisten, die an der Seite der Résistance im besetzten Frankreich kämpfen. Der Comic hat mich sehr berührt und ist mit Abstand mein Favorit!
Platz 2: Die amerikanische Serie "The Fade Out" von Brubaker und Phillips über Hollywood zur MacCarthy Ära. Gut erzählt. Tolles Layout und Hintergrundmaterial.
Platz 3: Neuausgabe des Klassikers "Corto Maltese" von Hugo Pratt bei Schreiber & Leser. Sozusagen eine der ersten "Graphic Novels".
Bodo Haß
Die beste Neuerscheinung bei den Comics war in diesem Jahr Tobi Dahmens "Fahrradmod". Seit vielen Jahren begleite ich die Entstehung online (kannte die Inhalte daher schon zum großen Teil) und war wirklich außerordentlich begeistert über die Korrespondenz zwischen Inhalt und Produktion. Denn die Verarbeitung des Buches, die Papierauswahl und die Druckqualität entsprechen vollständig den Qualitätsansprüchen der Mods im Buch: kein Weg zu weit für beste Kleidung, Musik oder Parties. Die zeichnerische, dramaturgische und atmosphärische Qualität ist darüberhinaus erstaunlich konstant und konsistent. Und - keine Frage - die Dauer des Lesegenusses bekommt auf der 10er Skala ebenfalls eine klare 10. Lange wurde ich nicht mehr über einen Zeitraum von vielen Stunden durch denselben „Comic“ gefesselt!
Jörg Stauvermann
Mein Favorit des Jahres 2015 ist ein Selfpublishing-Werk namens "Strayer". Zuallererst ist "Strayer" ein Webcomic, gezeichnet und geschrieben von einem Duo deutscher Künstlerinnen unter dem Synonym Tentakelgottheit. Was mich an Strayer fasziniert, sind zum einen die opulenten farbigen Panels, jedes einzelne Panel anmutend wie ein Gemälde, zum anderen die spannende Story, die einen in eine mysteriöse Paralellwelt verschlägt, die unserer zum Greifen nah ist. Nicht zu vergessen natürlich auch das wunderbar breit gefächerte Charakter-Lineup, das so erfrischend wenig mit den stereotypen Helden der meisten heutigen Comics zu tun hat. Der deutschen Comic-Verlagswelt täte es gut, würde sie sich auch mal an derartige Comics wagen, statt immer nur die gleichen Bestsellergaranten en Masse zu produzieren.
Mein zweiter Liebling des Jahres ist "Das UPgrade". Ulf Graupner und Sascha Wüstenfeld haben mit ihrer Comicserie ebenfalls ein kleines Meisterwerk geschaffen. Mit einem Stil zwischen amerikanischen 50ies Cocktail-Illustrationen und DDR-Chiq laden auch sie den Leser in eine abenteuerlich-abstruse Geschichte um einen äußerst ungewöhnlichen und unwahrscheinlichen Helden ein. Ronny Knäusel, der einzige Superheld der DDR ist herrlich überzeichnet und bleibt trotzdem enorm menschlich. Bis ins kleinste Detail versprüht dieser Comic einen enormen Charme und Witz und wird nie altbacken oder langweilig.
Kami Wallner
Mathieus "Richtung" hat mich glänzend unterhalten. Und das ohne Worte. Der Mann ist seiner Zeit weit voraus und interpretiert das Medium Comic immer wieder neu. Dieses Werk im Besonderen habe ich deswegen ausgewählt, da es tatsächlich aus zwei Perspektiven überzeugt: Man kann es inhaltlich mit philosophischem Ansatz deuten, doch auch aus kreativer Sicht ist es wunderbar. Dazu werden wortwörtlich alle verfügbaren Dimensionen genutzt.
Takin Haj Hassani Sohi
Mein Lieblingswerk ist ganz klar "Ghost Tower" von Taro Nogizaka aus dem Carlsen Verlag. Er ist spannend, sexy und sehr gut gezeichnet.
Sören Grenzdörffer
Hier gibt es weitere Favoriten unserer Leser
Meine Favoriten:
01 - Flix: Schöne Töchter (Carlsen). So traurig, so aufreibend, so wunderbar, so wundersam, so schön. Das alles auf einer Seite, 128 Seiten lang. Den monatlichen Strip habe ich nie gelesen. Zu spät bin ich zu den Wissenden gestoßen, die die schönen Töchter kannten. Um so schöner sie alle an einem Ort treffen zu können, immer wieder. Mit Flix begann meine Beziehung als held zu einer schönen Tochter vor gut einem dutzend Jahren. Ich wünsche mir, dass wir drei zusammen alt werden.
02 - Kate Beaton: Obacht! Lumpenpack (Zwerchfell). Liebe Kate Beaton, sollte ich einmal Teil der nennenswerten Historie dieser Welt werden, zeichne bitte meine Biografie. Wenn doch nicht, bitte trotzdem. Und wenn es nur 8 Bilder werden. Wie bei Burke & Hare, den kriminellen Superhirnen. Die haben mich - oder vielmehr hast du mich – dazu angeregt mal etwas nachzulesen. Geschichte nachschlagen war in der Schule nicht meins. Erst meine Frau hat so etwas wie ein geschichtliches Bewusstsein bei mir geweckt. Und du hast es unterfüttert. Mit aller Höflichkeit, die gegen deine kanadische vermutlich abstinkt, sage ich: Danke für den Spaß.
