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Eine Auwaldzecke krabbelt über den behaarten Arm eines Mannes.
© Patrick Pleul/dpa

Zecken: Vorsicht Blutsauger

In hohem Gras aufgelesen, spazieren Zecken so lange über die Haut, bis sie eine weiche Stelle gefunden haben, und stechen zu. Nicht immer, aber manchmal, kann ein Stich böse Folgen haben.

Wenn nach einem Waldspaziergang in der Kniekehle, am Haaransatz oder unter den Achseln plötzlich ein schwarzes Spinnentier mit acht winzigen Beinen sitzt, hat sich ein ungebetener Gast eingenistet: Die Zecke – in Deutschland häufig Holzbock genannt. Vom hohen Gras, Unterholz oder Busch abgestreift, laufen die Spinnentiere auf der Kleidung und der Haut, bis sie eine geeignete Stichstelle gefunden haben, und saugen sich fest. Das Gefährliche an Zeckenstichen: Einige der Blutsauger haben sich zuvor mit Bakterien oder Viren infiziert und können diese an den menschlichen Wirt weitergeben. Die häufigsten Krankheiten, die Zecken auf den Menschen übertragen, sind Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden, besteht in ganz Deutschland. Besonders an Waldrändern tummeln sich die Parasiten, aber auch in Berliner Parks leben die Spinnentiere. Sie halten sich vorzugsweise in feuchten Gebieten auf. »Zecken bevorzugen als Lebensraum besonders Unterholz und hohes Gras«, sagt Hendrik Wilking, Infektionsepidemiologe am Robert-Koch-Institut. Zum Lebensraum der Tiere zählen deshalb vor allem Laub- und Mischwälder. Auch in feuchten Nadelwäldern sowie auf beschatteten Wiesen und auf Bäumen können sie vorkommen.

Zecken: Ungebetene Gäste

Um sich zu ernähren, benötigt die Zecke das Blut von Wirbeltieren: Säugetiere, Vögel oder Reptilien. Auch Menschen, wenn sie sich in der freien Natur bewegen, fangen sich immer wieder den ungebetenen Gast ein. Dass Zecken ihre menschlichen Opfer schon auf meilenweite Entfernung riechen, sich ihnen nähern und gezielt zugreifen, stimme jedoch nicht, sagt Wilking. »Die Zecke wird im Vorbeigehen von einem Grashalm oder Ast einfach abgestreift. Zecken suchen sich nicht aktiv ihre Opfer.« Die Tiere müssen also unter Umständen recht lange warten, bis sie quasi durch Zufall von einem potenziellen Wirt mitgenommen werden. Und das ist dann erst einmal ihre einzige Chance auf Nahrung – und diese nehmen sie dann umgehend wahr. Schließlich kann es sein, dass sich die nächste Chance auf eine Mahlzeit erst wieder in zwei bis drei Jahren ergibt. So lange können die Tierchen ohne Nahrung überleben.

Auch der Mythos, dass heimische Zeckenarten Menschen mit bestimmten Eigenschaften – Körperwärme zum Beispiel oder -geruch – bevorzugen, treffe nicht zu, sagt Infektionsspezialist Wilking. Vielmehr ist das Verhalten des Menschen entscheidend dafür, ob er oft von Zecken gestochen wird oder nicht. Häufiger Kontakt von bloßer Haut mit niedriggewachsenen Pflanzen erhöht die Wahrscheinlichkeit. Dies trifft besonders auf Kinder zu. Um Zeckenstichen und dem Risiko von durch sie übertragbaren Krankheiten vorzubeugen, sollte man also bereits beim Aufenthalt in der Natur achtsam sein. »Lange Hosen, hohe Schuhe und Socken können die Zecken davon abhalten, direkt auf den Körper zu gelangen«, sagt Wilking. Außerdem sei es hilfreich, die Hose in die Socken zu stecken. So läuft die Zecke auf der Kleidung den Körper hoch und findet erst später oder bestenfalls gar keinen Zugang zur Haut. Und helle Kleidung erleichtert die Suche nach dort herumkrabbelnden Zecken.

