„Ein Sommer am See“ von Mariko und Jillian Tamaki: Die Wellen, der Kies und die Freundschaft
Vergangenes Wochenende wurden Mariko und Jillian Tamaki mit einem Eisner Award für den besten Comic des Jahres ausgezeichnet. Jetzt ist „Ein Sommer am See“ auf Deutsch erschienen.
Erst mal rüber zu Windy. Gerade ist Rose mit ihren Eltern in Awago Beach angekommen. Die Familie macht jeden Sommer Urlaub in dem kleinen Ort am See und jedes Mal trifft Rose dort die eineinhalb Jahre jüngere Windy, die mit Oma und Mutter ebenfalls in einem Ferienhäuschen wohnt. Mit dem Fahrrad ist Rose gleich bei ihr „Wollen wir an den Strand?“, fragt sie Windy. „Klar.“ Zwischen den Sommerfreundinnen ist sofort wieder die alte Vertrautheit da.
Die kanadische Zeichnerin Jillian Tamaki und ihre Cousine Mariko Tamaki (Text) erzählen in der Graphic Novel „Ein Sommer am See“ mit fast filmischer Intensität von den Ferienwochen der beiden Familien. Im Zentrum stehen die Teenager-Töchter, die zusammen schwimmen gehen, heimlich Horrorfilme schauen und beginnen, sich für Pubertätsthemen wie Sex und Busengrößen zu interessieren.
Neugierig beobachten sie die älteren Dorfjugendlichen, unter denen sich ein Schwangerschaftsdrama abspielt. Rose ist auf schüchterne Weise fasziniert von Duncan – offenbar der Vater, der aber keine Verantwortung übernehmen will. Dem ungewollten Baby der junge Arbeiterklasse-Leute steht der unerfüllte Babywunsch von Rose’ gut situierten Akademiker-Eltern gegenüber.
Wie direkt aus einer realen Mädchenfreundschaft übertragen
Meisterhaft vermitteln die Tamakis die Atmosphäre des Ferienortes. Beim Betrachten der detailreichen, mit sicher- schwungvollem Strich gezeichneten Strand- und Waldansichten hat man beinahe das Gefühl, die Wellen und den Kies unter den Flip-Flops knirschen zu hören und die Luft zu riechen. Noch bestechender ist, wie glaubhaft und warmherzig die Autorinnen die Freundschaft der dünnen Rose und der pummeligen, leicht „Heidi“-mäßig gezeichneten Windy schildern.
Wie in ihren Spielen und Gesprächen ihre Wünsche und Ängste aufscheinen, wie sie sich aneinander festhalten oder auch mal anmotzen – das alles wirkt wie direkt aus einer realen Mädchenfreundschaft übertragen.
Dieses Gespür für Teenagerinnen haben die Cousinen bereits in ihrer Graphic Novel „Skim“ von 2008 bewiesen. Wie damals wünscht man sich auch diesmal nach der letzten Seite, zu erfahren, was aus den Heldinnen geworden ist. Da ist die eigene Fantasie gefragt – vielleicht hilft Meeresrauschen im Hintergrund.
Mariko und Jillian Tamaki: Ein Sommer am See. Übersetzung Tina Hohl, Handlettering Michael Hau, Reprodukt-Verlag, 320 Seiten, 29 Euro
Hinweis: Der Tagesspiegel hat die Tamakis kürzlich in Toronto zum Interview getroffen - hier lesen Sie den Artikel darüber.
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