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Rinderwahn: BSE ade?

Über Rinderwahn und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit wurde in den letzten Jahren immer weniger in den Medien berichtet – doch zu Recht?

"Maul- und Klauenseuche breitet sich aus", "Rinderwahnsinn: 120 Tote durch BSE pro Jahr in Deutschland" oder "Wie die BSE-Krise die deutsche Psyche belastet" – solche oder ähnliche Schlagzeilen rauschten vor rund 15 Jahren durch die Medien. Doch irgendwann war das Thema "durch", die Medien wandten sich anderen Themen zu. Ist jetzt also die Gefahr längst vorbei – ist BSE zu Recht aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden? Wir haben den Neurologen Frank Marzinzik, Oberarzt der Klinik für Neurologie am Charité Campus Benjamin Franklin, gefragt.

"Infiziertes Fleisch ist die seltenste Ursache der ohnehin sehr seltenen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ". Frank Marzinzik Neurologie-Oberarzt
"Infiziertes Fleisch ist die seltenste Ursache der ohnehin sehr seltenen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ". Frank Marzinzik Neurologie-Oberarzt
© Promo

Herr Marzinzik, zu Anfang des neuen Jahrtausends gingen Horror-Schlagzeilen über die BSE-Krise durch die Medien. Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal etwas darüber in den Nachrichten gelesen oder gehört?
Das ist mittlerweile schon wieder Jahre her. Ich erinnere mich dabei vor allem noch an Berichte über die Epidemie in Großbritannien, während der aus Sicherheitsgründen unter anderem große Rinderherden getötet wurden. Irgendwann schwappte diese Panikwelle dann auf Deutschland über und erreichte auch Brandenburg. Es müsste jetzt knapp zwei Jahre her sein, dass man dort das letzte an BSE erkrankte Rind fand, über das berichtet worden ist.

Die bovine spongiforme Enzephalopathie, kurz BSE, ist eine Tierseuche. Ein ähnliches Krankheitsbild beim Menschen ist die nach ihren Erstbeschreibern benannte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK). Im Vergleich zu den Meldungen in der Presse: Wie häufig sehen Sie Patienten mit dieser Erkrankung auf Ihrer Station?
In den letzten Jahren kam mindestens ein CJK-Patient zu uns, dieses Jahr waren es zwei. Statistisch betrachtet erkranken in Berlin drei bis sechs Menschen pro Jahr neu daran, in ganz Deutschland sind es zwischen 80 und 160. Aber zum besseren Verständnis dieser Krankheit muss man sie noch einmal genauer differenzieren: Wir sprechen bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit generell von einer sehr seltenen, bislang unheilbaren Erkrankung, die hinsichtlich ihrer Ursache verschiedene Wege gehen kann. Dabei kommt die sogenannte sporadische Form mit etwa 85 Prozent am häufigsten vor, wobei man gar nicht genau weiß, warum sie überhaupt entsteht. An zweiter Stelle steht eine familiäre Variante, bei der die genetische Veranlagung eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Danach folgt dann erst einmal lange nichts, und ganz am Ende steht die »neue« CJK-Form, die mit verseuchten Tierbestandteilen verbunden ist. Dabei ist aber diese letzte Form, die im BSE-Skandal den wesentlichen Medien-Impact hatte, in Deutschland de facto kein einziges Mal aufgetreten.

Dennoch berichtete man hierzulande, aber auch an vielen anderen Orten auf der Welt, rund um die Uhr über das Krankheitsbild. Wie sah die Lage in anderen Ländern aus?
In Großbritannien zählten Experten tatsächlich über 170 Erkrankungsfälle im Zusammenhang mit BSE. Im Laufe der Zeit wurden noch etwa 30 weitere Fälle aus elf anderen Ländern zusammengetragen. Letztendlich sind alle Kontinente mit Ausnahme von Südamerika betroffen. Aber wenn man all diese BSE-assoziierten Fälle addiert, ergibt sich damit weltweit betrachtet ein Anteil von nur etwa einem Prozent an den gesamten CJK-Erkrankungsfällen. Das heißt also zusammenfassend, dass infizierte Tierbestandteile, über die in den Medien so umfangreich berichtet wurde, die seltenste Ursache bei einer ohnehin schon sehr seltenen Erkrankung darstellten.

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Leonard Hillmann

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