03 - Mariko Tamaki/Jillian Tamaki: Ein Sommer am See (Reprodukt). Was habe ich auf dieses Buch gewartet. Schon als das Cover öffentlich war, lockte mich der feine Strich mit der groben Textur und der Sprung der zwei unbekannten Mädchen ins Wasser, diesen einen Sommer und ihre Geschichte. Dann wurde ein Zeitraum genannt, dann ein Monat und aus einem potentiellen Geburtstagsgeschenk wurde ein in die Ferne rückendes Ziel. Dieses Buch in den Händen halten und den Sommer zwischen den Fingern und um den Kopf herum spüren. Als der Sommer schon fast ging, kam das Buch. Und es fühlte sich gut an, das Zusammen- und Auseinandersein der Mädchen zu lesen, zu sehen, zu hören und zu riechen. Das Buch der Tamakis bringt den Sommer, der schon auf der Titelseite prangt, in allen Formen und Farben in den Leser, weit über blau-violett hinaus.
04 - Lewis Trondheim/Joann Sfar: Die Donjon-Saga (Reprodukt). Nach 111 Bänden ist nun die Saga um Herbert, Marvin und andere absurd-krude Gestalten zu Ende gegangen. Ach nein, Moment, es sind 36 Bände. Oder 200...irgendwo...irgendwann. Der Rahmen ist zumindest gesetzt und wenn alle Bände gelesen sind, "Adventure Time" mal nicht mehr läuft und Thomas Wellmanns "Pimo & Rex" sich erschöpft hat, dann nehme ich eben selbst den Stift zur Hand und fülle die Lücken im Geschichtsbuch Terra Amatas. Und wenn das nichts wird, fange ich einfach wieder "von vorne " an zu lesen.
05 - Katharina Greve: Das Hochhaus. Mit -"Mehr Licht!", blöde Kuh!- hatte Frau Greve aus der Brunnenstraße mich. Und sie wird mich behalten. Mit Vergnügen arbeite ich mich Woche für Woche an der Fassade des aufstrebenden Hauses empor um mir einen (Ein)Blick in Fenster und Leben der Fremden und Vertrauten zu verschaffen. Aus meiner Kindheit kenne ich Zwischenetagen, die Hochhäuser durch lange Flure miteinander verbinden. Von John Malkovich kenn ich halbe Etagen. Was wird Katharina Greve hervorbringen? Wer wohnt auf der Kehrseite des Hauses? Und wie kommt Mutlus' Paket von den Möllers nach oben? Gibt's 'nen Fahrstuhl?
Hannes Falke
Mein Favorit ist definitiv Mawils "Singles Collection". Mawil kenne ich ausschließlich von Ihrer Sonntags-Comicseite. Flix steht da an zweiter Stelle - kommt aber nur knapp dahinter ins Ziel. Ich freue mich, dass es nun auch eine gebundene Ausgabe von Mawil gibt. Werde ich bestimmt häufig verschenken. Ich mag diesen scheinbar improvisierten Stil, bei dem jedoch kein Strich zuviel oder falsch ist und vor allem die Pointen sitzen.
Thomas Fenske
Meine Favoriten: "The Wicked and the Divine", Band 2: Fandemonium. Die schon 2014 begonnene Serie um wiedergekehrte Götter, die in den Körpern von Jugendlichen Gestalt annehmen und eine Art "Götter-Mania" auslösen, wird stark fortgesetzt und dekonstruiert erfolgreich unsere moderne Celebrity-Kultur und ihre Anziehungskraft auf junge Menschen, Sexualität und Religion. Und ist dabei noch fantastisch gezeichnet.
"Astro City: Private Lives". Eine der letzten "creator owned" Superhelden Serien, die seit den 1990er Jahren sehr unregelmäßig erscheint, wird fortgesetzt. Astro City ist eine fikitive Stadt im Westen der USA, in der Superhelden existieren, die Serie folgt aber keinem zentralen Handlungsstrang, sondern beschäftigt sich vor allem mit den "normalen" Menschen der Stadt und wie deren Leben durch die Existenz von Überwesen beeinflusst wird. Im aktuellen Band erfahren wir, was es bedeutet, die Assistentin einer mächtigen Magierin zu sein, die sich nicht um ihr Termine kümmert; wie sich das kostümierte Verbrecher-sein auf die eigene Familie auswirkt und wie sich ein transdimensionales Wesen fühlt, dass den Menschen Liebe bringen möchte. Die Serie seziert durch ihren veränderten Blickwinkel das Konzept Superheld und traut sich Themen wie Transgenderismus, Einsamkeit im hohen Alter, Homosexualität, Gier und das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Akzeptanz in dieses von Männern und Frauen in Spandexanzügen bevölkerte Universum einzubringen.
Sebastian Blum
Da ich alles von Lewis Trondheim verschlinge, haben mich auch dieses Jahr die Bände 5 und 6 der "Ralph-Azham"-Reihe wieder begeistert. In diesem Fantasy-Epos, welches ein groß angelegtes Projekt des Künstler ist, geht es um einen typischen Antihelden, der den tyrannischen König stürzen will. Das dies, trotz seiner Superfähigkeiten, nicht so einfach wird, ist klar...Besonders gut gelungen: Die Wendungen und Überraschungen im Laufe der Story, wo du dir nur so an den Kopf packst und denkst: Was ist hier los? Für Viele sieht es nach schlampig gezeichneten Figuren und Schauplätzen aus, doch für mich ist jedes Panel eine herausragende kreative, humorvolle und künstlerische Meisterleistung! Jeder Strich passt perfekt und die Dialoge sind einfach traumhaft. Der Künstler wählt durchdachte Bildfolgen, um seine Story zu erzählen. Die Serie ist ein Gesamtbild von Trondheims Kunst. Sehr empfehlenswert!
