So kam es zur Verhüllung des Reichstags in Berlin: Das erste Sommermärchen - dank Christo und Jeanne-Claude
Keiner ist enger verbunden mit der Reichstagsverhüllung als Historiker Michael S. Cullen. Zu Christos 80. Geburtstag 2015 schrieb er die spannende Geschichte auf.
Verhüllungskünstler Christo ist tot - er starb am 31. Mai wenige Wochen vor seinem 85. Geburtstag in New York. Zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude hat 1995 den Reichstag verhüllt, was für viele das erste Berliner Sommermärchen war. Die Idee kam von Michael S. Cullen, einem US-Bürger, der seit 1968 in Berlin lebt. Schon 1971 schrieb er eine Postkarte an Christo und Jeanne-Claude. Anlässlich Christos 80. Geburtstag erinnerte er an die Geschichte einer fabelhaften Idee. Lesen Sie hier seinen Text aus dem Jahr 2015.
Der 80. Geburtstag von Christo (und von Jeanne-Claude, die 2009 verstarb) liegt eine Woche zurück. Man konnte viel über das Werk der beiden lesen, viel Zutreffendes, aber auch Irritierendes: In einem Gratulationsartikel am Sonnabend, dem 13. Juni, hieß es, beide seien am 13. Juni 1935 geboren. Dann schließt der Text mit einem sinnlosen Satz: „Am morgigen Sonntag wird Christo achtzig Jahre alt.“ Kein Wort über den Tod von Jeanne-Claude … uff!
Christo und Jeanne-Claude
Aber auf eine bestimmte Weise stimmen die Texte auch nicht. Christo wirkt wie ein Mittdreißiger. Das Geheimnis? Fünf Stockwerke Treppen zum Atelier mehrmals am Tage, viel Knoblauch und Joghurt, und immer eine positive Einstellung zur Umwelt. Vor allem: Christo schaut immer in die Zukunft.
Wenn Christo sentimental wäre, würde er das 20. Jubiläum der Reichstagsverhüllung feiern, würde zurückblicken und immerfort davon erzählen. Christo ist anders: Er blickt selten zurück. Spricht man mit ihm, spricht er im Präsens (auch spricht er von Jeanne-Claude im Präsens, sagt immer „wir“). Mehr jedoch blickt Christo nach vorn. In der abgelaufenen Woche war er in Berlin, beim Bundestagspräsidenten, und besichtigte dort eine Sammlung von Werken, die in enger Beziehung zur Verhüllung des Reichstags stehen – jener spektakulären Aktion, die am 24. Juni 1995 begann und die Berliner verzauberte, ja, das Bild Berlins in der Welt mit einem Zauber verklärte – einem Zauber, der bis heute anhält.
Doch wir blicken zurück: Es war am 16. Juni 1995, als die ersten gigantischen Bahnen aluminiumbedampften Polypropylengewebes vom Reichstagsdach herab ,verstoßen‘ wurden. Tausende Schaulustige trauten ihren Augen nicht, als Fassadenkletterer vor den Planen schwebten, die Anschlüsse fixierten und die Seile vertäuten. Vom 24. Juni an stand das Haus verhüllt da, vom Scheitel bis zur Sohle, und, mit Ausnahme von einem stürmischen Tag am Anfang, schimmerte der alte Kasten im wechselnden Licht bis zum Schluss am 7. Juli. Zwei ganze Wochen schwebte Berlin im Glück.
Der verhüllte Reichstag, ein Mythos des deutschen Volkes?
Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer schwärmte: „Hat jemals der höchste Ort der Demokratie so viel Annahme erfahren wie während dieses künstlerischen Spektakels? Da versammelt sich ein friedliches Volk vor dem eher monströsen Gebäude unserer gebrochenen deutschen Geschichte und steht davor wie vor einem Geheimnis.
