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Macht sich locker. Unions Trainer Norbert Düwel wirkt dieser Tage entspannter als noch vor einem Jahr. Seine Mannschaft wurde in den vergangenen Wochen stark verändert, noch nie haben die Berliner so viele neue Spieler verpflichtet wie diesmal.
© Matthias Koch

Zweite Liga: Der 1. FC Union baut seine Mannschaft um

Trainer Norbert Düwel erklärt den personellen Umbruch. Dass die neuen Spieler eine lange Eingewöhnungszeit benötigen, glaubt er nicht.

Der Regen prasselte kräftig auf das Dach der Tribüne neben dem Sportplatz in Bad Kleinkirchheim. Am sechsten Tag des Trainingslagers des 1. FC Union in Kärnten ließ sich Cheftrainer Norbert Düwel davon jedoch die Laune nicht verderben. Der 47-Jährige wirkt seit Beginn seiner zweiten Spielzeit in Köpenick für Außenstehende gelassener und fröhlicher, auch wenn der Bayer selbst eine andere Wahrnehmung hat. Da könnte man viel hineininterpretieren. „In den Zeiten, wo das anders gesehen wurde, war ich genauso locker und entspannt wie jetzt. Von daher ist es für mich kein Unterschied. Wir haben die gleichen guten Bedingungen in Bad Kleinkirchheim wie im Vorjahr“, sagte Düwel. Man habe einen guten Kader, wie das auch im letzten Jahr der Fall war. Die Arbeit mit den Jungs und das Umfeld machten Spaß. „Von daher kann man auch gute Laune haben.“

Zweifel sind berechtigt - findet die Mannschaft tatsächlich schnell zueinander?

Mehr als neun Neuzugänge in einer Sommervorbereitung hat es in den vergangenen sechs Zweitligajahren nie gegeben beim 1. FC Union. Dass die Findungsphase der Mannschaft deshalb länger dauern könnte, befürchtet Düwel nicht – obwohl Zweifel durchaus berechtigt sind. Die Veränderungen gegenüber seinem Amtsantritt im Mai 2014 erscheinen deutlich gravierender. Düwel verteidigt seine Sicht: „Im letzten Jahr war es ein struktureller Umbruch. Wenn man so will, ist es jetzt ein personeller Umbruch, der aber in einem gefestigten Umfeld stattfindet. Ich glaube, dass die Neuen gut aufgenommen wurden.“ Das mache vieles leichter. Die Rahmenbedingungen mit dem Trainer- und Betreuerteam sind die gleichen wie im letzten Jahr. „Wir haben uns punktuell und in der Breite verstärkt, weil es keine U 23 mehr gibt. Das Zusammenwachsen kann länger dauern, aber das hoffen wir nicht.“

Düwel will den Kapitän wieder selbst bestimmen

Dabei sind vor allem Führungsspieler gefragt. Auf wen Düwel dabei am meisten setzt, dürfte bereits zum Ende des Trainingslagers feststehen. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich mir meine Kapitäne wählen werde. Es werden drei Spieler sein. Der Mannschaftsrat bestimmt sich dadurch, dass noch zwei Spieler dazugewählt werden“, sagte Düwel. „Aber nicht durch die ganze Mannschaft, sondern durch die drei Kapitäne.“

Benjamin Kessel und Stephan Fürstner sollen gleich Führungsaufgaben übernehmen

Offen ließ Düwel, ob der bisherige Spielführer Damir Kreilach und sein Stellvertreter Christopher Trimmel im Amt bleiben. Sie gehörten genauso zum Mannschaftsrat wie Fabian Schönheim und Sören Brandy. Durch das Auslaufen des Vertrages von Mario Eggimann ist mindestens eine Position vakant. Der vom Bundesligisten Mainz 05 ausgeliehene Sebastian Polter, der auch ohne Binde oder Zugehörigkeit zum Mannschaftsrat so etwas wie ein heimlicher Chef war, spielt nun für die Queens Park Rangers in England. Allerdings gibt es zwei Neuzugänge, die mit Sicherheit dem Düwel’schen Führungsprinzip gerecht werden. Deswegen habe man Spieler wie Benny Kessel und Stephan Fürstner geholt, die in ihren alten Mannschaften Führungspositionen innehatten. „Das sind die Jungs, die das nach außen tragen“, sagte Düwel. „Es geht nicht permanent darum, der Chef zu sein, sondern mit Leistung zu überzeugen. Wir haben einen guten Kader gut aufgewertet.“

Düwel konnte erstmals die Mannschaft nach seinen Vorstellungen umbauen. In der Theorie ist er damit seiner Wunschvorstellung nähergekommen. In der Praxis müsse für das Saisonziel Rang eins bis sechs aber ein Rädchen ins andere greifen, sagte Düwel. Ein großer Trumpf könne der Teamgeist sein. Wenn jeder verstehe, dass persönliche Belange hinter denen der Mannschaft und mannschaftliche Belange hinter denen des Vereins anzusiedeln sind, dann sei man auf einem guten Weg, so der Trainer. „Man muss diese Dinge auch in Phasen vorleben, wo es angebracht ist.“ Düwel nannte als Beispiel Damir Kreilach. Der Kroate habe als Kapitän in der ersten Halbserie auch mal auf der Bank gesessen und das nicht einmal negativ kommentiert.

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