Michel Deter
Mein Favorit ist eindeutig "Fahrradmod" von Tobi Dahmen. Er hat es geschafft, die Geschichte meiner Jugend zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Einmalig und unbezahlbar. Hoffentlich kommt ein Film - Ich bin der erste Statist!
Thomas Hartwig
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Mein Comic des Jahres 2015 ist „Die Heimatlosen“ von Paco Roca (Reprodukt). Die Geschichte zeigt eindrucksvoll eine Facette des 2. Weltkriegs, die in Deutschland weitgehend unbekannt ist, nämlich die der spanischen Opposition, die mit den Alliierten kämpfte. Spannend, mitreißend und überraschend - so soll mein Comic des Jahres sein!
Markus Hüschenbett
Mein persönlicher Favorit des Jahres: Zeichner Felix Görmann alias „Flix“ beweist in seinem Werk „Schöne Töchter“, dass Comics nicht nur zum Lachen animieren können, sondern auch mitfühlen lassen. Bei ihm trennt oft nur eine Seite die Strips, die mal Herzen brechen, mal Lachtränen rollen lassen. Nostalgie, Alltagsgeschichten und wunderbar Abgefahrenes vereinen sich in seiner Arbeit. Das große Format seiner Strips bietet Flix Raum für Spielereien und faszinierende Erzählweisen. Selten liest man einen seiner Comics nur ein einziges Mal. Für mich ist „Schöne Töchter“ der herzerwärmendste, liebevollste Comic des Jahres
Jenny Karpe
Mein Top-Comic des letzten 12 Monate ist die Gesamtausgabe von „Percy Pickwick“, erschienen bei toonfish. Es ist prima, wie sich toonfish dem Trend sinkender Verkaufszahlen von Buchprodukten stellt und trotzdem so hochwertige Gesamtausgaben franko-belgischer Funnys bringt. Zuvor wurden auch schon die Gesamtausgaben von „Johann und Piffikus“ herausgebracht, was wirklich löblich ist, weil z.B. der Carlsen-Verlag oder Ehapa diese Risiken gar nicht mehr eingehen. Ein weiterer Verlag, der Comic-Klassiker gegen den Trend bringt ist „Salleck“, dieses Jahr z.B. mit „Caline und Calebasse“ oder „Harry und Platte“. Diese kleinen Verlage sind so super und sind in erster Linie für die Comic-Fans aktiv, daher mein Wahl!
Stefanie Wittke
Mein Lieblingscomic des Jahres ist „Fahrradmod“ von Toby Dahmen. Die Story ist einerseits wunderbar charmant und selbstironisch erzählt, andererseits trifft sie vielen von unserer Generation ins Herz wegen der vielen Parallelen und Überschneidungen mit dem eigenen Lebensweg. Zudem gibt es interessante Informationen zu der Jugendkultur und den Zusammenhängen 60ies / Mod / Skinhead. Dahmen hat auf seiner Webseite den Comic seitenweise veröffentlicht. Obwohl ich nicht der große Comic-Kenner bin, lese ich schon Jahre mit, und nachdem jetzt endlich das Buch rausgekommen ist: definitiv mein Comic des Jahres!
Philipp Wassermann
Meine drei Top-Comics des Jahres waren/sind:
"Velvet" (Dani Books), Story: Ed Brubaker, Zeichnungen: Steve Epting. Im Mittelpunkt dieser klassischen Agentenstory steht Velvet Templeton. Die Story beginnt 1973 in Paris. Ein Agent wird getötet und schnell gerät die Vorzimmerdame Velvet als Verdächtige ins Visier der eigenen Leute. Gemeinsam mit dem Leser versucht Velvet auf eigene Faust der Sache auf den Grund zu gehen. Und natürlich ist sie mehr als nur eine einfache Sekretärin.
"Querschläger" (Splitter), Autor: Walter Hill, Matz, Zeichner: Jef. Die Story beruht auf einem nicht verfilmten Entwurf von Hollywood-Regisseur Walter Hill. Dennoch erwartet den Leser hier ganz großes Kino. Prohibition, Mafia und dazu eine tragische Liebesgeschichte.
"Das Hochhaus". Ein noch relativ neuer Webcomic von Katharina Greve. Themen des Alltags werden hier kurz und bündig auf den Punkt gebracht. Mal humorvoll, mal nachdenklich. Sehr passend zu dieser bunt zusammengewürfelten Wohngemeinschaft ist auch die Farbgebung.
Frank Wohne
Für mich ist die Entdeckung 2015 der „Schöne Töchter“-Comicband im quadratischen Format von Flix. Die ganzseitigen Geschichten erzählen Geschichten an den Panels von Bill Wattersons „Calvin und Hobbes“ orientiert, zuweilen komprimiert Flix ein ganzes Leben auf eine Buchseite. Zeichnerisch brillant, ist Flix für mich überdies ein achtsamer, feiner Beobachter, ein liebevoller Erzähler, der nie einfach nur bloßstellt, sondern humorvoll pointiert. Der zudem auch über sich selber genauso schmunzeln kann wie über die großen und kleinen Fehlbarkeiten seiner Figuren. Für mich ganz großes Comic-Kino.
Katja Möller-Rumann
Ich habe in diesem Jahr viele Comics gelesen, viele davon sehr unterhaltsam, manche auch mit ernsten Inhalten. Mein Top-Comic ist allerdings erst kürzlich erschienen: „Asterix- Der Papyrus des Cäsar“. Die Autoren haben es geschafft, die seit Jahren liebgewonnenen Elemente der Asterix-Serie auf unterhaltsame Weise mit aktuellen Themen (z.B. Datenschutz) zu verbinden. Abgerundet wird der Lesespaß durch die wirklich tollen Zeichnungen, die Groß und Klein begeistern.
