Nach dem zweiten Sieg in der Euroleague: Alba Berlins denkwürdige 50 Minuten von Athen
Der spektakuläre Sieg gegen Panathinaikos gibt Alba Berlin Selbstvertrauen, kostet aber auch viel Kraft. Was wiegt mehr? Marco Baldi hat eine klare Antwort.
Das Basketball-Jahr 2019 hat für die Fans von Alba Berlin ja eigentlich schon genug hochdramatische Spiele hervorgebracht: Als Aufbauspieler Martin Hermannsson etwa im Januar das Eurocup-Spiel gegen Vilnius mit 17 Punkten am Stück drehte. Als im Februar das Pokalfinale gegen Bamberg durch einen Dreier kurz vor Schluss bitter verloren ging.
Als sich Alba im April vor ausverkauftem Haus eine epische Schlacht mit Valencia lieferte und das zweite Eurocup-Finalspiel nach Verlängerung für sich entschied. Oder auch die knapp verpasste Sensation erst vor ein paar Wochen beim Euroleague-Finalisten Anadolu Istanbul, ebenfalls nach Verlängerung.
Alba Berlins letzte Ergebnisse in BBL und Euroleague
- Euroleague, 6. Spieltag: Real Madrid – Alba Berlin 85:71
- BBL, 6. Spieltag: Alba Berlin – Ulm 109:89
- Euroleague, 7. Spieltag: Maccabi Tel Aviv – Alba Berlin 104:78
- BBL, 7. Spieltag: Bayern München – Alba Berlin 84:80
- Euroleague, 8. Spieltag: Panathinaikos Athen – Alba Berlin 105:106 n.V.
Doch davon hatte das Team wohl noch nicht genug. Und so setzten die Berliner am Donnerstagabend ein weiteres Spiel auf diese Liste: 50 denkwürdige Minuten Basketball brauchte es, bevor Alba nach zweimaliger Verlängerung durch einen 106:105-Erfolg beim griechischen Meister Panathinaikos Athen den zweiten Sieg der laufenden Euroleague-Saison mit nach Hause nahm.
50 Minuten, die zwar nicht immer hochklassig, dafür aber umso unterhaltsamer verliefen. 50 Minuten, in denen Alba „das Spiel schon dreimal gewonnen, aber vorher auch schon zweimal verloren“ hatte, wie es Geschäftsführer Marco Baldi ausdrückte. 50 Minuten, die dem Team nach den jüngsten Niederlagen vor allem viel Vertrauen ins eigene Tun schenken dürften. Aber auch 50 Minuten, die den personell stark gehandicapten Berlinern noch eine Weile nachhängen werden.
Gut für den Kopf, schlecht für die Knochen. So lässt sich das überlange, aber beflügelnde Spiel aus Albas Sicht kompakt zusammenfassen. Sieben Spiele innerhalb von zwei Wochen absolvieren die Berliner zurzeit. Was wiegt bei diesem Grenzgang mehr?
Alba Berlins nächste Aufgaben haben es in sich
Marco Baldi hat darauf eine klare Antwort: „Der Kopf ist immer wichtiger“, sagt er. „Unter diesen ganzen Vorzeichen, in einer vermeintlich schwierigen Situation, mit den ganzen fehlenden Spielern, nach zwei Verlängerungen – da war das vor allem für den Spirit wahnsinnig wichtig.“
Fünf der letzten sechs Spiele hatte Alba zuletzt verloren. Allesamt gegen favorisierte Gegner zwar, aber auf die Stimmung drückte das schon. In Athen mussten die Berliner dann auch noch auf gleich vier zentrale Spieler aus der Rotation verzichten.
Peyton Siva, Stefan Peno, Marcus Eriksson und Tyler Cavanaugh fehlten allesamt verletzt. Und Center Landry Nnoko hatte am Abend vorher noch mit einem Magen-Darm-Virus im Bett gelegen – machte mit 17 Punkten in etwa 24 Minuten jedoch ein „unwahrscheinliches“ Spiel, wie Baldi befand.
Auch wenn Albas kaum erfahrene Spieler wie Makai Mason oder Jonas Mattisseck ihre Rollen mehr als ordentlich ausfüllten, können die Berliner zurzeit wirklich jeden Mann gebrauchen. Denn Albas nächste Aufgaben haben es in sich.
Schon am Sonntag muss das Team von Trainer Aito Garcia Reneses zum Tabellendritten nach Ludwigsburg, der in der Basketball-Bundesliga (BBL) wie Alba erst ein Spiel verloren hat. Danach folgen im Zwei-Tages-Rhythmus mit Piräus, Belgrad und Oldenburg drei weitere Gegner, bei denen es für Alba in der Euroleague wie in der BBL darum geht, den Anschluss an die direkte Konkurrenz zu halten.
„Die Einleitung mit diesem Spiel war optimal“, findet Baldi. Über das Programm der kommenden Tage lässt sich das jedoch nicht behaupten. Am Freitag kehrte das Team aus Griechenland zurück nach Berlin, Zeit zur Vorbereitung bleibt vor dem nächsten Spiel also kaum.
Die nächsten Spiele von Alba Berlin
- Sonntag, 17.11.: Ludwigsburg (A – BBL)
- Dienstag, 19.11.: Roter Stern Belgrad (H – Euroleague)
- Donnerstag, 21.11.: Olympiakos Piräus (H – Euroleague)
- Samstag, 23.11.: Oldenburg (H – BBL)
- Dienstag, 26.11.: Bonn (A – BBL)
Und mit Ludwigsburg trifft Alba bei allen aktuellen Strapazen wohl auf den falschesten Gegner zum falschesten Zeitpunkt: Die Schwaben haben nach vier Siegen in Folge nicht nur viel Selbstvertrauen, sondern spielen zugleich auch noch den aggressivsten Basketball der Liga. Da kommt vieles auf Albas ohnehin schon geschundene Glieder zu.
Baldi bleibt jedoch bei seiner Devise: Kopf vor Knochen. „Wichtig ist, dass wir uns jetzt mental richtig vorbereiten“, sagt Albas Geschäftsführer. „Ob sich das dann auch in die Knochen überträgt, werden wir sehen.“
Leonard Brandbeck