1. FC Union vor dem Spiel gegen Hoffenheim: Der Berliner Offensive fehlt der Rhythmus
Die Offensive des 1. FC Union Berlin leidet unter den vielen Ausfällen. Das letzte Stürmertor liegt anderthalb Monate zurück, doch nun kehrt Kruse zurück.
Stürmer werden an Toren gemessen. Sagt zumindest eine alte Fußballweisheit. Natürlich gibt es auch für Angreifer viele Facetten des Spiels: Sie sind wichtig für das Pressing, behaupten Bälle, geben Vorlagen. Beim 1. FC Union hatten sie in der vergangenen Saison mit Sebastian Andersson einen Meister dieses Fachs. Am Ende des Tages schaut die breite Öffentlichkeit aber doch vor allem auf die Tore. Ist ja auch beeindruckend, wenn ein Robert Lewandowski allein mehr Treffer erzielt als sieben gesamte Mannschaften in der Bundesliga.
Urs Fischer musste zu Beginn der Saison viel über seine Offensivabteilung sprechen. Andersson war gerade weg, Max Kruse verletzt, Taiwo Awoniyi und Joel Pohjanpalo noch nicht da. Erst langsam setzte sich das Puzzle zusammen und ab Mitte der Hinrunde lief Unions Angriff auf Hochtouren. Zwischenzeitlich hatten die Berliner sogar die zweitmeisten Treffer der Liga erzielt.
Sportler leben aber von ihrem Rhythmus, vom Selbstvertrauen – und das gilt insbesondere für Torjäger. Nicht umsonst spricht man bei ihnen gerne von einem Lauf. Womit wir bei Unions aktuellem Problem wären: Vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag (13.30 Uhr, Dazn) hat keiner der Stürmer auch nur die Chance, einen echten Lauf zu haben.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]
Gerade die Berliner Offensivabteilung leidet in dieser Saison immer wieder unter Verletzungspech. Anthony Ujah hat aufgrund anhaltender Knieprobleme noch gar nicht gespielt. Sheraldo Becker fehlt seit mehr als einem Monat mit muskulären Problemen, Pohjanpalo und Kruse verpassten jeweils mehr als zehn Spiele.
Die große Konstante in der Spitze hieß Awoniyi. Der Nigerianer machte seine Sache meist gut, ließ zwar die eine oder andere klare Chance liegen, arbeitete aber extrem viel für die Mannschaft. Doch vor dem 1:0-Sieg gegen Freiburg am vergangenen Samstag musste auch Awoniyi kurzfristig mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel passen. Mit einer schnellen Rückkehr ist nicht zu rechnen.
Durch die Winterzugänge Leon Dajaku und Petar Musa hat Fischer zwar immer noch genug Auswahl in der Offensive, das letzte Stürmertor durch Cedric Teuchert gegen Bayer Leverkusen liegt allerdings schon anderthalb Monate zurück. Im besonders guter Form ist keiner der verfügbaren Angreifer. Große Sorgen bereitet dem Schweizer Trainer dieser Umstand aber offenbar nicht. „Wir haben genügend Möglichkeiten“, sagt Fischer.
Gegen Hoffenheim dürfte Pohjanpalo als Mittelstürmer erneut gesetzt sein. Der Finne hat nach seiner langen Verletzungspause bereits die vergangenen beiden Spiele von Anfang an bestritten, kam aber noch relativ selten in die Strafraumsituationen, die er wie kein anderer Stürmer im Kader auszunutzen pflegt. Als Alternative steht Musa bereit, der sich ebenfalls in Tornähe wohl fühlt. Man könne nicht erwarten, dass er innerhalb weniger Wochen komplett integriert sei, sagt Fischer. „Aber er macht Schritte und ist ganz sicher eine Option für Sonntag.“
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Wer die weiteren Positionen in der Offensive besetzt, hängt auch von der taktischen Formation ab. In Freiburg setzte Fischer seit langer Zeit mal wieder auf Marius Bülter. Der Flügelspieler machte seine Sache ordentlich und es ist durchaus denkbar, dass Fischer dabei bleibt. Ansonsten hat er für die Rolle der hängenden Spitze die Qual der Wahl zwischen Teuchert, Dajaku und Kruse.
Unions Toptorschütze stand schon in Freiburg wieder im Kader, der Spielverlauf sprach jedoch nicht unbedingt für eine Einwechslung. „Er hat diese Woche einen guten Eindruck gemacht und engagiert trainiert“, sagt Fischer. Einen Startelf-Einsatz will der Trainer nicht ausschließen – „vorstellbar ist alles“ –, besonders wahrscheinlich ist er aber nicht. Nach dieser langen Verletzung wird Fischer seinen besten Fußballer vermutlich behutsam aufbauen und in der zweiten Halbzeit einwechseln. Denn auch ohne Rhythmus ist Kruse immer für einen besonderen Moment gut.