Jens Ambiel
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Mein Comic des Jahres ist „Schisslaweng Band 1“ von Marvin Clifford. Auch als 'Nicht-Zeichner' dachte ich manches mal: „Oh ja. Das kommt mir so bekannt vor.“ Die Strips sind witzig, regen zum Nachdenken an und wissen auch optisch zu gefallen.
Bettina Najdek
„Die Alten Knacker - Die übrig bleiben“ von Lupano & Cauuet (Splitter). Die Alten Knacker sind einfach wundervoll lebensnah, zynisch, retrospektiv und geben die wahre, ungeschönte Sicht auf das Sein und das Leben. So muss es sich also anfühlen, mit alten Freunden alt zu werden, ja, alt zu sein.
Malte Küpper
Für mich ist der beste Comic des Jahres der im Sommer erschienene Sammelband "Schöne Töchter" von Flix. Weil ich mich als Frau (und die Männer in meinem Leben in den Herren) wiedererkenne, und am Ende das Gefühl habe: Ja, wir - Frauen und Männer - sind krude und schwierig und manchmal ziemlich daneben. Aber nichtsdestotrotz liebenswert und geliebt. In den kleinen Dingen. In dem Comic sind mehr Romantik, Trauer und echte Gefühle als in jeder Kino-Schmonzette.
Carola Schmitz
Mein Lieblingscomic des Jahres ist „Ms. Marvel“. Der Comic schafft es auf eine unbeschwerte Weise, die Herausforderungen und Veränderungen des Erwachsenwerdens mit den traditionellen Erzählmustern des Superhelden-Genres zu verknüpfen. Die prämierte Erzählung wird mit weichen Zeichnungen und warmem Farbton abgerundet.
Fabio Cunetto
Mein Top-Comic der letzten 12 Monate ist die Neuauflage der „Abenteuer aus der Elfenwelt“ in Schwarzweiß beim neuen Label POPCOM von Tokyopop: „Elfquest - Abenteuer in der Elfenwelt 01“. Es ist einfach wunderbar, die altbekannten Zeichnungen in der ursprünglichen Fassung ohne Farbe und in einer schönen Sammelbandausgabe zu genießen.
Sandra Wiegratz
Für mich gehört die Entdeckung des Klassikers „RoboCop vs. The Terminator“ durch den Cross-Cult-Verlag zum Besten, was ich 2015 gelesen habe. Auch wenn der Titel lieblosen Franchisemüll erwarten lässt, entpuppt sich der Comic von Frank Miller und Walt Simonson als intelligentes Zeitreiseabenteuer, das auf pfiffige Art die beiden Universen miteinander verbindet.
Marcus Koppers
Mein Comic des Jahres ist ganz klar Mawils „Singles-Collection“. Ich finde, dass Mawil inzwischen einen unglaublichen, sehr eigenständigen Stil hat, den er aber immer wieder überraschend variiert. Das sieht manchmal etwas hingewischt aus, verrät aber eine große künstlerische Sicherheit und Selbstverständlichkeit im Layout von Comicseiten. Und er ist ein guter Beobachter und Chronist, der auf seinen Comicreisen immer wieder witzige Sachen entdeckt. Es hat mich gefreut, dass die Tagesspiegel-Seiten, die ich in der gedruckten Ausgabe verpasst habe, alle in diesem wunderbaren Sammelband veröffentlicht wurden. Also: Daumen hoch für Mawil.
Matthias Langer
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Mein Top-Favorit ist der Comic „Ms. Marvel”. Die ersten beiden Sammelbände waren einfach sehr erfrischend und ich bin sehr froh, dass man mit „Ms. Marvel” endlich eine Protagonistin hat, die einen muslimischen Migrationshintergrund besitzt. Dadurch ist der Comic an vielen Stellen witzig und originell.
Büsra Dikenli
Es kann nur einen geben: Manu Larcenet: "Blast 4 – Hoffentlich irren sich die Buddhisten", Reprodukt Verlag. Der grandiose Abschluss der vierbändigen Reihe um Polza Mancini. Die ganze Geschichte ein albtraumartiger und doch anrührender Ritt durch die Psyche eines Menschen am Rande des Abgrundes – oder schon einen Schritt weiter. Von den Bildern dermaßen eindringlich in Szene gesetzt, das es einen erschauern lässt und mitreißt. Manche Bilder und manche Seiten sind dabei so große Kunst, dass sie schon für sich kleine Meisterwerke sind, sowohl in der künstlerischen Ausführung als auch in der ihn eigenen Bildsprache. Manu Larcenet hat es einfach geschafft mit seinen vier Blast Bänden große Literatur zu zeichnen, eine Geschichte in der es im die Abgründe unserer Psyche geht; ein Ort, den Manu Larcenet virtuos beschreibt und gerade auch mit seinen düsteren Bildern auszuleuchten vermag. Dieses Jahr ist aber überhaupt voll von großartigen Comics wie: Wild: „Also schwieg Zarathustra“, Mahler: „Partyspaß mit Kant“, Hubert/Gatignol: „Petit“, Lacombe/Echegoyen: „Leonardo & Salai“ und und und … - aber ich sollte ja nur einen nenne.
Michael Sacher
Das Comic des Jahres war dieses Jahr für mich „Karnak“ von Warren Ellis, Gerardo Zaffino und Dan Brown. Es wurde beschrieben als eine Mischung aus Nietzsche und 70er-Jahre-Kung- Fu-Filmen, und das trifft es sehr gut. In der Theorie Standard-Superheldenkost, in der Praxis Warren Ellis in Hochform, ein Held der keiner ist (aber eben auch kein Antiheld) und die Schwachstelle in allem und jedem sieht. Menschen werden über das Lachen beurteilt und Schüler bekommen die essentiele Aufgabe, die Latrinen zu säubern.
