Dieses Wochenende wird er irgendwo in England feiern, ohne Aufsehen, zusammen mit seiner Frau Senta Berger, die dort gerade einen Fernsehfilm dreht. Solche Zurückhaltung, der Verzicht auf alles showbizzhafte Getue ehrt den Regisseur Michael Verhoeven, der heute vor 70 Jahren in Berlin geboren wurde.
Dabei ist er ein Schauspielerkind, Sohn des schon in Vorkriegszeiten erfolgreichen Akteurs und Regisseurs Paul Verhoeven (aber nicht verwandt mit dem gleichnamigen „Basic Instinct“-Regisseur). Schon als Schüler hatte er erste Filmrollen, etwa im „Pauker“ neben Heinz Rühmann. Doch Verhoeven studierte zunächst Medizin, promovierte über Gehirntumore und psychiatrische Fehlbefunde, ehe er selber Filme zu drehen begann. Dem großen Publikum bekannt wurde er – wenn nicht (seit über 40 Jahren) als Ehemann der schönen Senta abgelichtet – mit zwei herausragenden Filmen: „Die weiße Rose“ von 1982, mit Lena Stolze als Sophie Scholl, der von den Nazis hingerichteten Münchner Widerständlerin; und acht Jahre danach „Das schreckliche Mädchen“, wiederum mit der wunderbaren Lena Stolze, die in einer bayerischen Kleinstadt den Verstrickungen und Verdrängungen aus der NS-Zeit nachspürt. Der Film wurde damals auch für den Oscar nominiert. 1995 war dann Verhoevens Verfilmung von George Taboris Theatererzählung „Mutters Courage“ überhaupt kein Erfolg, trotz Ulrich Tukur und der glänzenden englischen Schauspielerin Pauline Collins als Elsa Tabori. Der unterschätzte Film, von Verhoeven auf eigenes Risiko produziert, war ein finanzielles Desaster.
Aber in dem äußerlich so verbindlichen, seit langem in München-Grünwald lebenden Jubilar steckt auch ein zäher Kämpfer. Schon sein Durchbruch war eine Provokation: 1969 hatte er mit den Akteuren Friedrich von Thun und Hartmut Becker (der Berliner Schauspieler ist auch gerade 70 geworden) sowie der erst 16-jährigen Eva Matthes „O.k.“ gedreht: Im bewusst verfremdeten Brecht-Fassbinderstil war das ein bajuwarisches Vietnamkriegsdrama, mit einer Vergewaltigung der bayerisch-vietnamesischen Eva Matthes durch bayerisch-amerikanische GIs. Bei der Vorführung 1970 auf der Berlinale reichte das zum Skandal und Festivalabbruch. Jetzt, 2008, bekam Michael Verhoeven gerade beim Münchner Filmfest den Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Zu recht – und ein Grund mehr zum Anstoßen! Peter von Becker
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