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Millionen strömen vor diesen wie vom Himmel herabgefallenen Kristall. Beinahe andächtig stehen, laufen, kauern sie am Reichstag, tagelang, nächtelang. Dieses verhüllte mächtige Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte erscheint plötzlich in friedfertiger Schönheit und macht Menschen still. Der verhüllte Reichstag gehört vielleicht fortan zu dem, was den ,Mythos‘ eines Volkes ausmacht. Danke, Christo!“
Bundespräsident Wulff gratulierte
In seiner ersten Rede als Bundespräsident am 2. Juli 2010 gratulierte Christian Wulff Christo und Jeanne-Claude zum „Dicke-Bretter-Bohren“, zum langen Atem, der nicht nur in der Kunst, sondern überall im Leben empfohlen sei. Er erinnerte sich, „wie fremd und zugleich wie schön dieser Schicksalsort deutscher Demokratie auf einmal wirkte, dank künstlerischer Kraft und auch dank technischem Können. Das Kunstwerk hat damals ein Gemeinschaftsgefühl geweckt zwischen Menschen aller Altersstufen, Nationalitäten, Herkünfte und Berufe. Es hat sein Teil beigetragen zu dem neuen, fröhlichen Gesicht unseres Landes in der Welt.“
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Richard von Weizsäcker sagte damals zu mir, es sei, als herrsche nach einem langen Krieg der Friede, aber keiner hielt eine Rede. Ja, auch Wolfgang Schäuble, der lange gegen die Verhüllung gesprochen hatte, änderte seine Meinung, nachdem er das verhüllte Parlamentsgebäude gesehen hatte.
"Alle Arbeiten Christos wurden zuerst angefeindet, dann gefeiert."
Dies vorhergesehen hat Gerd Bucerius in einem Artikel für „Die Zeit“ vom 6. September 1985, als Christo hoffte, die CDU-Fraktion in Bonn würde über das Projekt positiv entscheiden: „Alle Arbeiten Christos wurden zuerst angefeindet, dann gefeiert.“ 100 Prozent zutreffend, denn die, die erst dagegen Sturm gelaufen waren, wollten nun, dass die Christos die Zeit der Verhüllung verlängerten. Welch kostbare Ironie. Das ging nicht. „Die größten Kritiker der Elche waren früher selbe welche.“ Es kam noch trauriger. Wie bei anderen Projekten reisten Christo und Jeanne-Claude vor dem Abbautermin ab – das Ende, das „Einsargen“, wollten sie nicht anschauen – zu schmerzlich.
Mir fällt es schwer, nicht „Christo und Jeanne-Claude“ zu schreiben. Diese unglaublich begabte Frau – klug, witzig, giftend, charmant, immer kränkende Urteile von sich gebend – starb am 18. November 2009. Sie fehlt, aber sie ist nie weit. Christo agiert jetzt ohne ihren Rat, ohne ihren Konter. „Sie war meine beste Ratgeberin, mein Partner. Ich habe sie geliebt.“
Vor 20 Jahren trat die Berliner Akademie der Künste an Christo mit der Frage heran, ob er eine Wahl zum Mitglied annehmen würde. Seine erste Reaktion: Nur gemeinsam mit Jeanne-Claude, wozu die Akademie nicht bereit war. Aber es gab einen anderen Grund für seine Absage, den er nicht publik machen wollte. Er glaubte, die Mitgliedschaft in der Akademie werde nur für ein abgeschlossenes Werk verliehen, und abgeschlossen in seinem künstlerischen Werk war nichts. Wie immer hatte er, hat er viel vor.
Zurück zum August 1971, als mich der in Berlin lebende amerikanische Maler John Gabriel besuchte und eine Reichstagspostkarte mit meinem Vorschlag zu Christo und Jeanne-Claude in Colorado mitnahm, den Reichstag zu verhüllen. Ende Oktober kam die Antwort: im Prinzip ja, im Augenblick aber sei zu viel zu tun. Und: Wir sollten uns treffen. Wir vereinbarten ein Treffen in Zürich Anfang Dezember. Ich brachte viele Fotos und Berlin-Pläne mit, damit Christo anfangen konnte.
