Neues Buch über lebenslange Liebe: Für immer. Und natürlich für ewig
Ersehnt, erstrebt und doch so schwer: Ein Buch erkundet das Glück – und die mannigfaltigen Herausforderungen – des Zusammenbleibens.
"Meine Frau und ich haben in den vergangenen Jahren zwei- oder dreimal gemeinsam zu frühstücken versucht, wir mussten aber darauf verzichten, weil sonst unsere Ehe in Stücke gegangen wäre.“ Manchmal hilft es, pragmatisch zu sein. So wie Winston Churchill, dessen Beziehung zu seiner Frau Clementine knapp 60 Jahre währte und erst mit seinem Tod endete.
Die beiden wussten offenbar genau, wann sie einander nicht ertragen und wann sie ohne einander nicht sein konnten. Dass Clementine, um deren Hand Winston Churchill im Jahr 1908 anhielt, nicht seine erste Wahl war, wusste sie möglicherweise nicht. Zwei anderen Frauen war vom damaligen britischen Handelsminister bereits die Ehe angetragen worden – doch sie winkten ab.
Die eine, weil sie sich als Schauspielerin dem anstrengenden Leben an der Seite eines Politikers nicht gewachsen fühlte, die andere, weil sie Churchill eine solche Karriere gar nicht zutraute. Dass schließlich Clementine zusagte, hatte möglicherweise weltpolitische Bedeutung: Als ihr Mann im Oktober 1909 von einer Frauenrechtlerin auf dem Bahnhof von Bristol mit einer Peitsche attackiert wurde, wäre Winston beinahe vor den einfahrenden Zug gestürzt. Festgehalten wird er nicht von seinen männlichen Begleitern, die erschrocken zurückweichen. Sondern von seiner Frau, die ihn am Mantel packt und so möglicherweise sein Leben rettet.
Einer wirkt meist im Hintergrund - für den anderen
Ganz so tatkräftig muss die Liebesarbeit in langjährigen Beziehungen nicht immer sein. Das zeigen die Beispiele, die Antonia Meiners in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Lange Liebe – Vom Glück des Zusammenbleibens“ vereint. Warum die gekrönten Häupter, Künstler, Politiker und Modeschöpfer über Jahrzehnte aneinander festhalten, teilweise über den Tod hinaus weiter am Vermächtnis des geliebten Menschen arbeiten, hat so unterschiedliche Gründe, wie es Liebespaare gibt.
Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. Ob beim Hohenzollernprinzen Friedrich Wilhelm III. und seiner Gattin Luise oder – andere Zeit, andere Sitten – bei der Literatin Getrude Stein und ihrer Weggefährtin Alice B. Toklas: Meist steckt einer der beiden Partner zurück, wirkt im Hintergrund, lässt den anderen im politischen oder kulturellen Rampenlicht glänzen. Ihre große Verehrung für Gertrude Stein lässt etwa Alice B. Toklas keinen Moment an ihrer Berufung zweifeln, für die verehrte Literatin da zu sein. Letztlich wirkt auch Clementine Churchill im Hintergrund – obwohl ihre modernen frauenpolitischen Ansichten Sir Winston stark beeinflusst haben sollen.
Das Elend des Betrogenwerdens ist kein Thema
„Zu einer glücklichen Ehe gehören meist mehr als zwei Personen“ – auch wenn derartige Bonmots Oscar Wildes leicht von den Lippen gehen: Gelebt ist die Liebe zu dritt oder das Eheleben mit Seitensprung nicht für jeden Beteiligten eine Bereicherung. Der zwölf Jahre ältere Gustav Klimt zum Beispiel mutete Emilie Flöge, mit der er bis an sein Lebensende eine Liebesbeziehung lebte, einiges zu. Wie die Modeschöpferin und Designerin damit klarkam, dass der Wiener Maler praktisch ständig in irgendwelche Affären verwickelt war, ist – wie so oft – nicht überliefert.
Die Lektüre ist wie ein Appetithappen
Deshalb erscheint nicht nur an dieser Stelle die Sammlung der unendlichen Liebesgeschichten wie ein emotionaler Appetithappen. Nur kurz werden die Partnerschaften, ob von Louis Aragon und Elsa Triolet, Helmut und Loki Schmidt oder Paul und Linda McCartney, angerissen. Dabei möchte der Leser gerne mehr wissen, und so ist das hübsch aufgemachte 130-Seiten-Werk lediglich eine Einstiegslektüre in die Welt der großen Liebesgeschichten.
Zu denen mit Sicherheit die von Schauspielerin Senta Berger und Regisseur Michael Verhoeven gehört. 1963 lernten sich die gebürtige Wienerin und der Berliner kennen, drei Jahre später heirateten sie. Heimlich. Auch, weil die Medien dem Paar – sie hatte gerade ihre ersten Filme in Hollywood gedreht, er studierte Medizin – auf der Spur war und nichts lieber als Fotos von der Hochzeit veröffentlicht hätte. In dem Buch berichtet Senta Berger vom Vorabend der Hochzeit, den die beiden mit Freunden und ihren Familien auf dem Oktoberfest verbrachten: „Wenn ich die Fotos von diesem Abend sehe – ein Freund hat sie gemacht – dann sehe ich meine rotglühenden Backen, sehe das Glück, die Erwartung in meinen Augen und den Spaß über den geglückten Streich der heimlichen Hochzeit.“
"Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit"
Mehr als 50 Jahr sind sie nun verheiratet und sehen auf nahezu jedem Foto glücklich aus. Sie stehen in einer besonderen Verbindung, das ist auch für Außenstehende wahrnehmbar. Doch wer nun romantisiert darüber nachsinnt, dass manche Menschen eben füreinander bestimmt zu sein scheinen, wird von Senta Berger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Du kannst alles mit einem Mann haben: Toleranz, Respekt, Erotik, Sexualität, Vernunft – ohne Glück funktioniert die beste Ehe nicht. Unser Glück ist geprüft. Uns ist nichts in den Schoß gefallen. Und – man muss auch wollen, dass eine Ehe funktioniert.“
Und vielleicht ist das das große Geheimnis ewiger Liebe: Wollen. Nicht nur wünschen. Oder, wie es Hape Kerkeling alias Evje van Dampen sagt: „Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.“
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