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Bei seinem Debüt für den 1. FC Union in Mainz wurde Petar Musa (am Ball) in der Schlussphase eingewechselt.
© imago images/Matthias Koch

Neuer Stürmer des 1. FC Union: Petar Musa hat vier Monate Probezeit

Der 22 Jahre alte Kroate hat nicht viel Zeit, um sich beim 1. FC Union einzuleben. Bis zum Sommer ist er ausgeliehen – wie es weitergeht, ist ungewiss.

In Tschechien wurde Petar Musa schon mit Edin Dzeko verglichen, der den Sprung in die Bundesliga und die große Fußballwelt über den dortigen Erstligisten FK Teplice schaffte. In seiner kroatischen Heimat wollen Beobachter Ähnlichkeiten mit Vizeweltmeister Mario Mandzukic entdeckt haben. Die Frage nach seinem Idol führt aber noch mal eine Kategorie höher, zu Zlatan Ibrahimovic. „Er ist einfach mein Lieblingsspieler“, sagt Musa. Wie der große Schwede in Diensten des AC Mailand ist der Neuzugang des 1. FC Union Mittelstürmer und seine Wurzeln liegen ebenfalls auf dem Balkan – vergleichen will sich Musa mit Ibrahimovic dennoch nicht.

Sportlich ist das sehr sinnvoll, denn bei allem Talent des 22-Jährigen wird sein Idol wohl für immer unerreichbar sein und wechselte in seinem Alter gerade für 16 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin. Charakterlich ist der Unterschied noch deutlich größer. Hier der egozentrische, provokante, arrogante Schwede; dort der schüchterne, leise, einsilbige Kroate.

Musa ist erst seit wenigen Tagen in Berlin und in einer virtuellen Medienrunde am Dienstag ist ihm die Unsicherheit anzumerken. Aber wer will es ihm verdenken, als junger Mensch in einem neuen Umfeld, in einem Land, dessen Sprache er noch nicht spricht. Es muss ja nicht jeder ein Ibra sein.

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Bei Union wird es ihnen ganz recht sein, dass Musa die Fragen nach seiner Perspektive im Verein kurz und diplomatisch beantwortet. Die Berliner hätten den Stürmer dem Vernehmen nach gerne fest verpflichtet, Slavia Prag lehnte das aber ebenso ab wie eine Kaufoption. Medienberichten zufolge verfügen die Berliner immerhin über ein „Matching Right“. Sollte ein anderer Verein im Sommer ein Angebot für Musa abgeben, wird Union darüber informiert und kann dieses mit einer eigenen Offerte kontern. Er selbst sagt dazu nur: „Mein Vertrag bei Slavia läuft bis 2024, ich plane gar nichts und im Sommer werden wir sehen.“

Das gilt gewissermaßen auch für Union als Verein. Denn im Hinblick auf das Sommertransferfenster gibt es im Berliner Angriff viele Fragezeichen. Einen Vertrag für die kommende Saison haben einzig Max Kruse und Cedric Teuchert. Taiwo Awoniyi, Musa und Joel Pohjanpalo sind nur ausgeliehen, im Falle des Finnen verfügt Union aber über eine Kaufoption. Dennoch wollten die Berliner Musa unbedingt verpflichten. In großen Teilen der Hinrunde war der Angriff dünn besetzt und mit dem Transfer von Musa sowie der Leihe des offensiv flexibel einsetzbaren Leon Dajaku hat Union diese Baustelle geschlossen.

Petar Musa bringt Union die Kopfballstärke zurück

Musa ist ein Spielertyp, den die Berliner so nicht haben. Mit 1,90 Meter ist er größer als seine Konkurrenten und gibt dem Team in vorderster Reihe einen Teil der Kopfballstärke zurück, die es mit Sebastian Andersson abgegeben hat. Zudem verkörperte er in Tschechien eine von Urs Fischers Lieblingsqualitäten: die Effizienz. In dieser Saison erzielte er für Slavia zwar nur vier Tore, stand aber lediglich 463 Minuten auf dem Platz – und das meist als Joker. In der vergangenen Spielzeit wurde er mit 14 Treffern Torschützenkönig. Musa hat seine Stärken im Strafraum, zögert nicht lange und schließt bevorzugt mit dem ersten Kontakt ab.

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Am vergangenen Samstag gab Musa in der Schlussphase in Mainz sein Debüt für Union und das nach nur wenigen Trainingseinheiten. „Es ist nicht meine erste Leihe“, sagt Musa. „Jetzt ist es aber anders, weil ich in einem fremden Land bin. Die Bundesliga ist eine der besten Ligen der Welt, hier geht alles schneller als in Tschechien.“ Viel Zeit für die Anpassung hat er nicht. Bis zum Saisonende sind es nicht mal vier Monate und Ende März steht für Musa mit der kroatischen U 21 auch noch die Gruppenphase der Europameisterschaft an.

Dort und in der Bundesliga will er die größere Bühne nutzen, um sich zu präsentieren. Denn auch ohne Kaufoption muss es ja nicht bei einer Leihe bleiben. „Wenn ich mich in der Bundesliga durchsetze, wird Union auch ernsthafter über einen Kauf verhandeln“, sagte Musa der kroatischen Zeitung „Sportske Novosti“.

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