Und auch dieses Jahr gab es einen neuen „Michel Vaillant“ im „Zack“, und für mich wird die 2. Staffel immer besser. Diesmal geht es um meinen Lieblingsrennsport, die Rallye, und diesmal fährt man auch die Familienteile der Geschichte so weit zurück, dass atemberaubene Landschaften und die Autos, die durch sie rasen, im Mittelpunkt stehen. Das Team um Philipp Graton leistet hier erstklassige Arbeit.
Stefan Immel
Mein Comic des Jahres ist ganz klar „Ein Sommer am See“ von Jilian und Mariko Tamaki bei Reprodukt. Auch wenn ich schon lange aus dem Teenageralter rausgewachsen bin, war ich durch die sympathischen Figuren und die wunderbaren Zeichnungen (all diese Schattierungen von blau - so schön) sofort in der Geschichte gefangen. Im Gegensatz zu anderen Coming-of-Age-Geschichten konnte ich mich beim Lesen und Bewundern der Bilder mit den beiden Protagonistinnen identifizieren. Nicht nur ein Comic für Teenies - ganz klar!
Katharina Richter
Ich denke, dass „Schattenspringer 2“ der beste Comic 2015 war. Warum? Weil der erste „Schattenspringer“ dies bereits verdient hätte, sich wohl aber nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen konnte. Jetzt wird’s aber Zeit, die Konkurrenz dieses Jahr ist deutlich schwächer. Daniela Schreiter hat mit ihren beiden Comics entscheidend zur Aufklärung zum Thema Autismus bzw. Asperger-Syndrom beigetragen. Durch ihren verständlichen und einfach gehaltenen Stil kann es quasi jeder verstehen.
Oliver Bohl
„Little Nemo - Rückkehr ins Schlummerland“ - Band 1 aus dem Splitter Verlag. Eric Shanower („Der Zauberer von OZ“), Gabriel Rodriguez und Nelson Daniel spinnen neue Geschichten mit den bekannten Charakteren aus dem Schlummerland (allen voran die Prinzessin und Flip) und einem neuen Nemo. Der Spagat zwischen der Bewahrung des Originals von Winsor McCay und der notwendigen Modernisierung wirkt nie aufgesetzt und in sich stimmig. Die Figuren agieren verständlich und nachvollziehbar, gleichzeitig aber auch selbstbewusster und aktiver als im Original. Besonders die Prinzessin darf sich noch weiter emanzipieren. Dass Flip das Rauchen aufgeben muss, ist die einzige Tatsache, die ein wenig schmerzt. Gleichzeitig werden solche Änderungen aber gut eingebunden und konsequent aber spielerisch umgesetzt. Die Handlung selber ist episodenhaft, wird jedoch durch einen charmanten roten Faden zusammengehalten. Das Artwork nimmt in Bezug zum Original natürlich einen besonderen Stellenwert ein. Diese Klasse kann Rodriguez nicht erreichen und ohnehin wäre ein derartiger Stil kaum aktuell. Und doch bedient sich Rodriguez vieler stilistischer Mittel, die frisch wirken und den Comic beleben. Er spielt mit den Panels und treibt doch die Story gut voran. Dabei wird das Original immer in Ehren gehalten. Alles wirkt in sich stimmig. Ein Hingucker sind dann noch die Farben von Nelson Daniel, die das Gesamtpaket abrunden. Eine derart schöne Fortsetzung/Neuauflage hat man selten und hier passt vieles zusammen. Für jedes Kind und Kind im Manne/in der Frau geeignet. Einfach gelungen.
Holger Wedeking
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Eine tolle Auswahl ist letztes Jahr zusammen gekommen. Dieses Mal möchte ich auch meine Favoriten bewerben. Zunächst zwei Webcomics, die wahrscheinlich schon länger als 2015 laufen, und teilweise auch in Druck gehen:
„Cucumber Quest“ von Gigi D.G. oder gigidigi. Ein einzigartiger Stil, jede Seite ist farblich toll abgestimmt. Die Charaktere und Story sind nicht besonders neuartig(die gute alte Fantasy-Epos-Quest), aber liebenswert und individuell ausgearbeitet. Alles in allem ein Augenschmaus!
„Ava's Demon“ ist farblich ebenfalls sehr ansprechend. Die Comicseiten sind eher im Bilderbuchstil gehalten, man blättert Panel für Panel. Der Stil ist aufwändig koloriert und wartet mit tollen Lichtsituationen auf. Es gibt auch einzelne animierte Szenen. Die Geschichte behandelt fremde Welten aus den Augen eines jungen Mädchens, dessen innerer Dämon ihr große Probleme bereitet. Die Charaktere sind toll geschrieben und die Geschichte fesselnd.
Im letzten Jahr wurde diese Graphic Novel auch bereits genannt, aber sie läuft noch und die Qualität nimmt weiter zu: „Saga“ (B.K. Vaughan / F. Staples). Ein großartiger, dynamischer Stil, einzigartige, realistische Charaktere in einer Welt aus Fantasy und Science Fiction. Direkt bezaubernd sind die Farbillustrationen auf dem Cover und zu jedem Kapitelbeginn. Wir begleiten Alana und Marko, die von verschiedenen Rassen abstammen, sowie ihre neugeborene Tochter Hazel auf einer wilden Fahrt durch politische Kriege, fremde Welten und das Elternsein. Eine vielzahl teilweise bizarrer Weltenbewohner sind hierbei Freund oder Feind und sorgen für eine einzigartige Atmosphäre. Von der Labrador-großen „Lying Cat“ über den Teenie-Geist, der an Hazel gebunden wird, bis hin zu humanoiden Maulwürfen und Bildschirmen, kommt man sehr schnell mit den verschiedensten Charakteren in Verbindung. Saga ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern spricht auch aktuelle Themen der Gesellschaft an. Besser geht es kaum!