Viele Menschen halfen bei der Realisierung des Projektes
Natürlich gab es Hilfe. Der Staatsrechtler und spätere Verfassungsrichter in Berlin, Klaus Finkelnburg, schrieb ein Gutachten, aus dem die Befugnisse hervorgingen. Das Künstlerhaus Bethanien gewährte mir ein Büro, um eine offizielle Adresse zu haben. Karl Ruhrberg, Leiter des DAAD-Künstlerprogramms in Berlin, stand mit Rat und Tat zur Seite, und dann gewann ich Peter Raue, den Juristen und großen Kunstfreund und Kunstliebhaber. Ruhrberg und ich holten Christo nach Berlin im Februar 1976. Er gab eine Pressekonferenz in meiner Wohnung, im Tagesspiegel erschien von Heinz Ohff ein Plädoyer für das Projekt unter der irreführenden Schlagzeile „Der Reichstag in Trevira“.
Nils Diederich, MdB-SPD für Berlin, half, einen Termin im Juni 1976 mit Bundestagspräsidentin Annemarie Renger im Reichstag zu besorgen. Obwohl Frau Renger mehr für als gegen die Idee war, wollte sie sich nicht öffentlich festlegen, denn ihre Amtszeit ging dem Ende zu. Wir mussten mit ihrem Nachfolger Karl Carstens reden. Dabei half der 1999 verstorbene Publizist Johannes Gross. So empfing uns Karl Carstens im Januar 1977, da war er noch keine fünf Wochen im Amt. Mit seiner Entscheidung ließ er sich bis zum Mai 1977 Zeit, er sagte Christo ab. Das Haus sei sakrosankt. Christo bat mich, über die Geschichte des Hauses zu recherchieren.
Der lange Weg durch die Büroräume der Entscheider
Die Arbeit ging weiter. Auf Carstens folgte Richard Stücklen 1979, auf Stücklen folgte Rainer Barzel 1983. Bei der Präsentation meines neuen Buchs über den Reichstag berichtete Frau Renger, dass Barzel das Projekt mochte. Wir organisierten ein Treffen zwischen Barzel, Christo und Jeanne-Claude im Januar 1984. Wenn Barzel wegen der Flick-Affäre nicht hätte zurücktreten müssen, wäre das Projekt früher Wirklichkeit geworden. Einige Wochen nach der Pont-Neuf-Verhüllung in Paris vermittelte Peter Raue den Kontakt zum Bauträger Roland Specker, der Christo helfen wollte. Er stellte für eine Berlin-Woche Ende 1985 einen Kleinbus und Fahrer zur Verfügung, damit das Team (wir waren neun) keine Parkplatz- oder Taxiprobleme haben würde. So gewann Specker Christos und Jeanne-Claudes Vertrauen. In der Folgezeit nahm sein Einfluss zu und meiner ab.
Christo hatte Helfer, die ihm bei der technischen und künstlerischen Umsetzung seiner Pläne halfen. Mit Christo immer zusammen waren sein Freund und Fotograf Wolfgang Volz und sein Logistiker, der Schweizer Josy Kraft. Auch durften für viele Jahre Jeanne-Claudes Neffen Jonathan und Christos Neffen Vladimir dabei sein.
Speckers Arbeit ist einmalig und fast unersetzbar. Ihm ist zu verdanken, dass die Ausführung 1995 so reibungslos klappte und dass die permanente Ausstellung im Reichstag ab Herbst zu sehen sein wird. Man sieht es nicht, man schreibt darüber wenig, aber es ist sehr viel Arbeit, bewundernswerte Arbeit.
Christos Projekte: von überdimensional bis gigantisch
Christo beschäftigt sich derweil mit vier Projekten. Im Herbst wird er über die Installation einer fast permanenten Ausstellung des Projekts „Verhüllter Reichstag 1971–1995“ im Präsidialtrakt des Reichstagsgebäudes wachen. Im Juni 2016 plant er am Lago d’Iseo die „Floating Piers“, hunderte Meter im Christo-Orange wird man vom Festland bis zu Inseln auf dem Wasser spazieren gehen können – ein Landschaftsprojekt. Und noch immer plant Christo „Over the River“, das Zudecken großer Teile des Arkansas River im US-Bundesstaat Colorado.
