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Getrennte Wege: Trainer Norbert Düwel (l.) wechselte beim 1. FC Union zuletzt nicht nur auf der Torhüterposition, sondern tauscht nun auch den Torwarttrainer aus. Holger Bahra (r.) wurde bis zum Saisonende beurlaubt.
© Imago

Eiserner Wind beim 1. FC Union: Norbert Düwel wirft Torwarttrainer raus

Cheftrainer Norbert Düwel treibt den Umbruch beim 1. FC Union weiter voran – nach dem jüngsten Torwartwechsel ist nun Torwarttrainer Holger Bahra mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden.

Die Diskussion um die Torhüter beim 1. FC Union, sie ging am Dienstagvormittag in die nächste Runde. Als die Profis des Fußball-Zweitligisten nach einer Videoanalyse den Platz betraten, war Holger Bahra nicht dabei. Um 10.28 Uhr teilte der Verein in einer neunzeiligen Pressemitteilung mit, dass der zum Sommer auslaufende Vertrag mit dem Torwarttrainer nicht verlängert und der 56-Jährige bis zum Saisonende freigestellt wird. Holger Bahra hatte von seinem vorzeitigen Rauswurf vor dem Training von Sportgeschäftsführer Nico Schäfer erfahren und sofort seine Sachen gepackt.

Seit Jahresbeginn 2005 gehörte Bahra zum Trainerstab der Eisernen. Mit ihm stieg Union 2006 in die damals drittklassige Regionalliga und 2009 in die Zweite Bundesliga auf. Bahra gehörte zur „Gute-Laune“-Fraktion, die jede Mannschaft braucht. Er hatte immer ein Späßchen auf den Lippen. Wenn es sein musste, stellte sich der frühere DDR-Oberliga-Torhüter des 1. FC Magdeburg und von Stahl Brandenburg beim Training auch noch mit weit über 50 Jahren ins Tor – und das Ganze gar nicht mal schlecht. Das brachte ihm den Spitznamen „Katze“ ein. „Holger war ein cooler Typ und hatte einen super Charakter“, sagte Vizekapitän Christopher Trimmel. „So etwas ist immer schade. Aber es ist in jedem Job so, dass Positionen geändert werden. Es sind Entscheidungen, die der Verein getroffen hat. Das hat jeder zu akzeptieren.“

Bahra soll am letzten Spieltag beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig würdig verabschiedet werden, sein Zwischenzeugnis hat aber auch negative Bewertungen. „Holger Bahra hat bei Union viele Jahre gute Arbeit geleistet“, sagte Nico Schäfer. „Aufgrund vieler Veränderungen in den letzten Monaten war jedoch die Basis für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr gegeben, deshalb haben wir diesen Schritt jetzt vollzogen.“

Bahra wird Stagnation der Torhüter angelastet

Mit der Arbeit Bahras, dem man wohl zu altmodisches Training vorwarf, war der Verein zunehmend unzufrieden. Eine gewisse Stagnation der Union-Torhüter in den letzten Jahren wurde auch an ihm festgemacht. Die Gegentorflut unter Trainer Uwe Neuhaus setzte sich zumindest auch bei Nachfolger Norbert Düwel fort.

Auf jeden Fall dürfte es angesichts der plötzlichen Trennung einen Zusammenhang mit dem jüngsten Torwartwechsel bei Union geben. Am Sonntag im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0) hatte für die Öffentlichkeit überraschend Torwart Mohamed Amsif zum zweiten Mal in dieser Serie Daniel Haas als Nummer eins verdrängt, obwohl Haas in jüngster Zeit regelmäßig zu den besten Unionern gehörte. Bahra soll damit nicht einverstanden gewesen sein. Seine Fürsorge für Haas am Spieltag kam zudem nicht gut an.

Neuer Torwarttrainer könnte schon am Mittwoch vorgestellt werden

Die Trennung von Bahra ist ein deutliches Signal dafür, dass Norbert Düwel nun den Wind der Veränderung durch Köpenick wehen lässt. Bei seinem Dienstantritt im Sommer gab der Cheftrainer allen Mitgliedern des alten Trainer- und Betreuerstabes die Chance, sich zu beweisen. Bahra konnte Düwel offensichtlich nicht überzeugen. Dass Düwel dann sehr konsequent sein kann, beweisen die Abgänge der Profis Adam Nemec und Baris Özbek.

Auch im Trainerstab der Regionalliga-Elf des 1. FC Union wird es eine Veränderung geben. Der im Sommer auslaufende Vertrag von Chefcoach Robert Jaspert wird „im beiderseitigen Einvernehmen“ nicht verlängert. Jaspert soll ein Angebot aus dem Ausland vorliegen. Union wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

Am Dienstag kümmerte sich Fitnesstrainer Daniel Wolf um die Torleute. Doch Union konnte die Trennung von Bahra wohl deshalb kurzfristig vollziehen, weil man einen jüngeren Torwarttrainer mit moderneren Ansichten in der Hinterhand hat. Bereits am heutigen Mittwoch könnte der Neue seinen Einstand geben. Ein heißer Kandidat soll Dennis Rudel sein, der zuletzt bei den Kaizer Chiefs in Südafrika unter Vertrag stand.

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