Sarah Kellner
Für mich ist „Die neuen Abenteuer von Buck Danny - Sabre über Korea" der beste Comic des Jahres. Die Macher haben es super verstanden, den Geist der ursprünglichen Buck-Danny-Reihe aufzugreifen. Für Fans von Buck Danny ist es eine klasse Sache, neue Geschichten der Serie zu bekommen, aber auch für Neuleser ist es ein Spitzen-Fliegercomic, detailliert gezeichnet mit klasse Handlung.
Kai Uwe Möller
Zwischen vielen guten und sehr guten Veröffentlichungen dieses Jahr leuchtet für mich ein Comic heraus. Für mich ist „Blast IV: Hoffentlich irren sich die Buddhisten“ von Manu Larcenet der Beste Comic 2015. Mit voller Wucht und verwirrend schleudert Manu Larcenet hier den Leser in diesem letzten Band der Reihe von einer Wahrheit in eine andere und zeigt, dass nichts ist wie es scheint und dass jede Wahrheit letztlich eine individuelle Erfahrung ist. Mit diesem Band ist eine Reihe abgeschlossen, die zum Besten gehört, was die Comic-Welt in den letzten Jahren geschaffen hat.
Heiko Franke
Die Comicreportage „Kawergorsk - 5 Sterne“ von Reinhard Kleist, erschienen am Gratis-Comic-Tag. In dieser kleinen Reportage gelingt es Kleist, die Situation und auch seine "Zuschauerrolle" zeichnerisch auf den Punkt zu bringen. Sehr tiefsinnig.
Jens Schmitz
Das beste Comicbuch der vergangenen zwölf Monate für mich ist: „Fahrradmod“ von Toni Dahmen. Die realistische und teils- autobiographische Handlung macht sowohl Geschichte als auch Charaktere sehr glaubwürdig. Jeder kann sich mit dem Protagonisten identifizieren, weil er ein ganz normaler Mensch ist, der sich wie jeder Erwachsene an die Teeniezeit mit Zärtlichkeit erinnert. Auch als junger Mod ist er eine bemerkenswerte Figur, da seine Erlebnisse die Erlebnisse von jedem sein können, denn es geht nicht um Mods, sondern um Teenager. Die musikalischen Referenzen machen das Lesen sogar unterhaltsamer, da man gleichzeitig die genannten Lieder als Tonspur hören kann. Das bewirkt eine interaktive Erfahrung, die ich besonders toll finde.
Fernando Sanz-Lázaro
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Mein Favorit heißt „Ich, Rene Tardi, Kriegsgefangener im Stalag IIB - Der lange Marsch durch Deutschland“. Jacques Tardi beschreibt in seinem unverwechselbaren (Zeichen)Stil den Marsch seines Vaters als französischer Kriegsgefangener aus einem Lager in Pommern durch Deutschland gegen Ende des 2. Weltkrieges. Der Pedant Tardi, der zum einen auf die stellenweise ungenauen Aufzeichnungen seines Vaters angewiesen war, recherchierte wieder, wie auch bei früheren Arbeiten, sehr genau. Unter anderem besuchte er die Orte, durch die sein Vater damals getrieben wurde. Besonders gefällt mir, dass er nichts dem Zufall überlässt. Gebäude, Ausrüstung und Uniformen der Soldaten usw. sind exakt so dargestellt, wie es damals war. Die Geschichte beschreibt eindrucksvoll Leid und Elend der Kriegsgefangenen. Ein Thema, das von Holocaust, Bombenkrieg usw. eher in den Hintergrund gestellt wird.
Martin Mex
Für mich ist der Comic des Jahres die Serie „Schöne Töchter“ von Flix. Nie zuvor habe ich erlebt, wie man große Gefühle in einer Bildergeschichte so gut erzählen kann. Diese Serie ist ein Meisterwerk. Die Folgen sind voll von Emotionen, die man beim anschauen und lesen fühlen kann. Mein Favorit ist dieser Teil hier. Das, was ich mit den großen Gefühlen meine, ist aber hier besser zu fühlen. In jedem Fall lohnt es sich alle anzuschauen. Es ist auch als Buch erhältlich. Auch die anderen Werke von Flix sind eine Empfehlung.
Steffen Müller
„Vinland Saga“ (Carlsen Manga). Die Reihe hat es geschafft, mich auch für Manga zu begeistern, und punktet mit einer Rachegeschichte, angesiedelt im historischen Europa zur Wikingerzeit, die Sogwirkung besitzt.
Markus Imhof
Ich wollte eigentlich auf "Die Heimatlosen" tendieren. Aber dann hat mich nochmal der letzte Teil von „Blast“ so richtig umgehauen. Mau Larcenet konnte hier noch ein gutes Pfund drauflegen und musste sich nicht wiederholen. Stattdessen überrascht der Autor mit einer von Anfang an konstruierten Geschichte, die einiges erklärt.