Die behördliche Genehmigung liegt seit geraumer Zeit vor, nur Gegner, die sich um die Umwelt sorgen, haben gegen die Behörde geklagt – ein Gerichtsurteil steht noch aus. Und schließlich verfolgt Christo ein Projekt, das alle bisherigen in den Schatten stellen würde, und das im sonnigen Abu Dhabi: eine Riesenmastaba, 300 Meter breit, 225 Meter lang und 150 Meter hoch, eine gigantische Bank aus 410000 bunten Ölfässern. Einen Traum, den er mit Jeanne-Claude schon vor vierzig Jahren träumte.
Die neue im Team wird argwöhnisch begutachtet
Viele Kunstfreunde waren 1993 verblüfft, als Christo und Jeanne-Claude plötzlich als Team firmierten. Bis dahin galt er als Künstler, sie als die Managerin, knallhart, manchmal heftig, aber unerlässlich. Mein persönliches Verhältnis zu Jeanne-Claude war nie ohne Spannung, aber meist war es eine produktive Spannung. „Wenn du Mitarbeiter lobst, vor versammelter Mannschaft, wenn du Mitarbeiter tadelst, nur unter vier Augen“, hat der frühere US-Automanager Lee Iacocca einmal gesagt. Jeanne-Claude machte es zumindest bei mir immer umgekehrt. Sie beschimpfte mich vor 200 Gästen eines Vortrags – und später, als es keiner hören konnte, entschuldigte sie sich. Wie habe ich gelitten. 2006 wies sie mich völlig unberechtigt zurecht, so heftig, dass ich glaubte, wir würden immer Feinde sein. Vier Wochen später rief sie an, gratulierte mir zum Geburtstag und erwähnte die Episode mit keinem Wort.
Aber: sie liebte es, mit mir Witze auszutauschen, manchmal am Telefon zwischen New York und Berlin, und manchmal eine halbe Stunde oder länger. Unsere Arbeitsteilung: Ich war der Geschichts- und Musikkenner, den sie alles fragen konnte. Jeanne-Claude verstand die Menschen gut. Und Christo war und ist der beste Kunstkenner, den ich traf. Er kannte alle Museen Europas und wusste, was wo hing. Als wir in Wien im Juni 1993 drei Stunden Zeit übrig hatten, fuhren wir zum Kunsthistorischen Museum – dort führte Christo durch die Sammlung, erklärte uns die einzelnen Werke von Vermeer, Velázquez, Breughel d. Ä., er war brillant und informativ.
Als Rita Süssmuth 1988 Bundestagspräsidentin wurde, verbat mir Christo, zu ihr zu gehen und um ihre Zustimmung zur Verhüllung des Reichstages zu bitten. „Wenn sie zu dir Nein sagt, ist es, als würde sie mir Nein sagen, und Nein will ich nicht hören“, sagte er.
Die Zeit verrann
Die Mauer fiel, ich engagierte mich für Berlin als Hauptstadt, für das Eiserne Kreuz der Quadriga. Am Tage nach der Entscheidung für Berlin schlug Friedbert Pflüger öffentlich vor, Frau Süssmuth sollte für ihr Votum zugunsten von Bonn dadurch bezahlen, dass sie Christo das Reichstagsgebäude einpacken und als Bundestag auspacken ließe. Ich rief Pflüger an und kritisierte seinen Vorschlag. Zu meiner großen Überraschung sagte er, er habe mit Frau Süssmuth gesprochen, sie wollte das Projekt realisiert wissen. Vor Glück schier fassungslos rief ich in Bonn an und bekam sofort einen Termin am 1. Juli 1991 bei ihr. Dort, in ihrem Bonner Büro, sagte sie, sie sei dafür, ich sollte dies Christo aber noch nicht sagen. Ich beschloss, es Christo doch zu erzählen, ich rief ihn an. Er glaubte mir nicht.