Chemische Schutzmittel gegen Zecken

Auch sogenannte Repellentien – chemische Schutzmittel gegen blutsaugende Insekten – können die ungebetenen Gäste fernhalten. »Das Mittel wird auf Haut und Kleidung aufgetragen und hält ein bis zwei Stunden«, sagt Wilking. »Wer sich länger im Freien aufhält, sollte das Schutzmittel mehrmals anwenden.« Trotz Repellentien sollte aber der sonst übliche und empfohlene Schutz nicht ausbleiben. Denn meist werden nicht alle Hautflächen mit dem Mittel erreicht, Stellen unter der Kleidung oder am Kopf bleiben oft unbehandelt. Zecken, die auf diese Hautstellen gelangen, können also trotzdem zustechen. Genauso wichtig wie der Schutz während des Aufenthalts in der Natur ist das anschließende Absuchen des Körpers nach den Spinnentieren. Denn auch dann können Zeckenstiche und Infektionen noch verhindert werden. Oft stechen die Blutsauger nicht sofort zu und krabbeln noch auf dem Körper oder auf der Kleidung. Wilking empfiehlt, zu duschen sowie Körper und Kleidung gründlich nach Zecken abzusuchen. Auch Stellen, die nicht sichtbar sind: Haaransatz, Achseln, Kniekehlen. »Zecken mögen gerade diejenigen Stellen des menschlichen Körpers, die warm und feucht sind«, sagt der Experte. »Wer eine Zecken am Körper entdeckt, sollte sie schnellstmöglich entfernen«, sagt Wilking. »Mit einer Zange oder Pinzette – zur Not auch mit dem Fingernagel – sollte die Zecke vorne am Kopf gepackt und mit einem guten Zug herausgezogen werden.« Auf keinen Fall solle man an dem Tier herummanipulieren oder es reizen. Die Zecke sollte auch nicht mit Öl oder Klebstoff beträufelt oder beim Entfernen gedreht werden, wie es der Mythos ist. Jegliche Reizung der Zecke kann dazu führen, dass sie ihren Speichel und somit mögliche Krankheitserreger an ihren Wirt abgibt. Nach dem Entfernen sollte die Wunde desinfiziert werden.

Zecken schnellstmöglich entfernen

»Eine Zecke schnellstmöglich zu entfernen, ist wichtig, um eine Infektion durch das Tier zu vermeiden«, sagt Wilking. Denn über ihren Speichel können Zecken eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den häufigsten Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, gehören Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) (siehe folgende Seiten). Für Borreliose ist ganz Deutschland Gefahrengebiet. FSME-infizierte Zecken leben vorrangig im Süden Deutschlands, die meisten von ihnen im Schwarzwald. Aber auch in Regionen die an Österreich oder Tschechien grenzen wird der Erreger häufig übertragen.
Die Zecken selbst stecken sich bei ihren Wirten oder gegenseitig an, sagt Wilking. Wenn eine Zecke das Blut einer infizierten Maus saugt, kann sie die Erreger bei ihrer nächsten Mahlzeit weitergeben. »Saugen zwei oder mehrere Zecken am gleichen Wirt Blut, kann eine infizierte Zecke den FSME-Erreger über den Wirt auch an die anderen Zecken abgeben«, sagt der Experte.
Diesem Ansteckungsprozess ist auch geschuldet, dass sich Zecken, die die Erreger in sich tragen, in neue Landstriche und Regionen ausbreiten können. Sowohl die Zecken als auch ihre Wirte wandern weiter in neue Gebiete und nehmen die Erreger dorthin mit und geben sie weiter. Dies begründet auch, weshalb zum Beispiel neue FSME-Risikogebiete meist neben bereits registrierten Risikogebieten liegen. Dass sich die FSME-infizierten Zecken massenhaft weiter Richtung Norden ausbreiten, hält Wilking für theoretisch möglich, auch wenn er diese Entwicklung wegen der klimatischen Gegebenheiten derzeit noch nicht sieht.

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Gwendolin Gurr

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