Manfred Kopold
Comic des Jahres 2015: Adrian Tomines „Killing and Dying“ (Drawn & Quarterly). Adrian Tomine zeigt in „Killing and Dying“ in sechs Kurzgeschichten, wie schmerzhaft das Leben im 21. Jahrhundert sein kann, kleine und große Tragödien voller tiefer Emotionen. Auf der einen Seite stehen Identität und Familie im Vordergrund, auf der anderen Seite Gefühle, wie Trauer, Verlust, Demütigung, Enttäuschung und Angst, die wie so oft in Tomines Werken eine große Rolle spielen. Der Comic besticht aber nicht nur durch Tomines bestechenden Blick auf das Leben und die hervorragend geschriebenen Charaktere, sondern ist auch visuell außerordentlich gut umgesetzt und zeigt die Möglichkeiten des Mediums Comic. Diese kurzen Erzählungen verfolgen einen noch lange, nachdem man sie gelesen hat.
Thies Albers
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Mein Top-Comic des Jahres 2015 ist „Fahrradmod“ von Tobi Dahmen! Mit viel Zeit (ca. 8 Jahre) hat Tobi Dahmen seine Jugend in der Roller- und Mod-Szene aufgearbeitet und sie in einem Comic mit realen Personen zu Papier gebracht. Ein ganz tolles Buch ist so entstanden.
Carsten Lichnau
„Richtung“ von Marc-Antoine Mathieu. Wahnsinn, wie Mathieu das Medium immer wieder hochinnovativ bearbeitet. Ihm gehen anscheinend nie die Ideen aus! Nach seinen genialen Comics über Julius Corentin Acquefaques („Der Ursprung“, „Die 4 F...“, „Der Wirbel“ etc.) ist sein neues Werk ein wahrlich wahnwitziger, surrealer Trip, ganz ohne Worte, das wieder mal zeigt, dass Comic und Film sehr enge Verwandte sind. Man kann das Werk, mit seinen Sinn- und Richtungsfragen auf jeder Seite, sowohl hochphilosophisch, als auch einfach nur als tolle Unterhaltung goutieren. Chapeau!
Rolf Maidhof
Mein Lieblingscomic der vergangenen 12 Monate: „Doctor Who (Neue Abenteuer mit dem Zehnten Doctor) - Herrschaft des Schreckens“, Band 1. Unter vielen Comics, die ich in dem Zeitraum gelesen habe, viel die Wahl auf einen wahrlich nicht leicht und doch wurde vor kurzem einer der wenigen Comics veröffentlicht, die einem nach dem Lesen, dass Gefühl geben danach für kurze Zeit nichts sagen zu wollen und das Gelesene erst einmal sacken zu lassen. Nicht weil es gewalttätig oder anders extrem ist, sondern weil es einfach etwas wunderbares war, was es zu verdauen gilt, und „Doctor Who“ hat mir schon viele solcher Momente geschenkt, so auch dieser Comic - der von dem Zeichenstil und der Story einfach super harmoniert. Außerdem schafft dieser Comic meiner Meinung nach perfekt die Gradwanderung, langjährige Fans der BBC-Serie sowie Leser, die den Doctor vorher noch nicht kannten, zu begeistern - und eben auch unbedarfte Leser nicht zu überfordern.
Maik Meyer
Mein Topcomic der letzten 12 Monate war „Sunstone“ (sowohl gedruckt erhältlich als auch auf Deviantart unter shiniez.deviantart.com zu lesen). Knackig erotisch, dabei mit Missverständnissen über BDSM aufräumend und wunderbare Charaktere zeichnend - sowohl im wörtlichen als auch metaphorischen Sinne. Kurz: „50 Shades“ ohne Missbrauchsbeziehung
in gut.
Andreas Gruner
Im Verlag Reprodukt erschienen im Jahr 2015 die Abschlussbände zweier Comicreihen, die in Ihrer Vollständigkeit, zu dem besten gehören, was der zeitgenössische Comic aufzuweisen hat. Charles Burns beendet seine Trilogie um den Teenager Doug mit „Zuckerschädel“, wie nicht anders von ihm zu erwarten war, mit einem vielschichtigen, offenen Ende, dass eine Erklärung für sein Mosaik aus Traum und Realität liefert und trotzdem rätselhaft und mysteriös bleibt. Ein surrealer Alptraum mit verstörenden Bildern, präsentiert in makellosen Zeichnungen und vom Autor meisterhaft kontrolliertem Storytelling. Mit dem Abschluss seiner Geschichte um den Landstreicher Polca Mancini, „Hoffentlich irren sich die Buddhisten“ vollendet Manu Larcenet die abgründigste Charakterstudie des Comics. Ein kompromissloses, düsteres und gerade deshalb, grandioses Finale, dessen wohl durchdachter Aufbau der Gesamterzählung, sich erst mit dem letzten Band offenbart. Charles Burns und Manu Larcenet legen mit Ihren jeweiligen Comics Paradebeispiele vor, die beweisen, was der Comic als erzählende Kunstform zu leisten im Stande ist.
Michael Lauterbach
Für mich ist der beste Comic der letzten 12 Monate „Ein Sommer am See" von Mariko und Jillian Tamaki. Stimmung, Zeichnungen, Story: Ich finde, das ganze Werk ist eine richtig runde Sache. Ich habe viele gute Comics gelesen dieses Jahr, aber die größte Sogwirkung hatte für mich dieser.