Die Zeit verrann. Im Hauptstadtvotum im Juni 1991 stand, dass das Parlament und die Regierung innerhalb von vier Jahren nach Berlin umziehe. Im Oktober wurde beschlossen, dass der Bundestag in den Reichstag zieht. Christo sagte, er brauche ein Jahr Vorbereitung, nachdem ihm grünes Licht für das Projekt gegeben würde. Mir war klar, dass ich ein Gipfelgespräch zwischen der Bundestagspräsidentin Süssmuth und Christo/Jeanne-Claude zuwege bringen musste. Ich rief häufig in Bonn an und schlug Frau Süssmuth vor, nach Kalifornien zu fliegen und sich Christos Projekt „Umbrellas“ anzuschauen. Aber nichts tat sich.
Am Donnerstag, dem 12. Dezember 1991, frühstückte ich mit Frau Süssmuth in ihrem Bonner Büro. Erst nachdem ich sie fünf Mal darum gebeten hatte, die Christos einzuladen, willigte sie ein, Details mit ihrem Büroleiter Müller auszumachen. Dort musste ich lernen, dass man eine Einladung erst aussprechen würde, wenn sicher sei, dass die Antwort von Christo positiv sei, dass er das Projekt „Verhüllter Reichstag“ selber auch wollte. Ich versicherte mehrfach, dass die Christos mir immer gesagt hatten, sie kämen sofort nach Bonn oder Berlin, wenn das dem Projekt helfen würde. Der Büroleiter der Bundestagspräsidentin wollte es noch einmal und explizit für diese Einladung bestätigt wissen.
Ich entwarf die Anfrage, dann die Antwort
Ich flog nach Berlin – es war Freitag, der 13. Dezember 1991 –, rief Christo/Jeanne-Claude an und fragte, ob sie von Frau Süssmuth eine Einladung annehmen würden. „Nein!“ Ich schwieg. Ich konnte es nicht glauben. Dann kam eine Frage: „Michael, wenn wir die Einladung annehmen, würde sie uns die Genehmigung geben?“ Ich antwortete: „Das wird sie kaum alleine entscheiden können. Aber wenn ihr der Einladung nicht folgt, ist das Projekt tot!“ Die prompte Antwort: „Du hast recht. Wir nehmen an.“
Ich rief Herrn Müller sofort an und erzählte von der Antwort. Darauf bat er mich, die Einladung auf Englisch zu entwerfen. Das tat ich, faxte sie nach Bonn. Der Text wurde akzeptiert. Jetzt musste das Fax gesendet werden. Das politische Bonn würde wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes am Freitag, dem 20. Dezember für drei Wochen den Betrieb einstellen.
Ich drängte auf schnellen Versand. Dies und das kam dazwischen. Ich wurde ungeduldig. Am Freitagnachmittag, gegen 17:30 Uhr, ging das Fax durch: Die Einladung an Christo und Jeanne-Claude war angekommen. Ich rief sie in New York an. Wir waren happy. Und dann sagten sie: „Michael, bitte entwerfe für uns die Antwort!“
Bundeskanzler Helmut Kohl war dagegen
Das entscheidende Treffen fand am 9. Februar bei Frau Süssmuth in Bad Godesberg statt. Danach nahm die Geschichte ihren Lauf. Bundeskanzler Helmut Kohl war gegen die Verhüllung, aber er war nicht Hausherr des Reichstages und des Bundestags. Rita Süssmuth aber, obwohl klein von Gestalt, war groß im Beharrungsvermögen. Der Kanzler konnten den Lauf der Dinge nicht mehr stoppen. Am 24. Juni 1995 wird der Reichstag verpackt. Und niemand, wirklich niemand, konnte sich der Faszination dieses glücklichen Endes einer scheinbar unendlichen Geschichte entziehen.