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Bissig und gewillt. Peyton Siva will mit Alba Berlin Spiel drei erzwingen.
© Andreas Gora/dpa

Eurocup-Krimi gegen Valencia: Alba Berlin holt sich das echte Finale

Luke Sikma lässt die Fans nicht im Stich: Berlins Basketballer gewinnen das zweite Spiel gegen Valencia nach Verlängerung. Die Entscheidung fällt am Montag.

Es war nicht mehr lange zu spielen in der Verlängerung, als die Berliner unter den 14.500 Zuschauern in der restlos ausverkauften Arena am Ostbahnhof in einen kollektiven Sprechchor einsetzten. „MVP, MVP!“, schallte es durch die Halle. Der MVP, also der wertvollste Spieler eines Wettbewerbs, spielt im diesjährigen Eurocup für Alba Berlin – und Luke Sikma ließ seine Fans nicht im Stich. Der US-Amerikaner verwandelte sicher von der Freiwurflinie, nachdem er zuvor schon einen wichtigen Drei-Punkte-Wurf getroffen hatte.

In einem nervenaufreibenden Duell führte Alba wieder, und dieses Mal gaben die Berliner ihren Vorsprung nicht mehr ab. Sie gewannen das zweite Spiel der Eurocup-Finalserie gegen Valencia BC 95:92 nach Verlängerung (23:21, 19:18, 20:20, 21:24, 12:9) und halten ihren Traum vom zweiten internationalen Titel nach dem Gewinn des Korac-Cups 1995 am Leben. „Das war das geilste Spiel überhaupt und Adrenalin pur“, sagte der 17 Jahre alte Franz Wagner.

Da sich in einer „Best-of-3“-Serie diejenige Mannschaft durchsetzt, die zuerst zwei Siege erreicht, gibt es nach dem Heimsieg der Spanier am Dienstag und dem der Berliner am Freitag ein entscheidendes drittes Aufeinandertreffen. Dieses findet aufgrund der besseren Bilanz im diesjährigen Eurocup am kommenden Montag in Valencia statt.

Der Berliner Manager Marco Baldi und sein Trainer Aito Garcia Reneses waren in den vergangenen Tagen und Wochen nicht müde geworden, das dritte Europapokalfinale der Klubhistorie richtig einzuordnen. Auch ein Blick auf die Zuschauertribüne machte schnell klar, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Spiel handelte. Zum ersten Mal in dieser Saison war die Halle voll, Bundestrainer Henrik Rödl war da und in der ersten Reihe, direkt hinter der Berliner Ersatzbank, saß Moritz Wagner. Der ältere Bruder von Albas Nachwuchsattraktion Franz Wagner spielt mittlerweile in der NBA bei den legendären Los Angeles Lakers und nutzte das unerwartet frühe Saisonende seines Teams für einen Besuch in der Heimat.

Schon vor dem ersten Sprungball des zweiten Finales am Freitag deuteten die Organisatoren von Euroleague und Eurocup an, dass es für Alba zukünfig vermutlich regelmäßig solch renommierte Gegner geben wird. Präsident Jordi Bartomeu kündigte einige Änderungen an und betonte, was für eine große Rolle er Berlin als Standort für die Entwicklung des wichtigsten europäischen Wettbewerbs beimesse. Er zählte diverse Eventualitäten auf, der Kern seiner Aussage war allerdings klar: Alba wird in der kommenden Saison mit ziemlicher Sicherheit in der Europaliga spielen.

Die zweite Halbzeit begann für Alba dann nicht sonderlich gut

Als Eurocup-Sieger wären die Berliner für diese ohnehin qualifiziert und dementsprechend motiviert starteten sie dann auch. Vor einer Kulisse, wie man sie im deutschen Basketball nur ganz, ganz selten erlebt, erzielte Alba die ersten Punkte und ließ sich auch von der anfangs herausragenden Trefferquote der Spanier nicht beeindrucken. Dem Team von Reneses war deutlich anzumerken, dass sie die Fehler bei der Niederlage in Valencia analysiert hatten. Die Berliner Spieler warfen sich nach jedem Fehlwurf Richtung Ball und holten sich anders als im ersten Spiel viele Rebounds.

Um sich früh abzusetzen, reichte das aber nicht. Denn Valencia spielte sehr geduldig und traf mit schöner Regelmäßigkeit aus der Distanz. Es war ein echtes Finalspiel, in dem beide Mannschaften verbissen um jeden Punkt kämpften. Im ersten Viertel setzte sich Valencia einmal um fünf Punkte ab, kurz vor der Halbzeit Alba um sieben. Nachhaltig waren diese kurzen Serien aber nicht, es ging mit 42:39 für Gastgeber in die Pause.

Die zweite Halbzeit begann für Alba dann nicht sonderlich gut. Zwar traf Rokas Giedraitis einen Drei-Punkte-Wurf aus der Ecke, Landry Nnoko holte sich aber innerhalb weniger Sekunden erst sein drittes, dann sein viertes Foul ab. Reneses beorderte seinen defensivstärksten Center vorsichtshalber auf die Bank.

Kurz darauf pfiffen die Schiedsrichter sogar ein unsportliches Foul gegen Dennis Clifford. Die Alba-Fans waren mit diesen Entscheidungen – vorsichtig ausgedrückt – nicht ganz einverstanden und taten dies in Form eines ohrenbetäubenden Pfeifkonzertes kund. Als Valencia kurz darauf erstmals seit dem Startviertel wieder in Führung ging, begann Albas Mannschaft etwas zu wackeln und die spanischen Fans wurden immer lauter.

Anders als im ersten Spiel, das die Berliner im dritten Viertel verloren hatten, fingen sie sich dieses Mal aber schnell wieder. Das Geschehen wurde nun immer hektischer und die Schiedsrichter unterbrachen das Spiel alle paar Sekunden. Der Rhythmus war bei beiden Mannschaften dahin und es entwickelte sich ein echter Nervenkrimi, dem Peyton Siva mit einem Korbleger zwei Sekunden vor Schluss eine Verlängerung bescherte. In dieser hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Berliner das bessere Ende für sich und sicherten sich ein drittes Spiel. Ein echtes Finale. Um den Titel.

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