Katharina Netolitzky
Mein Favorit: Tobi Dahmens „Fahrradmod“. Wenn man in den achtziger Jahren in einer Kleinstadt aufwuchs, hatte man sehr gute Chancen, ein Konformist zu werden. Wer sich gegen Tanzkurs und Blouson-Jeansjacke entschied, musste sich an den Gedanken gewöhnen, für seltsam und „anders“ gehalten zu werden. So wie Tobi Dahmen, der in seiner autobiografischen Graphic Novel davon erzählt, wie er angezogen von Musik und der Aussicht, ein weniger gewöhnliches Leben zu führen, im nordrheinwestfälischen Wesel ein Modernist, ein Mod, wurde - und blieb. Die ganze Gesichte macht enorm viel Spaß in ihrer Vielschichtigkeit, auch weil es der in Utrecht lebende Künstler die Story so "gerade" erzählt, dass man sofort drin ist - und bleiben möchte. Tobi Dahmen kennt das Medium Comic, weiß, dass es dem Film oft viel näher steht als dem Buch. Rahmenhandlungen, Rückblenden, Kamerafahrten, Ein- und Auszoomen - all das sorgt für ein fast filmisches Leseerlebnis.
David Lins
Hier gibt es weitere Favoriten unserer Leser
Mein Favorit ist „Flix - Schöne Töchter“. Die Geschichten sind visuell wie inhaltlich eine Wucht, die mich bei jeder Gelegenheit in die Magengrube fährt. Eine fantastische Sammlung, die ich nur empfehlen kann. Flix konnte mir übrigens alle Fragen, die ich noch zur Veröffentlichung hatte, beantworten.
Markus Gruber
Meine TOP 3 für das Jahr 2015:
„Sunstone/Sonnenstein“ (Image / Panini). Erneut hat sich ein Werk des kroatischen Künstlers Stjepan Šejić in meine Bestenliste eingeschlichen. Und das völlig zu Recht. „Sunstone“ ist eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Nicht, weil es hier um lesbische Liebe geht oder um BDSM, sondern weil uns der Autor und Künstler mit diesem Werk vor Augen führt, dass wir alle nur Menschen sind. Niemand ist so perfekt, wie er sich vielleicht nach außen geben mag. Wir alle sind zutiefst verletzliche, unsichere Wesen. Doch immer dann, wenn wir den Schritt ins Leere wagen, die Reise ins Unbekannte antreten, allen Mut zusammennehmen und uns einem anderen Menschen völlig öffnen, können wir etwas finden, was jegliches Risiko wert ist: die eine große Liebe.
„Steam Noir“ (Cross Cult). Mit Band 4 der Dampfpunkreihe des dynamischen Schöpferduos Felix Mertikat und Verena Klinke neigt sich die Reise durch die Äthernebel dem Ende zu. Tote, die auf unerklärliche Weise ins Leben zurückkehren und dabei bizarre Verzerrungen der Realität verursachen, lebendige Mechandros und dampfbetriebene Cyborgimplantate sind nur ein paar der Elemente, die „Steam Noir“ einzigartig und lesenswert machen. Begleiten wir Maschinenmensch Herrn Hirschmann, Bizarromant Lerchenwald und eine ganze Welt voller faszinierender Individuen auf dem letzten Stück des Weges. Es lohnt sich!
“Perry Rhodan“ (Cross Cult). Für die relativ neue Comic-Serie Perry Rhodan möchte ich aus dem gleichen Grunde meine Stimme abgeben, aus dem Obama den Friedensnobelpreis und Bushido den Bambi für Integration erhalten hat, in der Hoffnung, dass hier etwas geleistet wird und dass sich ein Potential entfaltet. Seit bald 55 Jahren erscheinen Woche für Woche die Abenteuer des größten deutschen Science-Fiction-Helden am Kiosk. Trotz internationaler Vermarktung, trotz Videospielen, Fernsehfilm, ergänzenden Romanen, Hörspielen usw. fristet der „Erbe des Universums“ ein unverdientes Schattendasein in den Wohnzimmern und Kellern der alternden Leserschaft. Ich hoffe, dass Cross Cults Comic-Adaption den unsterblichen Terraner aus den verqualmten Lesesesseln ins Licht der Öffentlichkeit teleportiert und dort auf fruchtbaren Boden, bei einer neuen, aufgeschlossenen Fangeneration trifft.
Marc Schmitz
Mein Top-Comic 2015 war unter anderem „Ein Sommer am See“ von Mariko Tamaki & Jillian Tamaki (Reprodukt), da universelle Themen trotz lockerer Sprache und heiteren, wunderschönen Bildern mit einer unerwarteten Tiefe behandelt werden. Weitere Favoriten sind „Ich, der Mörder“, „Die Heimatlosen“ und „Wie zerknülltes Papier“, die mir (im Original) sehr gut gefallen haben, bei denen ich allerdings nicht objektiv bin, da ich sie selbst übersetzt habe.
André Höchemer (www.alemol.com)
Der beste Comic für mich war im letzten Jahr „Schöne Töchter" von Flix. Einfach weil die Geschichten sehr schön aus dem "echten" Leben entnommen zu sein scheinen. Alleine schon das Cover mit der Anerkennung der ganzen Vielfalt weiblicher Körperformen, die alle "Schöne Töchter" sind, finde ich schon bemerkenswert.
Martin Spinrath
Mein Vorschlag für den Comic des Jahres ist Scott McClouds „The Sculptor“ („Der Bildhauer“), ein wirklich monumentaler Comic, der es schafft, die Grenzen des Mediums völlig auszunutzen. Dabei wird auch eine wunderschöne Geschichte erzählt, mit der auch aktuelle Themen wie Depressionen besprochen werden. Insbesondere wie McCloud dabei das klassische Motiv des Teufelspakts einbindet, verdient eine Würdigung. Vom künstlerischen Standpunkt aus ist der Comic wunderbar, der akzentuierte Stil sticht aus der Reihe von aktuellen Mainstreamcomics heraus.
Jelte Schmitz
Die Ergebnisse unserer Leseraktion vom vergangenen Jahr finden Sie unter diesem Link.
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